„Menschen im Blickpunkt“

Der Retter der uralten Hammerschmiede

Mehr als fünfhundert Jahre alt ist die Hammerschmiede in Aggsbach-Dorf, die jahrzehntelang vor dem Verfall stand. Alois Kastenberger, ein Nachkomme der Besitzer, rettete sie. Heute ist sie wieder in Betrieb. An der Feuerstelle steht eine Schmiedin.

Als die Kartause Aggsbach (Bezirk Melk) im 14. Jahrhundert gegründet wurde, entstand gleich daneben eine Hammerschmiede, die noch bis ins vorige Jahrhundert aktiv betrieben wurde. In der Nachkriegszeit aber starb der Schmied. Eine der letzten wasserbetriebenen Hammerschmieden in Österreich drohte endgültig zu verfallen.

Ein Nachkomme der Besitzerfamilie, der eigentlich in Baden wohnt, revitalisiert den Betrieb – der pensionierte HTL-Lehrer Alois Kastenberger. Seine Familie hatte das Gebäude aus dem Gutsbesitz der Kartause vor 180 Jahren herausgekauft.

Alois Kastenberger
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Schmiedebesitzer Alois Kastenberger

„Ich selbst bin dort noch geboren und war als Kind immer im Schmiedebereich unterwegs, wo mein Großvater und Urgroßvater gearbeitet haben. Es gab immer wieder Ansätze, die Schmiede zu erhalten, etwa als Museum, aber vor einigen Jahren drohte sie endgültig zu verfallen, das konnte ich nicht zulassen. Wenn man etwas geerbt hat, hat man eine Verpflichtung, das zu erhalten und nicht dem Verfall preiszugeben.“

Hammerschmiede statt Ferrari

Mit viel Mühe gelang diese Revitalisierung, und auch mit hohem finanziellen Aufwand für Kastenberger. Obwohl es Förderungen gab: „Es ist eine schöne alte Sparkasse. Ein Ferrari, den ich nie hatte.“

In der historischen Schmiede wird jetzt das Handwerk wieder betrieben, im Teich oberhalb des Hauses ist das Wasser aufgestaut, das die drei Wasserräder brauchen, die den Hammer, den riesigen Blasbalg und den Schleifstein antreiben. In der sogenannten Esse lodert das Feuer, glühendes Eisen wird von einer Schmiedin bearbeitet.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Schmiede von außen
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Die Schmiede in Aggsbach-Dorf
altes Wasserrad
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Das Wasserrad sah vor wenigen Jahren noch sehr mitgenommen aus
Blasebalg
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Heute treiben drei sanierte Wasserräder diesen Blasebalg an
Schmiedin
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Die Schmiede wird von Christine Wild betrieben

Tirolerin zog nach Aggsbach-Dorf zum Schmieden

Die gebürtige Tirolerin Christine Wild lernte Alois Kastenberger bei einer Ausstellung ihrer metallenen Kunstwerke kennen. Er bot ihr den Betrieb der Schmiede an, inzwischen ist sie schon nach Aggsbach in die Schmiede gezogen und bringt Leben in die historischen Mauern: „Ich finde, dass Schmied für eine Frau nichts Außergewöhnliches ist. Ich lernte es an der HTL Steyr und habe mich regelrecht in dieses Handwerk verliebt. Es ist schön, eine Beschäftigung als Beruf zu machen, die man so gern hat. Ich fertige Skulpturen an und wir machen Schauschmieden und Kurse.“

Dabei unterstützt der ÖBB-Angestellte Klaus Kamleitner aus Rohrendorf (Bezirk Krems), der ebenfalls seit seiner Jugend eine Liebe zum Schmiedehandwerk pflegt. Die nächste Gelegenheit, die beiden inmitten der jahrhundertealten Werkstatt in Aktion zu bewundern, ist beim Schmiedeadvent in der Hammerschmiede in Aggsbach-Dorf.