Wahl 23

Wer wen warum gewählt hat

Um herauszufinden, wer wen warum gewählt hat, haben die Institute SORA und ISA eine Wahltagsbefragung durchgeführt. Auffällig: Für ÖVP-Wähler war u. a. die Spitzenkandidatin wahlentscheidend, für die FPÖ- und SPÖ-Wähler war es eine Themenwahl.

Um die Wahlmotive der Wählerinnen und Wähler zu verdeutlichen, befragten die Institute SORA und ISA die Menschen nach dem Hauptgrund für ihre Wahlentscheidung. Für 28 Prozent der ÖVP-Wählerinnen und -Wähler war das die bisherige Arbeit der Partei. Für 15 Prozent war vor allem die Spitzenkandidatin ausschlaggebend. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner liegt hier aber deutlich schlechter als 2018, obwohl sie diesbezüglich den besten Wert aller Parteien erreichen konnte.

Landbauer für FPÖ-Wähler kaum Wahlmotiv

„Man sieht, dass es für die FPÖ-Wählerinnen und -Wähler keine Personenwahl, sondern eine Themenwahl war“, analysierte der Politikwissenschafter Peter Filzmaier. Für mehr als ein Drittel waren die inhaltlichen Standpunkte der Partei wahlentscheidend. Der Spitzenkandidat kommt unter den Top-Fünf-Wahlmotiven hingegen gar nicht vor. Auch bei den SPÖ-Wählerinnen und -Wählern fehlt der Spitzenkandidat in den Top-Fünf-Wahlmotiven. „Für Franz Schnabl eine schlechte Nachricht“, so Filzmaier. Auch für die SPÖ-Anhängerinnen und -Anhänger stand das Inhaltliche im Vordergrund. An zweiter Stelle lag die Aussage „Wähle immer diese Partei“.

40 Prozent hätten Mikl-Leitner direkt gewählt

Um die Bedeutung der Spitzenkandidatinnen und -kandidaten bei der Landtagswahl herauszufinden, wurde im Rahmen der Wahltagsbefragung auch die fiktive Landeshauptmann-Frage gestellt. Mikl-Leitner lag hier in etwa im Bereich ihres Parteiergebnisses, 40 Prozent würden sie direkt zur Landeshauptfrau wählen. „Udo Landbauer war hingegen nicht entscheidend für den Wahlerfolg der FPÖ“, das zeige sich auch in diesem Zusammenhang, so Politologe Filzmaier im ORF-Interview, denn der FPÖ-Spitzenkandidat lag mit 21 Prozent schlechter als seine Partei.

Auf den SPÖ-Spitzenkandidaten Franz Schnabl entfielen bei der fiktiven Landeshauptmann-Frage 13 Prozent, „viel schlechter als das ohnehin schlechte SPÖ-Ergebnis“, so Filzmaier. Indra Collini von NEOS hätten fünf Prozent der Wählerinnen und Wähler zur Landeshauptfrau gewählt, wenn das möglich wäre. Im Fall von Grünen-Spitzenkandidatin Krismer waren es vier Prozent, acht Prozent würden sich einen ganz anderen Landeshauptmann wünschen.

ÖVP-Wähler eher für Zusammenarbeit mit SPÖ

Zudem wurde erhoben, für welche Zusammenarbeit mit anderen Parteien sich die Wählerinnen und Wähler aussprechen. Eine solche wird ja notwendig, weil die ÖVP die absolute Mehrheit verloren hat. Dabei zeigte sich etwa, dass sich viel mehr ÖVP-Wählerinnen eine ÖVP-SPÖ-Zusammenarbeit wünschen als eine ÖVP-FPÖ-Zusammenarbeit.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 29.1.2023.

Bei den FPÖ-Wählerinnen und -Wählern zeigte sich laut Filzmaier: „Ihre Wähler wollen keinen Partner so wirklich“, die Partei sei also „vielleicht gut beraten, gar keine Deals zu machen“, so der Politologe. Bei den SPÖ-Wählerinnen und -Wählern sprachen sich mehr für eine Zusammenarbeit mit der ÖVP als mit der FPÖ aus.

ÖVP bekam wenige Stimmen von ärmeren Männern

Die ÖVP hat in Niederösterreich verhältnismäßig wenige Stimmen von Männern mit geringen finanziellen Mitteln bekommen. Laut einer SORA/ISA-Wahltagsbefragung für den ORF votierten 45 Prozent der Wählerinnen, jedoch nur 34 Prozent der Wähler für die Volkspartei. Bei Menschen, die mit ihrem Einkommen schlecht auskommen, schnitt die ÖVP deutlich schlechter ab als etwa die FPÖ. Gleichzeitig war die Teuerung eines der bestimmenden Themen im Wahlkampf.

Von jenen Befragten, die mit ihrem Geld gut auskommen, wählten 46 Prozent die ÖVP. In der gleichen Gruppe kam die FPÖ auf 19 Prozent. Ganz anders bei denen, die finanzielle Probleme haben: Hier erreichte die FPÖ 45 Prozent, die ÖVP nur 21. Ein ähnliches Bild ergab die Aufteilung in Erwerbstätige und Pensionierte. Bei Ersteren lagen Volkspartei und Freiheitliche mit je 30 Prozent gleichauf. Pensionistinnen und Pensionisten wählten hingegen zu 57 Prozent ÖVP und zu lediglich 16 Prozent FPÖ.

Inflation und Teuerung wichtigstes Thema für Wähler

Thematisch spiegelten sich im Wahlkampf die aktuellen politischen Krisen wider. 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben an, das Thema „Inflation und steigende Preise“ sehr häufig diskutiert zu haben. Dahinter folgten in der SORA/ISA-Wahltagsbefragung „Sicherung der Energieversorgung“ mit 32 Prozent und „Zuwanderung und Integration“ mit 31 Prozent. Weitere wichtige Themen waren die Gesundheitsversorgung, Korruption, Krieg und Klimaschutz. Generell zeigten sich die Befragten weniger optimistisch als bei der letzten Landtagswahl 2018.