„La Vita“

Kollagenpulver als Schönheitstrend

Trinken statt cremen – das ist der neue Trend in der Schönheitsindustrie. Kollagendrinks sollen für straffe und faltenfreie Haut sorgen. So lautet zumindest das Werbeversprechen. noe.ORF.at hat nachgefragt, was hinter dem Trend steckt.

Hollywood-Stars wie Jennifer Aniston und zahlreiche Influencer auf Social Media schwören darauf: Kollagenpulver, das man sich etwa in den Kaffee oder einfach in ein Glas Wasser rührt und jeden Tag zu sich nimmt. Bei unserem „La Vita“-Dreh probiert auch Moderatorin Kati Bellowitsch das Trend-Getränk. Ein Soforteffekt ist dabei natürlich nicht zu sehen. „Bis man eine Veränderung bemerkt, muss man das Pulver mindestens drei Monate lang täglich zu sich nehmen“, erklärt Daniela Rieder, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Krems.

Dann kann man laut der Medizinerin jedoch gleich mit mehreren Effekten rechnen: „Es ist sehr gut für das Muskelgewebe, es stärkt die Bänder, die Gelenke, die Sehnen. Dann wirst du auch merken, dass sich das Hautbild verbessert. Und es wirkt auch auf die Darmflora, somit wird auch das Immunsystem gestärkt“, so Rieder.

Noch wenig Studien zu Kollagendrinks

Es gibt aber auch zahlreiche kritische Stimmen, die hinter dem Beauty-Trend nur Geldscheffelei vermuten. Das Produkt, das Daniela Rieder ihren Kundinnen und Kunden empfiehlt, kommt beispielsweise auf etwa 50 Euro im Monat. Die Zahl der Studien zu Kollagendrinks ist allerdings überschaubar. Die, die es gibt, werden meist von den Herstellerfirmen selbst in Auftrag gegeben, und auch die geringe Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stößt auf Kritik.

Daniela Rieder mit Kati Bellowitsch
ORF/Birgit Zrost
Kollagen stärkt u. a. die Haut und das Muskelgewebe, sagt Daniela Rieder (l.) im Gespräch mit Kati Bellowitsch

„Fakt ist aber, dass Kollagen gut ist. Das wissen wir“, entgegnet die Fachärztin, „und Fakt ist, dass das Kollagen bzw. die Kollagenproduktion ab dem 25. Lebensjahr sinkt. Und da ist der richtige Zeitpunkt, Kollagen von außen dem Körper zuzuführen.“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 6.3.2023

Grundsätzlich ist Kollagen ein Protein, also ein Eiweiß, erklärt Jennifer Kager, Fachärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die gemeinsam mit Daniela Rieder in Krems tätig ist, „es ist ein Eiweiß, das in all unseren Zellen enthalten ist und das wir für die Stabilität brauchen. Es gibt unseren Zellen sozusagen ein Gerüst.“ Kollagen als Bestandteil einer Creme einfach auf die Haut aufzutragen, bringe nicht den gewünschten Effekt, betont Kager: „Das Wesentliche ist, dass es schnell übers Blut aufgenommen wird und somit seine Wirkung entfalten kann.“

Hydro-Kollagen wird am besten aufgenommen

Wichtig sei bei der Wahl eines Produkts allerdings, dass es sich um ein hydrolisiertes Kollagen handelt. „Hydro-Kollagen ist ein gespaltenes Kollagen und wird somit schneller aufgenommen und kann schneller seine Wirkung entfalten“, sagt Jennifer Kager. Vegetarische Produkte empfiehlt die Ärztin in diesem Fall nicht, weil tierisches Kollagen, das etwa aus Rind oder Fisch gewonnen wird, hochwertiger sei.

Jennifer Kager mit Kati Bellowitsch
ORF/Birgit Zrost
Kollagen in Form einer Creme aufzutragen, reicht nicht, sagt Jennifer Kager (l.)

Bleibt die Frage, ob man den Kollagenbedarf nicht auch einfach über die Ernährung decken kann. Von Supermodel Heidi Klum ist etwa bekannt, dass sie jeden Tag Hühnersuppe mit drei Eiern frühstückt. „In dieser Form ist das Kollagen in einer Molekülgröße vorhanden, die viel schwieriger vom Darm aufgenommen werden kann“, erklärt dazu Daniela Rieder, „das Wichtige ist, dass diese Zerfallsprodukte in Form von Hydro-Kollagen zu uns genommen werden und somit kann die Kollagensynthese viel schneller angeregt werden und viel mehr Kollagen produziert werden.“ Eine gesunde Ernährung braucht es aber natürlich trotzdem, betont die Ärztin, Kollagenpulver sei keinesfalls ein Ersatz, sondern immer nur eine Ergänzung.