Amelie Muthsam vor dem Landhausschiff
ORF/Nina Pöchhacker
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Wahl 23

„32 Stunden bei vollem Lohnausgleich“

Einen vollen Lohn- bzw. Gehaltsausgleich für 32 Stunden Arbeit, das fordert Amelie Muthsam, die jüngste Kandidatin auf der Landesliste der SPÖ bei der Landtagswahl. Wichtigstes Anliegen für die 20-Jährige ist das Klimaschutzgesetz.

Vom Einkommen bleibe derzeit zu wenig, sagt Amelie Muthsam. Wenn man 40 Stunden arbeiten geht, müsse man davon wieder gut leben können. „Aber ich glaube, viele junge Menschen wünschen sich eigentlich mehr Freizeit und weniger Arbeit. Deswegen brauchen wir den vollen Lohnausgleich bei 32 Stunden.“ Denn das Leben sei viel mehr als Arbeit, so die Kremserin.

Amelie Muthsam

  • Partei: SPÖ
  • Listenplatz: 14
  • Alter: 20
  • Wohnort: Krems
  • Beruf: Studentin
  • Zuletzt gehört/gestreamt: „Brooklyn Nine-Nine“ (Serie)

Ihr politisches Engagement sieht die 20-Jährige aber nicht als Arbeit, eher als etwas „das sich einfach so ergeben hat“. Ziel sei die Landtagskandidatur nie gewesen. Muthsam engagierte sich im BORG Krems bei der SPÖ-nahen Schülerorganisation, „weil ich mir gewünscht habe, etwas für meine Mitschülerinnen und -schüler zu machen.“ Seit Juli 2022 ist sie Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Niederösterreich. Sie studiert Jus an der Uni Wien und ist Gemeinderätin ihrer Heimatstadt Krems.

Was ist das dringendste Anliegen?

„Das erste, was ich im Landtag machen würde, wäre das Klimaschutzgesetz einzuführen. Denn wir sind eine der ersten Generationen, die diese Folgen hautnah erleben werden“, sagt sie. Sie selbst fahre nur mit den Öffis – soweit es geht. „Es kann in Niederösterreich nichts Verwerfliches sein, mit dem Auto unterwegs zu sein, weil es für viele gar nicht anders geht“, sagt Muthsam. Die Politik sei in der Verantwortung, den Öffentlichen Verkehr auszubauen.

Muthsam ist aber gleichzeitig für neue Straßen – sofern in Studien bewiesen werde, dass Anrainerinnen und Anrainer entlastet und die CO2-Emissionen ausgeglichen werden. So spricht sie sich etwa für den Bau der reduzierten Variante der S34, der Westumfahrung St. Pöltens, aus. „Wir bauen in Niederösterreich momentan zu viel Straßen, wir geben 30 Mal mehr Geld für Straßenbau als für Naturschutz aus, an der Relation muss sich etwas ändern. Aber ganz aufhören, Straßen zu bauen, werden wir nicht können.“ Gleichzeitig müsse man verbauten Boden entsiegeln und mehr Bäume pflanzen.

Amelie Muthsam vor dem Landhausschiff
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Muthsam setzt sich u.a. für ein Fach „Medienbildung“ an Schulen ein, wo gelehrt werden soll, wie man Fake News erkennt

Jugend: Wie das Demokratieverständnis stärken?

In Muthsams Generation steigt die Abneigung gegenüber Politik. Mehr als die Hälfte der Unter-26-Jährigen gab im letzten SORA-Demokratiemonitor an, dass sich ihre Anliegen nicht in der Politik widerspiegeln. Dass das politische System in Österreich „gar nicht gut“ funktioniert, sagen 14 Prozent. Um das zu ändern, müsse sich die Politik öffnen und man müsse aufräumen, sagt Muthsam. „Wir müssen schauen, dass es transparenter wird und dass wir mehr gegen Korruption machen. Und andererseits muss man den jungen Leuten erlauben, ihre Anliegen einzubringen.“

Die jüngste Kandidatinnen und Kandidaten im Porträt

Von 21. bis 25. Jänner porträtiert noe.ORF.at die jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten auf den Landeslisten der landesweit kandidierenden Parteien.

In den Schulen müsse man sich stärker um das Thema „mental health“ (mentale Gesundheit; Anm.) kümmern. „Es kann nicht sein, dass wir durch die Schule einfach alle irgendwie depressiv werden und die Lust am Leben verlieren und vor allem die Lust zum Lernen“, kritisiert die 20-Jährige. Sie gehörte im Frühling 2021 zum zweiten Maturajahrgang, der die Reifeprüfung in der Pandemie ablegte. Der Unterricht sei stark von Distance Learning geprägt gewesen, erinnert sie sich.

Wie soll Wohnraum leistbarer werden?

Die Teuerung schlägt sich in Mieten und Immobilienkaufpreisen nieder. Dagegen könne man ein Wohnprogramm einführen, so Muthsam, in dem die Miete von Wohnungen auf fünf Jahre begrenzt nur fünf Euro pro Quadratmeter ausmachen soll. „Der Traum vom Eigenheim rückt für viele Junge sowieso gerade in weite Ferne“, meint Muthsam. Jungen Menschen sollte die Politik etwa mit Kreditabsicherungen beim Kauf des ersten Hauses oder der ersten Wohnung helfen. Ebenso würde sie stärker auf Mietwohnungen mit Kaufoption und Genossenschaften setzen.

Bei Muthsam ist der Einzug in den Landtag mit Listenplatz 14 – vorausgesetzt die SPÖ erreicht ein ähnliches Ergebnis wie 2018 – wahrscheinlich. Eine Reihung nach Vorzugsstimmen könnte die Situation aber noch ändern. Weil sie eine von nur zwei Landeslisten-Kandidatinnen sei, die im neuen Jahrtausend geboren wurde, würde sie sich über ein Landtagsmandat „unglaublich freuen, auch wenn es fürs Studium eher schlecht wäre.“