Auge mit Reflexion eines Smartphones
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„La Vita“

Vorsicht beim Augentraining

Immer öfter wird Augentraining angeboten, teilweise in Online-Videos oder in Kursen. Es soll die Augen entspannen. Manche hoffen sogar darauf, ihre Fehlsichtigkeit damit zu verringern. Doch manche Übungen können mehr schaden als nützen.

Wer den ganzen Tag mit dem Computer arbeitet, der leidet häufig unter trockenen, brennenden Augen. Es gibt aber Übungen, die den Augen sehr guttun. Allerdings gibt es einiges zu beachten. Denn die Hoffnung sich eine Brille abzutrainieren, wird schnell enttäuscht. „Vorübergehend kann man Veränderungen der Dioptrienzahl erreichen, aber das lässt dann sofort wieder nach. Das ist nicht reproduzierbar“, erklärt der Mödlinger Augenarzt Thomas Richter.

Sinnvoll ist ein von einer Orthoptistin (Spezialistin für die Prävention, Diagnostik, Therapie sowie Rehabilitation von Störungen der Augen) angeleitetes Training bei Augenmuskel-Lähmungen. Vor allem bei Kindern sollte man von laienhaft durchgeführten Augenübungen absehen. „Das visuelle System entwickelt sich von der Geburt bis ungefähr zum Volksschulalter. Das ist ein ganz labiles System. Und wenn man da eingreift, dann kann man viel kaputt machen“, warnt Richter.

Kati Bellowitsch mit Augenarzt Thomas Richter
ORF/Matl
Kati Bellowitsch spricht im Interview mit dem Mödlinger Augenarzt Thomas Richter über die Gefahr von Augenübungen, vor allem für Kinder

Raumklima, Beleuchtung, Trinken und Pausen

Wer seinen Augen Gutes tun will, der kann auch abseits von Übungen einiges beachten. Wichtig ist etwa ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz, ein gutes Raumklima, eine gute Beleuchtung und regelmäßige Pausen. „Aufs Trinken sollte man nicht vergessen. Und wenn man eine Brille hat, sollte man die auch aufsetzen“, empfiehlt die Mödlinger Orthoptistin Ulli Weissenböck. Bei der Bildschirmarbeit sollte man daran denken, bewusst zu zwinkern und dann die Augen zwischendurch mal fest zuzukneifen. Und im Anschluss in die Ferne schauen. Das befeuchtet die Augen.

Gähnen kurbelt die Tränenflüssigkeit an. Und schließlich kann man mit offenen oder – noch besser – geschlossenen Augen langsam von der Mitte nach rechts, links, oben und unten schauen. „Am besten beginnt man mit einer Blickrichtung, verharrt kurz in der Endposition, blickt dann wieder in die Mitte. Das ganze zwei bis vier Mal, dann wechselt man die Blickrichtung“, erklärt Weissenböck.

Kati Bellowitsch mit  Orthoptistin Ulli Weissenböck
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Orthoptistin Ulli Weissenböck erklärt Kati Bellowitsch was Augen brauchen, um zu entspannen

Spaziergänge bieten beste Entspannung für Augen

Nicht empfohlen werden sogenannte Akkommodations-Übungen. Dabei fokussiert der Blick zunächst auf ein Objekt in der Nähe, und springt dann auf ein Objekt in der Ferne. „Unsere Augen sind von der Bildschirmarbeit schon sehr belastet. Wir schauen ständig in die Nähe und müssen den Blick scharf stellen. Zusätzliche Übungen können im schlechtesten Fall zu krampfartigen Zuständen führen“, gibt die Expertin zu bedenken.

Was den Augen hingegen gut tut ist, viel Zeit im Freien zu verbringen. „Da kann das Auge das tun, wozu es gebaut ist – nämlich in die Ferne schauen. Da hat man frische Luft und blickt ins Grüne, das ist das Beste was man tun kann“, rät Dr. Richter. Bei Spaziergängen in der Natur könnten sich die Augen am besten entspannen.