Gföhler stimmen über Stupa ab

„Kleine Stadt mit großem Herz“ steht auf der Website von Gföhl (Bezirk Krems). Wie weit dieser Slogan reicht, wird sich am Sonntag erweisen: Die Bürger sind aufgerufen, über einen nicht unumstrittenen geplanten buddhistischen Stupa-Bau abzustimmen.

Der geplante Bau einer Wiener Stiftung veranlasste am 23. Jänner die Stadt-FPÖ, die Koalition mit der ÖVP platzen zu lassen - mehr dazu in Koalitions-Aus wegen Buddha-Tempels.

Bürgermeister befürwortet das Vorhaben

Dem Wortlaut nach geht es in der Volksbefragung darum, ob das betreffende Grundstück für die Errichtung des Sakralbaus umgewidmet werden soll. Bürgermeister Karl Simlinger (ÖVP), der für das Vorhaben eintritt und sich nicht zuletzt auch touristische Impulse für Gföhl erwartet, hofft auf Zustimmung der Bevölkerung.

Stupa in Nepal

EPA/NARENDRA SHRESTHA

Stupa in Kathmandu (Nepal)

Die Leute seien aber geteilter Meinung, ein Ergebnis daher für ihn nicht abschätzbar, meinte er im Gespräch mit der APA. Zudem sei auch nicht vorauszusehen, ob überhaupt genügend Wahlberechtigte an der Befragung teilnehmen (mindestens 50 Prozent, Anm.), um ein für den Gemeinderat bindendes Ergebnis zu erzielen.

Plan: Größtes Weltfriedensdenkmal Europas

Hinter dem Projekt stehen die Lotos-Lindmayer-Privatstiftung und der Pyung Hwa Sa Friedensverein, Projektleiter ist der südkoreanische Mönch Bop Jon Sunim, der auch einen Stupa in Ungarn realisiert hat. Den Informationen auf der Website zufolge soll auf einer Anhöhe im Osten von Gföhl das größte Weltfriedensdenkmal Europas auf einer Anhöhe im Osten von Gföhl entstehen.

Gebetstrommel

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Neben dem Stupa mit einer Halle für 100 bis 150 Personen (Durchmesser: 20 Meter) ist auf dem zwei Hektar großen Areal ein rund 600 Quadratmeter großes Gebäude mit Gemeinschaftsräumen, sieben Wohnstudios für die Ordensmönche und -nonnen, sowie Meditationsräumen geplant. Dazu kommen ein Kiosk mit Sanitäranlagen und Parkflächen für Besucher, gerechnet wird mit 3.000 bis 5.000 Gästen pro Jahr. Kulturpolitisch sei eine Zusammenarbeit mit den Waldviertler Stiften und Schlössern angedacht.

FPÖ und BZÖ lehnen Projekt ab

In der über lokale Grenzen hinausgehenden Diskussion hatten u.a. BZÖ-NÖ-Chef Ewald Stadler und die FPÖ ihre Ablehnung bekundet.

Namhafte kirchliche Persönlichkeiten mahnten eine „sachliche und respektvolle Diskussion“ ein, die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft sprach einen Toleranz-Appell aus.

Küng hätte Projekt „sicher nicht befürwortet“

Der St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng äußerte hingegen Vorbehalte - er wunderte sich nicht nur über den Standort, sondern teilte auch mit, dass er das Projekt „sicher nicht befürwortet“ hätte, wäre er gefragt worden - mehr dazu in Küng äußert Bedenken zu Stupa.

Er sei zwar kein Buddhismus-Gegner und respektiere jeden Andersdenkenden, der Stupa scheine ihm „nicht gut begründet“, so Küng. Auch die „Tourismusbelebung“ als eines der Hauptargumente kritisierte der Diözesanbischof als einen „sehr stark materiellen Schwerpunkt“. Dass der größte Stupa Europas in einer „an Buddhisten nicht gerade reichen Gegend“ gebaut werden solle, verwundere ihn wie auch andere Gegner des Baus.

Buddhistischer Stupa in Nepal

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Stupa in Kathmandu (Nepal)

Für Betreiber sei „Kampf um inneren Stupa wichtig“

Egal wie das Votum ausfallen werde, wichtig sei der Kampf für den inneren Stupa, für die ins Herz gepflanzte Friedensvision, meinte Elisabeth Lindmayer. Bop Jon Sunim habe viele Menschen aufgerüttelt, freute sie sich im APA-Gespräch über die „immer mehr werdenden“ positiven Stimmen - auch aus Gföhl, wo viele Menschen für das - nicht nur für Buddhisten gedachte - Friedensdenkmal seien.

Sie betonte, dass in dem Gebäude zwei Mönche leben würden, um - wie in Wien an der Donau - den Stupa zu beaufsichtigen. Die Finanzierung würde vorwiegend durch Spenden getragen, konkreten Zeitplan für die Errichtung gebe es noch keinen, verwies Lindmayer auf die abzuwartende Volksbefragung.

Stupa ist ein Erleuchtungsturm

In einer Reaktion auf dessen jüngste Äußerungen erinnerte Lindmayer in einem Brief an Bischof Klaus Küng daran, dass Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., die erste deutsche Übersetzung des Lotus-Sutra aus seiner Privatschatulle gesponsert habe.

Stupa in Nepal

EPA

Der Stupa sei ein Erleuchtungsturm und Symbol von Buddhas Lehre. „Möge die Gabe der Freundschaft, die wir den Menschen anbieten, ein Schlüssel zu einem Dialog sein“, heißt es weiter. Es gebe keinen wahren Grund für Vorbehalte gegen den Buddhismus, der zur Entwicklung für mehr Liebe, Weisheit und Mitgefühl beitrage.

In Österreich leben etwa 20.000 Buddhisten

Die Zahl der Buddhisten in Österreich ist schwierig zu erfassen. Zwar ist die Lehre seit 1983 als Religion staatlich anerkannt, eine offizielle Zahl der Anhänger gibt es allerdings nicht. Schätzungen von verschiedenen Initiativen sprechen von rund 20.000 Anhängern des Buddhismus. Eine besondere Verbindung gibt es durch die enge Beziehung des geistlichen Oberhaupts der Tibeter, des Dalai Lama, mit dem Kärntner Entdecker Heinrich Harrer.

Buddhismus ist für viele Anhänger in erster Linie eine Sache der inneren Einstellung und weniger an eine offizielle Kirche gebunden. Darum und aufgrund unterschiedlicher Strömungen ist die Zahl der Buddhisten in Österreich kaum zu erfassen. Die größten Strömungen sind hierzulande Zen, Theravada und der tibetische Buddhismus. Dachverband ist die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR). Deren mehr als 30 Mitglieder bilden die offizielle Buddhistische Gemeinde, allerdings sind nicht alle der vielzähligen „Dharmagruppen“ und Orden Mitglied der ÖBR. Wichtigstes Gremium ist der Sangharat.

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