Lebkuchen
Robert Salzer, noe.orf.at
Robert Salzer, noe.orf.at
„Menschen im Blickpunkt“

Lebkuchen nach jahrhundertealtem Rezept

Lebkuchen ist im Advent in aller Munde. Die meisten Nikolos oder Krampusse, die auf der Zunge zergehen, stammen aus Großfertigung. In Mödling aber gibt es eine der letzten echten Lebzeltereien, wo alles von Hand gemacht wird, nach jahrhundertealtem Rezept.

Die dicken, mittelalterlichen Mauern gleich beim Eingang zur Fußgängerzone stehen symbolisch für das, was sie beherbergen: Jahrhunderte alte Tradition. Im 17. Jahrhundert in Mistelbach gegründet, übersiedelte die Lebzelterei der Familie Rachenzentner 1807 nach Mödling, wo seitdem Lebkuchen von Hand hergestellt wird. Der Verkaufsraum mit den niedrigen, breiten Gewölben ist seit mehr als zweihundert Jahren derselbe, ebenso wie der Großteil der Einrichtung. Viele alte Bilder, zum Teil Portraitgemälde der Familienmitglieder, hängen ebenso an den dicken Wänden wie die Kaufurkunde aus dem Jahr 1807.

Vom Hobby wieder zum Unternehmen

Der letzte Lebzelter der Familie, Herbert Rachenzentner, betrieb das Unternehmen seit den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts nur noch hobbymäßig. Dadurch wurde allerdings die Substanz des Gebäudes und des Inventars erhalten und sein Großcousin Philipp Waldhans, der schon als Kind in der Backstube mitgeholfen hatte, konnte im Jahr 2011 die Firma übernehmen und wieder zu einem florierenden Betrieb ausbauen.

Menschen im Blickpunkt: Lebzelter Rachenzentner

Die Geschichte dieser Lebzelterei hat vor 390 Jahren in Mistelbach begonnen. Philipp Waldhans hat das Unternehmen 2011 von seinem Großcousin, dem letzten Lebzelter der Familie Rachenzentner übernommen und führt es als Familienunternehmen weiter.

Allerdings nach wie vor mit viel Bezug zur Familientradition: „Ich arbeite nach dem mir überlieferten Familienrezept und habe keine großen Veränderungen gemacht, ich gebe nach wie vor keine Weichhaltemittel in den Teig. Man muss den Lebkuchen einfach richtig aufheben, sprich in einer Dose. Und wir sagen den Kunden dazu, wenn es draußen kalt und regnerisch ist, dass der Lebkuchen auch ein bisschen fester werden kann.“

Im Sommer mit Weinbeißern beim Heurigen

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 04.12.2022

Jedes Stück Lebkuchen ist ein handgemachtes Einzelstück. Zwar übernehmen die harte Arbeit des Teigrührens und das Verflüssigen der Schokolade heute Maschinen, das Ausstechen, Formen und Belegen der Stücke aber geschieht per Hand in der winzigen Backstube.

Daran will Philipp Waldhans auch nichts ändern, sagt er. Und wenn Nikolo und Weihnachten – also die klassischen Lebkuchenzeiten – vorbei sind? „Gott sei Dank sind wir hier in einer Weinregion, dann gehe ich mit meinem Bauchladen zu den Weinfesten und verkaufe meine Weinbeißer. Und Lebkuchenherzen gehen sowieso immer.“