Wahl 23

Vorzugsstimmen bringen Umreihungen

Die Spitzenkandidaten von ÖVP und FPÖ, Johanna Mikl-Leitner und Udo Landbauer, haben von mehr als 40 Prozent der Wähler ihrer Partei eine Vorzugsstimme erhalten. Schlusslicht unter den Parteiersten ist der zurückgetretene SPÖ-Chef Franz Schnabl. Wegen der Vorzugsstimmen kommt es zu Umreihungen auf den Bezirkslisten.

Prozentuell erhielt FPÖ-Chef Landbauer die meisten Vorzugsstimmen. Fast 45 Prozent der FPÖ-Wählerinnen und -Wähler kreuzten seinen Namen auf dem Stimmzettel an. Das ist ein deutlicher Zuwachs. Vor fünf Jahren waren es etwas mehr als 30 Prozent. Wie schon bei der letzten Wahl 2018 machten mehr als 41 Prozent der ÖVP-Wählerinnen und -Wähler ein Kreuzerl bei Landeshauptfrau Mikl-Leitner.

NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini bekam von 18 Prozent der Wählerschaft eine Vorzugsstimme und die grüne Spitzenkandidatn Helga Krismer von 16 Prozent. Schlusslicht unter den Listenersten war Schnabl, der nur von 13 Prozent der SPÖ-Wähler eine Vorzugsstimme erhielt, in absoluten Zahlen 24.201.

Damit trennten ihn nur knapp 3.000 Vorzugsstimmen vom Traiskirchner SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler, der auf dem 35. und letzten Platz der SPÖ-Landesliste kandidiert hatte. Mehr als 21.000 Vorzugsstimmen konnte er verzeichnen.

Änderungen auf ÖVP-Bezirkslisten

Bei der ÖVP hat im Wahlkreis Amstetten Landtagsabgeordnete und Bezirkslistenerste Michaela Hinterholzer das Rennen gegen Landtagsabgeordneten Anton Kasser verloren. Der Bürgermeister von Allhartsberg erzielte 4.823 Vorzugsstimmen, die Bürgermeisterin von Oed-Öhling 4.363. Hinterholzer sagte aber gegenüber noe.ORF.at, dass sie nicht auf ihrem Landtagsmandat beharren werde, sondern ihren Sitz an Kasser abtrete. „Das ist parteiintern so vereinbart“, so Hinterholzer.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 31.1.2023

Rechtlich bedeuten Vorzugsstimmen nämlich keine automatische Umreihung, der Listenerste in einem Wahlkreis kann auf seinem Sitz im Landtag bestehen. Ähnliche Situation bei der ÖVP im Bezirk Melk: Dort setzte sich Kassers Bauernbund-Kollegin Silke Dammerer (4.177 Vorzugsstimmen) gegen den Melker Stadtchef Patrick Strobl (2.123) durch. Im Wahlkreis Tulln überholte Bernhard Heinreichsberger, Landesobmann der Jungen ÖVP Niederösterreich, den Listenersten Christoph Kaufmann um mehr als 800 Vorzugsstimmen.

Den Wahlkreis St. Pölten wird künftig neben der Landtagsabgeordneten Doris Schmidl auch Florian Krumböck, seit 2021 Bundesrat, im Landtag vertreten. Der Wahlkreis St. Pölten ist übrigens der einzige, in dem die ÖVP wie schon 2018 wieder zwei Grundmandate erreichte. Sonst gelang das nirgends. Die Anzahl der Vorzugsstimmen je Kandidat kann online nachgelesen werden. Auffällig auch der Wahlkreis Baden bei der SPÖ: Dort erhielt die Listensiebente Sabrina Divoky um 740 Vorzugsstimmen mehr als Listenerste und Landtagsabgeordnete Karin Scheele. Bei der SPÖ wird allerdings nicht nach Vorzugsstimmen umgereiht.

Landesregierungsmitglieder zwischen 800 und 15.000

Bei den Landesregierungsmitgliedern der ÖVP ragte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf mit 14.592 Vorzugsstimmen heraus. Es folgten die Landesräte Ludwig Schleritzko (8.763), Christiane Teschl-Hofmeister (3.421), Jochen Danninger (1.054) und Martin Eichtinger (863).

Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) erhielt 9.425 Vorzugsstimmen ein. Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl von den Freiheitlichen, der bei seinem persönlichen Kampagnenmaterial eher auf Abgrenzung zur FPÖ setzte, kam auf 9.973 Stimmen. Wolfgang Kocevar, SPÖ-Landesgeschäftsführer, fuhr 1.387 Vorzugsstimmen ein. 128 Mal bedacht wurde Ex-Ministerin Ines Stilling, die auf Landeslistenplatz 18 für die Sozialdemokraten ins Rennen ging und zwischenzeitlich als Landesrätin im Gespräch war.

Über 3.000 Vorzugsstimmen für Volksanwalt

Bei der FPÖ heimste das Ehepaar Rosenkranz via Landesliste Vorzugsstimmen im vierstelligen Bereich ein. An Volksanwalt Walter Rosenkranz gingen 3.058, an seine Gattin Susanne 1.131 – sie hat Medienberichten zufolge Chancen auf einen Landesratsposten. Die FPÖ-Generalsekretäre Christian Hafenecker und Michael Schnedlitz eroberten 1.556 bzw. 883 Stimmen. Etwas kurios muten die 226 auf Ina Aigner entfallenen Vorzugsstimmen an. Die scheidende FPÖ-Landtagsabgeordnete hatte im Wahlkampf per Video Werbung für Mikl-Leitner gemacht.

Bei den Grünen kam der neue Mandatar Dominic Hörlezeder (533) auf der Landesliste noch nicht ganz mit seinen baldigen Kollegen Georg Ecker (1.166) und Silvia Moser (870) mit. Bei den NEOS erhielt Christoph Müller, der das Mandat von Edith Kollermann übernimmt, 949 Vorzugsstimmen.

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Vorläufiges Endergebnis bei der Landtagswahl 2023
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Vorläufiges Endergebnis nach Mandaten bei der Landtagswahl 2023
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Etwa 500 Wahlkarten wurden noch ausgezählt

Bis Dienstag wurden noch jene Briefwahlkarten ausgezählt, die in fremden Wahlkreisen abgegeben wurden. Dabei handelte es sich laut Wahlbehörde lediglich um 500 der insgesamt 146.309 beantragten Wahlkarten.

Das vorläufige Wahlergebnis inklusive Wahlkarten brachte keine Unterschiede mehr zum Sonntagabend. Die ÖVP erreichte 39,93 Prozent, die SPÖ 20,65 Prozent, die FPÖ 24,19 Prozent, die Grünen 7,59 Prozent und NEOS 6,67 Prozent. Das amtliche Endergebnis wird nach der abschließenden Sitzung der Wahlbehörde am Montag veröffentlicht. Gegen das Resultat kann Einspruch beim Verfassungsgerichtshof eingelegt werden.

Rund 1,29 Millionen Niederösterreicher waren am Sonntag stimmberechtigt – wegen der Abschaffung des Zweitwohnsitzer-Wahlrechts gab es ein Minus um rund 97.500 Personen. Bei der Zahl der abgegebenen Stimmen zeigte sich aufgrund der höheren Wahlbeteiligung kaum ein Unterschied. Gültig waren diesmal rund 900.000 Stimmen, vor fünf Jahren waren es noch mehr als 908.000.