Urlaubsstart mit Brechreiz

„Reiseübelkeit (Kinetose) entsteht durch eine Überreaktion des (vegetativen) Nervensystems auf Reize des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Häufig wird Beifahrern beim Lesen im Auto übel, da sie sich auf ein ruhendes Objekt (z.B. ein Buch) konzentrieren und dieses visuelle Signal verarbeiten. Zur gleichen Zeit signalisiert der Gleichgewichtssinn aber Bewegung. Als Folge davon stellen sich allgemeines Unwohlsein, Blässe, kalter Schweiß, Übelkeit und schließlich Erbrechen ein. Hier liegt also ein Konflikt zwischen mehreren nicht zusammenpassenden Sinneseindrücken vor.

Das gleiche passiert bei einer sehr kurvenreichen Autofahrt. Dem Fahrer wird nicht schlecht, denn er fühlt und sieht die Bewegungen des Fahrzeugs“, sagt Apotheker Gilbert Zinsler, und ergänzt: „Seit einiger Zeit ist die Bedeutung von Histamin bei der Reiseübelkeit bekannt: Wird der Körper starker Bewegung ausgesetzt, so steigt der Histaminspiegel im Blut. Dies kann auch für das Entstehen von Übelkeit verantwortlich sein.“

Welche Medikamente helfen gegen Reisekrankheit?

„Da der Auslöser auf einen zu hohen Histaminspiegel zurückgeführt wird, sind Mittel gegen Reiseübelkeit daher auch Antihistaminika. Hierbei handelt es sich um Wirkstoffe, die die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin abschwächen oder aufheben. Gängigstes Medikament ist hierbei Dimenhydrinat. Früher waren diese Medikamente auch als Allergiemittel gebräuchlich. Sie wirken dämpfend auf das Brechzentrum im Gehirn und das Gleichgewichtsorgan. Diese machen allerdings oft müde und können das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. D.h. man sollte Sie keinesfalls nehmen, wenn man selber ein Auto lenken will, oder sich vielleicht später auch mit dem Fahrer abwechseln will.

Diese Antihistaminika sind in Form von Tabletten oder Dragees erhältlich. Es dauert aber einige Zeit bis sie wirken. Ganz neu gibt es jetzt auch eine rezeptfreie Möglichkeit in Form von Tabletten, die sich im Mund auflösen und daher schneller wirken. Reisekaugummis wirken ebenfalls schneller, müssen jedoch bereits bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein in ausreichender Dosierung gekaut werden. Diese Kaugummis kann man Kindern bereits ab sechs Jahren geben. Bei sehr schweren Fällen von Reiseübelkeit kann der Arzt auch Pflaster mit dem Wirkstoff Scopolamin aus der Engelstrompete, oder dem Bilsenkraut verordnen."

Ingwer ist ein sehr altes, aber bewährtes Hausmittel?

Bereits die alten Griechen verwendeten Ingwer gegen Seekrankheit. Ingwer bekommt man als kandierten Ingwer, oder man kann die Ingwerwurzel als Tee zubereiten. Es gibt aber auch Kapseln. Dies ist für die Reise nicht nur praktisch, sie haben auch den Vorteil, dass Sie hochkonzentriert sind und keinen scharfen Geschmack haben, den viele Menschen nicht möchten.

Wann sollte man Medikamente gegen Reiseübelkeit einnehmen?

Wichtig ist alle Hilfen gegen Reiseübelkeit rechtzeitig zu beginnen, bzw. Medikamente nicht erst einnehmen, wenn einem bereits übel ist. Am besten ist es 20-30 min vor Fahrtantritt, oder einer kurvenreichen Strecke im Auto die Arzneimittel einzunehmen.

Vitamin C bei Übelkeit am Schiff

Auch Vitamin C kann Histamin abbauen und es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die Einnahme von Vitamin-C bei akuter Seekrankheit schnell zur Linderung beitragen kann. Allerdings sollte man hier das Vitamin C nicht zu gering dosieren und 1-2 Gramm Vitamin C zuführen. Hier bieten sich Kapseln, Kautabletten, oder Brausetabletten aus der Apotheke an.

Gegen Seekrankheit werden auch Armbänder angeboten. Diese Armbänder sind keine normalen Armbänder, sondern wirken auf einen ganz speziellen Akkupressurpunkt am Handgelenk und helfen so manchen Menschen erstaunlich gut bei starken Symptomen der Reiseübelkeit, wie man das oft auf einem Schiff hat.

Homöopathische Alternativen und weitere Tipps

„Sehr bewährt hat sich bei den Symptomen der Reisekrankheit Cocculus in einer C30 Potenz. Nicht nur – aber auch: für Kinder am besten wieder gleich bei Beginn, bzw. noch vor der Autofahrt“ so der Apotheker.

• Die Reise – besonders auf Schiffen – sollte möglichst erholt und ausgeschlafen angetreten werden. Bei Übermüdung kann der Körper Histamin schlecht abbauen, daher steigt die Histaminkonzentration im Blut und Übelkeit tritt leichter auf.

• Weiters hilft es, die Histaminaufnahme auch über die Nahrung zu regulieren beziehungsweise verringern. Hierbei bietet es sich an, auf stark histaminhältige Lebensmittel wie gereiften Käse, Sojaprodukte, geräuchertes Fleisch, Nüsse, Essig, Zitrusfrüchte und Alkohol verzichten.

• Möglichst im Mittelpunkt des Fahrzeugs und in Fahrtrichtung sitzen!

• Nicht aus dem Seitenfenster sehen, sondern möglichst einen weit entfernten, ruhigen Punkt, z.B. den Horizont in Fahrtrichtung suchen.

• Während der Fahrt nicht lesen oder Spiele spielen!

• Schlechte Gerüche meiden und für ausreichend Frischluftzufuhr sorgen!

• Nicht mit leerem Magen die Fahrt antreten, aber auf schwer verdauliche, fette Speisen verzichten!

• Wenn möglich, lange Fahrten unterbrechen und ausreichende Pausen zum Spazieren gehen einlegen."