Die fünfte Woche der Sommertour

Montag: St. Anton an der Jeßnitz (Bezirk Scheibbs)

Das St. Anton in Niederösterreich liegt an der Jeßnitz und ist nicht zu verwechseln mit jenem in Vorarlberg, das am Arlberg liegt. Doch auch im niederösterreichischen St. Anton geht es teilweise hoch hinaus. Auf knapp unter 1.000 Meter Seehöhe liegt das Hochbärneck, ein Almgebiet mit Almgasthaus, das Ausgangspunkt für viele Wanderungen ist. Beliebt ist etwa die Route durch den Naturpark Ötscher-Tormäuer zum Trefflingfall und wieder retour. Im Almgasthaus bekommen jene mit einem „Bärenhunger“ dann eine Almjause serviert, es gibt aber auch warmes Mittagessen.

Was das Essen und Trinken anbelangt, ist St. Anton ohnehin vorne dabei. In der Kochbuchausstellung kann man in Kochbüchern längst vergangener Zeiten schmökern – Zeiten, in denen noch Rezepte mit Austern oder Bibern gekocht wurden. Das älteste Exemplar stammt aus dem Jahr 1863. Ein Teil der Ausstellung ist zudem der sogenannten „Zettelwirtschaft“ gewidmet: Das sind jene kleinen Zettelchen oder auch Papierservietten, auf denen immer wieder Rezepte notiert und anschließend ins Kochbuch geklebt werden.

St. Anton an der Jeßnitz liegt an der Mariazellerbahn. Oberhalb des Bahnhofs im Ortsteil Winterbach thront das Hotel Winterbach, das quasi die Sommerfrische neu erfunden hat. Zu den Stammgästen zählen viele Leute aus der Stadt. Beliebt besonders bei Kindern ist die Serviereisenbahn. Im Hotel bringt eine Modelleisenbahn Schnitzerl, Salat, Kaffee, Kuchen und vieles mehr direkt zum Tisch – darunter auch die „Original Winterbach Torte“. Das Rezept war Teil des Kaufvertrags und laut der Hotelbetreiberin „fast teurer als das Hotel“.

Dienstag: Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg)

Die großen Themen in Hagenbrunn sind das Wandern und der Wein. Beides lässt sich am sogenannten Weg zum Wein – an den Hängen des Bisambergs – verbinden. Dreieinhalb Kilometer ist dieser Spazierweg lang. Er führt durch Weingärten, über Felder und Wiesen und – wie der Name schon sagt – erfährt man nebenbei alles über den Weg des Weines, vom Weinstock bis in die Flasche.

Wer sich nach einem Ausflug in Hagenbrunn wie neu geboren fühlen will, der ist am „my way“ richtig. Dort kann man quasi seinen eigenen Lebensweg noch einmal beschreiten – und auch jenen, der noch vor einem liegt. Die sieben bedeutendsten Stationen des Lebens sind mit Skulpturen dargestellt: die Geburt, die Kindheit, das Erwachen, die Liebe, die Familie, das Alter und der Tod.

Die Skulpturen wurden von Künstlerinnen und Künstlern aus sieben verschiedenen Ländern gestaltet. Jede Station soll dazu einladen, sich mit dem jeweiligen Abschnitt seines Lebens auseinanderzusetzen. Ausklingen lassen kann man den Ausflug in Hagenbrunn mit einem Achterl Wein bei einem der zahlreichen Heurigen.

Mittwoch: Ottenschlag (Bezirk Zwettl)

In der Gemeinde mit knapp über 1.000 Einwohnern befindet sich einer der kleinsten Flugplätze Europas. Als Pilot muss man hier schon etwas geübter sein. Die Start- und Landebahn ist nur 560 Meter lang, der Wind kommt fast immer von der Seite, der Flugplatz liegt zudem auf 850 Metern Seehöhe. „Das ist beim Landen und Starten schon etwas mehr Herausforderung, aber das macht das Ganze interessanter“, sagt Florian Berger-Vieghofer, Obmann der Union Sportfliegergruppe Ottenschlag.

In der kleinen Gemeinde kann man sich aber nicht nur den Traum vom Fliegen erfüllen, hier hat sich auch einer den Traum vom eigenen Theater erfüllt. Michael Mittermeir – nicht zu verwechseln mit dem deutschen Comedian – zog der Liebe wegen nach Ottenschlag und sagte damals zu seiner Frau: „Wenn wir schon hierher ziehen, dann mache ich mein eigenes Theater auf.“

Die Waldviertler Kammerbühne ist vermutlich das jüngste Theater Österreichs und hat erst eine Saison hinter sich. Die Schauspieler sind Profis, um alles rundherum – Kassa, Garderobe, Eintritt und vieles mehr – kümmern sich rund 50 ehrenamtliche und kulturbegeisterte Leute aus der Gemeinde. Nach der Sommerpause geht es Ende September mit dem Stück „Sonnenstich oder Gelegenheit macht Diebe“ weiter, ab Ende Dezember ist in Ottenschlag die Komödie „Der Mustergatte“ zu sehen.

Bekannt ist Ottenschlag für sein Gesundheitszentrum, für das denkmalgeschützte Schloss und für den Badeteich mitten im Ort. Der Obere Ortsteich ist im Sommer beliebter Badeplatz für Jung und Alt und war bereits Schauplatz eines Zillenwettbewerbs der Feuerwehr.

Donnerstag: Hainfeld (Bezirk Lilienfeld)

In Hainfeld gibt es etwa 4.000 Einwohnerinnen und Einwohner – und sicher mindestens genauso viele Bierkrüge. Ein Teil davon kann im österreichweit einzigartigen Museum Historischer Bierkrüge bestaunt werden. Dort sind durchaus außergewöhnliche Trinkgefäße zu finden. 350 Krüge aus der Zeit von 1500 bis 1950 sind zu sehen.

Viele Bierkrüge gibt es auch im Braustüberl direkt neben der Hainfelder Brauerei, wo das traditionelle Bier ausgeschenkt wird. Das Bier und Hainfeld gehören schon lange zusammen: Seit 1757 gibt es die Brauerei bereits. Eine Führung bietet Einblicke in das Brauen.

Der Hainfelder Hausberg, der Kirchenberg, bietet eine herrliche Aussicht auf die Region. Bezwungen werden kann er wandernd oder mit dem Mountainbike, oben angekommen gibt es in der Hainfelder Hütte Stärkungen. Beliebt ist der Kirchenberg auch bei Paragleitern. Wer Glück hat, kann bei der Jause also den Paragleitern beim Starten zuschauen.

Weiter unten, im Kirchtal, finden Sie den „Fit und Aktiv“-Weg. Auf dem Rundwanderweg können Sie bei verschiedenen Stationen Ihre Fitness unter Beweis stellen. Es gibt etwa Geschicklichkeitsgeräte zum Balancieren oder Stationen, um die Muskeln zu kräftigen.

Freitag: Jedenspeigen (Bezirk Gänserndorf)

Zum Abschluss der Woche geht es mit der Sommertour zurück ins Mittelalter. Am Schlossareal findet am Wochenende (13. und 14. August) wieder das Ritterfest statt, bei dem Ritter, Gaukler, Narren und mittelalterliche Handwerker anzutreffen sind und ein umfangreiches Programm – von Feuershows bis zu Schaukämpfen – geboten wird. Das Fest soll an die größte Ritterschlacht auf europäischem Festland erinnern, die sich zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen abgespielt hat.

Wer tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, kann das bei der Ausstellung „Schlacht & Schicksal Jedenspeigen 1278 – Brennpunkt Mitteleuropas“ tun, die im Schloss zu sehen ist. In der Gemeinde erinnert zudem ein sechs Meter hoher Gedenkstein an die historische Schlacht.