Kastner in Zwettl
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„Menschen im Blickpunkt“

Von der Greißlerei zum Millionenbetrieb

Vor knapp 200 Jahren eröffnete die Familie Kastner eine Greißlerei in Kirchbach (Bezirk Zwettl), heute ist die Kastner-Gruppe ein Großhandels-Millionenunternehmen. In der Filiale in Kirchbach kann man – inklusive nostalgischem Flair – immer noch einkaufen.

Kastner zählt zu den zehn größten Lebensmittel-Großhandelsunternehmen Österreichs. 260 Millionen Euro Umsatz werden jährlich gemacht, mehr als 900 Menschen sind beschäftigt. Erst kürzlich wurden zwei Großhandelsbetriebe in Kärnten übernommen.

Unternehmer Christof Kastner beschreibt den Werdegang von den Anfängen in Kirchbach über Rappottenstein (Bezirk Zwettl) bis Zwettl: „Wir haben in diesen Jahrzehnten insgesamt 28-mal Firmen übernommen und uns über das Waldviertel schließlich auch hinausentwickelt – nach ganz Niederösterreich, Österreich und auch ins benachbarte Ausland.“

Der Lebensmittelhandel wird über die 160 Nah-und-Frisch-Märkte im Osten Österreichs ebenso bedient wie die Gastronomie und der Biofachhandel. Die Struktur als reiner Familienbetrieb habe die Expansion begünstigt, meint Kastner: „Wir haben sehr kurze Entscheidungswege und das spiegelt sich auch im Management wider, wo wir sehr schnell und agil agieren können. Das bringt uns sicher Vorteile.“

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Christof Kastner
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Christof Kastner ist seit 1994 im Unternehmen tätig
Kastner in Zwettl
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Die Zentrale in Zwettl

Beginn vor 194 Jahren in kleiner Greißlerei

Begonnen hat alles in einem kleinen Laden in Kirchbach, 20 Kilometer von Zwettl entfernt. Es war das erste Geschäft der Kastners, wie eine Steuerurkunde aus dem Jahr 1828 belegt. Nach wie vor ist es geöffnet. Grete Freissl führt eine der wohl letzten echten Greißlereien im ganzen Land.

Dort sind frische Lebensmittel ebenso erhältlich wie Bekleidung, Gebetsbücher oder Nägel aller Längen – eine Mischung aus Geschäft und Museum. Christof Kastner freut sich, dass Freissl, eine Verwandte, den Greißlerladen weiterführt: „Es ist ein lebendes Geschäft. Das ist mir sehr wichtig, denn einen Museumsshop kann man ja bald machen.“

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„NÖ heute“, 21.08.2022

Die Familientradition greift aber noch weiter, erzählt er: „Unser Familienname Kastner leitet sich vom ‚Kästner‘, also dem Verwalter des Getreidekastens ab. Die Familiengeschichte geht dokumentiert bis ins 17. Jahrhundert zurück. Es ist ein Zufall, dass wir auch heute noch eine ähnliche Berufung haben, wie unser Name es schon ausdrückt.“

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Archivbild Gemeinde im Waldviertel
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Das Geschäft in Kirchbach, 1828 gegründet
heutige Ansicht der Waldviertler Gemeinde, in der Kastner die erste Filiale hatte
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Die Filiale heute
erstes Geschäft der Familie Kastner
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Vorfahren der Familie Kastner
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Als „Kästner" – Verwalter der Getreidekästen – war die Familie bekannt

Wieder Ausbau um 50 Millionen Euro in Zwettl

Das Unternehmen übersiedelte 1903 nach Zwettl, wo der erste Großhandel entstand. Heute ist in dem bemerkenswerten Altbau ein Bio-Geschäft zu finden, weil Kastner später an den Stadtrand übersiedelte. Aber auch dort wurde es inzwischen zu klein: „Wir werden hier in den nächsten 20 Jahren ein Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro realisieren. Der Großteil der nötigen Grundstücke ist schon angekauft, die Planungsarbeiten sind schon weit fortgeschritten.“

Der 15-jährige Sohn Maximilian hilft mit im Betrieb. Vater Christof hofft auf ihn: „Wir werden natürlich versuchen, diese Tradition des Familienunternehmens in die Zukunft zu führen. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern, muss aber noch die Ausbildung machen. Schauen wir, was da auf uns zukommt.“ Die nähere Zukunft wird wohl eines bringen: ein weiteres Wachstum des Zwettler Traditionsbetriebes.