Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, aufgenommen im Rahmen eines Interviews mit der Austria Presse Agentur (APA) am Freitag, 09. September 2022, im Landhaus St. Pölten
APA/Klaus Titzer
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Wahl 23

Mikl-Leitner: Kampf gegen Bundestrend

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner tritt zum zweiten Mal als Spitzenkandidatin der ÖVP NÖ an, das „Miteinander“ steht erneut im Vordergrund. Laut Umfragen dürfte die Absolute nicht zu halten sein. Herausfordernd wird die Abgrenzung zur Bundespartei.

Johanna Mikl-Leitner

  • Partei: ÖVP
  • Alter: 58 Jahre
  • Wohnort: Klosterneuburg
  • In der Politik seit: 1998

Johanna Mikl-Leitner wurde 2017 vom Landtag zur Landeshauptfrau von Niederösterreich gewählt. Bei der Landtagswahl 2018 trat sie erstmals als Spitzenkandidatin der ÖVP an, der Wahlkampf war ganz auf sie zugeschnitten, Mikl-Leitner stellte dabei das Gemeinsame in den Vordergrund. „Bei allen Unterschieden, die es gibt, dürfen wir nie vergessen: Miteinander können wir mehr erreichen.“

Mikl-Leitner konnte 2018 – entgegen vieler Erwartungen – die absolute Mandatsmehrheit der ÖVP verteidigen. Nun geht sie erneut als Spitzenkandidatin ins Rennen. Ida Metzger, Journalistin der „Kronen Zeitung“, sagte über die amtierende Landeshauptfrau: „Ihre Stärke ist für mich, dass sie sich als eine der wenigen Frauen in einer Männerwelt – und die Politik ist nach wie vor eine Männerwelt – durchsetzt.“

Pröll und Mikl-Leitner
APA/TOBIAS STEINMAURER
Der ehemalige Landeshauptmann Erwin Pröll gratulierte Johanna Mikl-Leitner nach dem Wahlsieg 2018

Laut Politikberater Thomas Hofer ist „das zentrale Thema, das sie für sich definiert hat, der Landeszusammenhalt, das Parteiübergreifende“. „Kurier“-Journalist Martin Gebhart sieht als Mikl-Leitners große Stärke in diesem Wahlkampf, „dass mittlerweile Niederösterreich mit ihrer Person verbunden wird. Da hat man den Ruf einer ‚Landesmama‘, da hat man den Ruf einer Person, die für ein Land steht.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 6.1.2023

Langjährige politische Erfahrung

Die studierte Wirtschaftspädagogin Johanna Mikl-Leitner verfügt über langjährige politische Erfahrung, sie war ÖVP-Landesgeschäftsführerin, Nationalratsabgeordnete und Landesrätin. 2011 wurde Mikl-Leitner Innenministerin. Als Bundesobfrau des ÖAAB ließ Mikl-Leitner auch mit einer Kampfansage gegen Börsenspekulanten aufhorchen: „Die haben sowieso keinen Sinn für das Gemeinsame, für unsere Gemeinschaft. Dann sage ich bei denen einfach nur: ‚Her mit den Millionen, her mit dem Zaster, her mit der Marie.‘“

In den letzten Jahren war für Landeshauptfrau Mikl-Leitner die Stärkung des Wirtschaftsstandortes ein wichtiges Thema. Im Kampf gegen die Coronavirus-Krise, die Inflation und die Energiekrise setzte sie auf mehr öffentliche Förderungen, etwa einen Strompreisrabatt.

Mikl-Leitner bei ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss
ORF.at/Roland Winkler
Mikl-Leitner wurde zuletzt vor dem ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss befragt

Im Landtagswahlkampf kämpft Mikl-Leitner nun allerdings auch gegen den bundespolitischen Trend. Die Bundes-ÖVP ist nach den Korruptionsaffären im Umfragetief, Mikl-Leitner wurde auch vor dem ÖVP-Korruptions-Untersuchungsausschuss befragt.

Landtagswahl 2023

Von 2. bis 6. Jänner gibt es auf noe.ORF.at, Radio Niederösterreich und in der Fernsehsendung „NÖ heute“ Porträts der Spitzenkandidatinnen und -kandidaten aller im Landtag vertretenen Parteien für die Landtagswahl.

Absolute Mehrheit „unrealistisch“

Martin Gebhart vom „Kurier“ sieht die Schwierigkeit im Wahlkampf jetzt darin, zu zeigen: „Das ist die Bundespartei, und wir in Niederösterreich sind anders.“ Metzger hält es derzeit für „nicht möglich“, die absolute Mehrheit zu verteidigen, „aber ich halte es für möglich, dass sie über die 40 Prozent springt. Man soll Johanna Mikl-Leitner nie unterschätzen.“

Auch Hofer hält eine neuerliche absolute Mehrheit für die Volkspartei für unrealistisch: „Es war kaum noch so schwer für die ÖVP, einen erfolgreichen Wahlkampf zu gestalten wie diesmal. Es ist einfach die allgemeine Stimmungslage für die Bundespartei sehr, sehr schlecht, und das wird sich klarerweise auch in Niederösterreich auswirken. Ich glaube zwar, dass die ÖVP eine Chance hat, über den 40 Prozent zu bleiben, aber die absolute Mehrheit wäre eine Sensation.“ Ihr offizielles Wahlziel wird die ÖVP Niederösterreich nächste Woche verkünden.