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Gesundheit

Magenschutz nach Maß

Magenschutzpräparate helfen bei Sodbrennen, Magengeschwüren oder Speiseröhrenentzündungen. Sie sollten allerdings nicht zu lange eingenommen werden, sagt Apothekerin Gertrude Köbl. Alternativen können Heilerde oder Marmortropfen sein.

Was sind Magenschutzpräparate?

„Magenschutzpräparate, in der Fachsprache auch Protonenpumpenhemmer bzw. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) genannt, unterdrücken die Magensäurebildung. Magenschmerzen zählen zu den unangenehmsten Beschwerden unseres stressigen Alltags. Der Griff zu rasch wirkenden Medikamenten ist daher sehr verlockend. Die Magensäureblocker leisten da gute Dienste, weshalb sie von Medizinern auch häufig verordnet werden. Sie gelten schon lange als gut verträglich, sodass Wirkstoffe teilweise auch nicht mehr rezeptpflichtig sind“, so Apothekerin Gertrude Kölbl. Aber: „Wichtig ist der sorgfältige Umgang mit diesen Arzneien.“

Wann ist die Einnahme eines Magenschutzes sinnvoll?

„Säureblocker werden immer dann verabreicht wenn ein Schleimhautschaden in Speiseröhre, Magen oder Darm entstanden ist – zum Beispiel bei Sodbrennen, der sogenannten Refluxösophagitis (wenn der saure Mageninhalt wieder in die Speiseröhre zurückfließt), bei Zwölffingerdarm- und Magengeschwüren sowie bei Speiseröhrenentzündungen. Wichtig sind sie auch als Ergänzung einer antibiotischen Therapie bei Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Das Bakterium ist eine häufige Ursache für Gastritis. PPIs werden auch zum Schutz der Magenschleimhaut bei der Einnahme bestimmter Medikamente eingesetzt.“

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 31.5.2023

Bei Einnahme welcher Arzneimittel ist ein medikamentöser Magenschutz notwendig?

"Bei der Einnahme nicht steroidaler Entzündungshemmer wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und bei der Einnahme von Glucocorticoiden ist die Verabreichung eines Protonenpumpeninhibitors anzuraten – dadurch können Magen- Darmgeschwüre, die zu Blutungen und einer Perforation führen können, vermieden werden.

Bei der Einnahme von Antibiotika bei bakteriellen Infektionen sollte auf PPIs unbedingt verzichtet werden, da die Wirkung mancher Anitibiotika durch Erhöhung des pH-Werts im Magen herabgesetzt ist," betont Kölbl.

Wie wirken diese Protonenpumpenhemmer?

„Die Protonenpumpenhemmer gelangen in den Darm, von dort über den Leberkreislauf ins Blut und schließlich zu den Belegzellen des Magens – diese Belegzellen erzeugen die Säure und pumpen sie in den Magenraum. PPIs blockieren aber diese Pumpe. Durch die verringerte Produktion von Magensäure wird das Milieu im Magen weniger sauer, der Magensaft milder und weniger aggressiv – durch die geringe Säure im Magen kann es langfristig zu einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm kommen oder zu Magen-Darminfektionen. Die Säure im Magen tötet normalerweise krankmachende Keime ab.“

Wie lange sollte man diese Säureblocker einnehmen?

„Generell sollten Säurehemmer über möglichst kurze Zeit in einer möglichst geringen Dosierung eingenommen werden. Die längerfristige Einnahme von PPIs ist mit Risiken verbunden, daher sollte man den Einsatz auf einige Woche beschränken. Viele Therapien sind zeitlich begrenzt. In der Praxis sieht man oft, dass die Verordnung eines PPI beibehalten wird, obwohl die Indikation dafür bereits weggefallen ist. Das Absetzen von Säureblockern ist oft schwierig, ohne dass die vorherigen Beschwerden gleich wieder auftreten. Bei Beendigung einer längerfristigen Therapie ist es daher sinnvoll eine schrittweise Dosisreduktion durchzuführen um einen Säurerebound zu vermeiden.“

Medikament, Wasserglas, Frau hält beides
Getty Images/Mladen Zivkovic
Das Absetzen von Säureblockern ist schwierig, die Dosen sollten schrittweise reduziert werden, so Apothekerin Kölbl.

Wie wird der Magenschutz richtig eingenommen?

"Damit die Magensäure tatsächlich weniger wird und die Beschwerden abnehmen, sollte man bei der Einnahme einige Dinge beachten: PPIs sollten auf nüchternen Magen genommen werden. Damit sie richtig wirken, müssen sie eine halbe bis Stunde vor dem Essen eingenommen werden. Werden sie mit einer Mahlzeit eingenommen, liegen sie sonst zu lange im Magen und werden dort zerstört, bevor sie in den Darm gelangen können. Wenn sie regelmäßig auf die Einnahme weiterer Arzneien angewiesen sind, sollte sie sich auch über Wechselwirkungen informieren.

Sind Magenschutzmedikamente auch bei langfristiger Anwendung sicher?

Durch die geringe Säure im Magen kann es langfristig zu einer bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm kommen oder zu Magen-Darminfektionen. Die Säure im Magen tötet normalerweise krankmachende Keime ab. PPIs können aber auch den Mikronährstoffhaushalt ganz schön durcheinanderbringen. Die Versorgung mit Calcium, Magnesium und Eisen ist beeinträchtigt. Besonders hervorheben möchte ich aber den Mangel an Vitamin B12, der sich durch eine lang andauernde Therapie mit Säureblockern ergeben kann. Vitamin B12 muss aktiv durch die Schleimhautzellen im Darm ins Körperinnere geschleust werden. Für die Aufnahme ist ein spezielles Eiweiß notwendig, der sogenannte Intrinsic-Faktor. Er wird von der Magenschleimhaut produziert und gelangt zusammen mit dem Nahrungsbrei in den Darm. Diese Abläufe brauchen alle einen entsprechend sauren pH-Wert.

Ein Vitamin-B12-Mangel äußerst sich durch Blutarmut (Anämie). Sie tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Der Mangel kann sich aber auch durch Müdigkeit, erhöhte Infektionsanfälligkeit sowie Nerven- und Gedächtnisstörungen bemerkbar machen. Ein Vitamin-B12-Mangel verursacht aber auch hohe Homocysteinwerte – das ist ein Zellgift, das mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht wird – wie Herz-Kreislauferkrankungen und Osteoporose.

Ist die langfristige Einnahme eines PPI notwendig dann ist die Einnahme eines entsprechenden Mikronährstoffpräparates zu empfehlen das Vitamin B12, Fe, Vitamin D, Folsäure, Vitamin B6 und Magnesium enthält."

Wie kann man bei Sodbrennen ohne Magenschutzmedikamente auskommen?

„Ein Tipp wäre über den Tag verteilt lieber viele kleine Mahlzeiten anstatt wenige große Mahlzeiten zu essen. Es gibt auch Präparate, die eine Schutzbarriere ausbilden, diese werden nach dem Essen eingenommen. Oft bewährt sich die Behandlung mit Heilerde oder Marmortropfen aus der Lithotherapie gemeinsam mit Feigenknospenmazerat: dreimal täglich 15 Tropfen pur oder mit einem Schluck Wasser, im Akutfall 30 Tropfen bis zu 4x20 maximal“, so Apothekerin Gertrude Kölbl.