Sujetbild Ätherische Öle
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Gesundheit

Ätherische Öle in der Pflege

Ätherische Öle sind gerade jetzt in der dunklen und kalten Jahreszeit beliebt. Immer öfter kommen diese Aroma-Essenzen aber auch gesundheitlich, nämlich im Pflegebereich zum Einsatz. In welchen Bereichen, das weiß Apothekerin Ulrike Zöchling.

„Zurzeit schenkt uns die Sonne noch Licht und etwas Wärme, doch bald taucht die Natur in die dunkelste Zeit des Jahres ein – und wir mit ihr. Das ist die Gelegenheit für Rückzug, Kraft tanken von innen heraus und unsere Ruheräume neu zu gestalten. Hier können uns ätherische Öle eine gute Hilfe für Wohlbefinden und so manches Wehwehchen sein“ sagt Apothekerin Ulrike Zöchling.

„Zimt und Orange zur Weihnachtszeit, Zeder gegen Motten oder Zitrone zum Backen – ätherische Öle haben im Wellnessbereich und Haushalt ihren fixen Platz in den unterschiedlichsten Anwendungen. Altes Wissen kommt hier zum Einsatz: Bereits die alten Ägypter, Sumerer, Chinesen und Römer verwendeten duftende Pflanzenstoffe, doch erst Rene-Maurice Gattefoss aus dem südfranzösischen Grasse prägte den Begriff Aromatherapie. Jedoch – Aromaessenzen können mehr und werden zunehmend in der medizinischen Pflege eingesetzt. Dabei kommt dem Wissen um die Wirkung und dem verantwortungsvollen Umgang und Einsatz der richtigen Öle beim jeweiligen Krankheitsbild enorme Bedeutung bei. Und hier können wir Apotheker und Apothekerinnen gerne beratend behilflich sein“, sagt Zöchling.

Lavendel, Pfefferminze, Eukalyptus in der Pflege

Die Aromapflege (in der Geriatrie) sei Teil der Pflanzenheilkunde und gehöre zu den komplementären Pflegemethoden, so die Apothekerin. „Sie wird ergänzend zum herkömmlichen Pflegeangebot und unterstützend zur klassischen Schulmedizin angewendet. Krankenhäuser und Pflegedienste, die sich der ganzheitlich orientierten Pflege verschrieben haben, wenden die Aromatherapie bereits seit vielen Jahren im Rahmen der physikalischen Therapie mit Erfolg an. Die nachweisebare therapeutische Wirkung dieser flüchtigen Stoffe ist wissenschaftlich belegt (z.B. Lavendel, Pfefferminze, Eukalyptus) und Bestandteile der ätherischen Öle bereits nach wenigen Minuten im Blut nachweisbar.“

"Da jedoch im Alter die Geruchswahrnehmung abnimmt und bei über 80-Jährigen nur mehr 20 Prozent eines jungen Menschen beträgt, müssen dabei eventuell stärkere Geruchsreize gesetzt werden. Im Gegensatz dazu wird die Haut im Alter empfindlicher und erfordert bei Körperanwendungen meist niedrigere Dosierungen. Große Hoffnung setzt man auf den Einsatz dieser duftenden Helfer bei Keimen, welche auf Antibiotika resistent wurden“, sagt Zöchling.

Lavendel
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Waschungen, Einreibungen und Streichungen

Grundsätzlich seien alle Anwendungsformen erlaubt: von der bekannten Raumbeduftung über Waschungen, Bäder, Einreibungen und Streichungen bis hin zum ‚Setzen eines Duftankers‘, der gerne in der Pflege von Menschen mit Demenz eingesetzt wird. „Basilikumöl als Nervenstärkungsmittel bei Ängsten, nervösen Spannungen und Niedergeschlagenheit gemischt mit Orangenöl als positiv und heiter wirkendes Öl zur Massage oder im Badewasser (mit Obers oder Salz vorab gemischt).“

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 2.11.2022

„Zitronenöl bei Appetitmangel und verringertem Durstgefühl durch aromatisiertes Trinkwasser, Rosenöl in Handcremen zur Harmonisierung und zum ‚Loslassen‘, pflegt trockene empfindliche Haut." Grundsätzlich können Zitrusöle höher dosiert werden (10 – 12 Tropfen), sagt Zöchling, scharfe ätherische Öle wie Eukalyptus-, Wacholder oder Zedernöl sollten hingegen vorsichtig verwendet werden (1-3 Tropfen). „In der Apotheke können wir Ihnen gerne Ölmischungen zusammenstellen und auf allfällige Beschwerden abstimmen. In den Apotheken gibt es ausgebildete Aromaexperten, die Sie fachgerecht beraten können.“

Rezepturen für helfende Bäder

Hier einige Beispiele für das persönliche Wohlbefinden in der dunkleren Jahreszeit: „Kinder sollte immer die Hälfte der Tropfenmenge verwendet werden. Vorsicht bei hohem Blutdruck, Schwangerschaft, allfälligen Beschwerden“, rät die Expertin.

Aromabad: 3 EL Obers, Honig oder Meersalz, 5 Tropfen Mandarinenöl, 5 Tropfen Orangenöl, 2 Tropfen Sandelholzöl

Entspannungsbad: Je 5 Tropfen Orangen-, Bergamotte und Limettenöl

Beruhigungsbad: 5 Tropfen Lemongrasöl, 5 Tropfen Lavendelöl, 2 Tropfen Zedernöl

Erkältungsbad: Je 2 Tropfen Cajeput-, Eukalyptus- und Teebaumöl

Beduften Sie Ihr Schlafzimmer mit 3 Tr. Lavendel, 1 Tr. Rose und 2 Tr. Neroli in einer Aromalampe (Kerzen vor dem Zubettgehen immer ausblasen oder eine elektrische Duftlampe verwenden). Oder verwöhnen Sie sich mit einem entspannenden Abendbad , das herrlich müde macht: 2 Tropfen Lavendel, 2 Tropfen Muskatellersalbei, 4 Tropfen Römische Kamille mit einem halben Becher Schlagobers vermengen und diese Mischung im Badewasser verteilen.

Hotelzimmer mit Badewanne
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Bäder können entspannen und beruhigen

Tipps für die Küche

„Verwenden Sie statt Zitrone- oder Orangenschalen doch einen Tropfen reines ätherisches Zitronen- oder Orangenöl aus kbA. Dies verleiht Ihren Weihnachtskeksen eine persönliche Note“, sagt Zöchling.

Vanillezucker selbst gemacht: Circa 15 Tropfen Vanilleöl auf ca. 20 dag Staubzucker (oder Rohrohrzucker). Ein Glas mit Schraubverschluss mit Zucker füllen, den Rand des Gefäßes mit Öl beträufeln, zuschrauben. 1 bis 2 mal täglich schütteln, nach 1 bis 2 Wochen hat man gereiften, fertigen Vanillezucker. Köstlich und zu allem zu gebrauchen.

Heißer Fruchtpunsch: 500ml Früchtetee, 500ml Apfelsaft, Saft einer Zitrone, 1EL Honig 5 Tr. Punschmischung. Zubereitung: Die ätherischen Öle erst in Honig auflösen, Zitronensaft dazugeben. Mit erhitztem Apfelsaft und Früchtetee aufgießen und genießen.

Aroma-Lebkuchen: 200g Butter 300g Rohrohrzucker 4 Eier 200g Roggenvollkornmehl 300g Dinkelvollmehl 1 Pk. Weinstein-Backpulver 1 EL Rum ½ Flasche ätherische Lebkuchenmischung in 1 EL Sonnenblumenöl, Fülle: 300g Zwetschken- oder Ribiselmarmelade, 50g Aranzini, 50g Zitronat, 50g Walnüsse, 50g Haselnüsse, 50g Rosinen (in Kirschrum über Nacht einweichen). Zubereitung: Eine Hälfte des Teiges auf ein Blech streichen, Fülle aufstreichen, zweite Hälfte mit etwas Milch vermischen und darüber streichen. Bei 180°C backen, erkalten lassen und mit Schokoladenglasur überziehen. Lebkuchengewürzmischung: Nelkenöl, Honig, Anisöl, Orangenöl, Ingweröl. Qualität Der Qualitätsanspruch erstreckt sich nicht nur auf die Öle – 100% reines ätherisches Öl (die Bezeichnung „echtes Öl“ ist keine Qualitäts- oder Reinheitsgarantie) muss es schon sein, um therapeutisch wirksam zu sein – sondern auch oder vor allem auf die Auswahl der verwendeten Öle und Mischungen.