Allentsteiger Bauern planen Demo

Der Konflikt zwischen den Bauern von Allentsteig (Bezirk Zwettl) und dem Verteidigungsministerium spitzt sich zu. Grund dafür sind die Pläne, die Heeresforste auszugliedern. Die Bauern denken an eine Demo, der Minister ist um Kalmierung bemüht.

Bezirksbauernobmann Dietmar Hipp zeigte sich gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) empört, dass Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) bisher jedes Gespräch verweigerte. Angesichts der zahlreichen Betroffenen sei das ein Skandal. Wenn sich der Minister weiterhin weigere, mit den Betroffenen zu reden, wollen die Bauern eine Demonstration vor dem Ministerium in Wien abhalten.

Bauern befürchten den Verlust ihrer Pachtverträge

Geht es nach dem Minister, sollen die Heeresforste und damit auch die landwirtschaftlichen Flächen an die Bundesforste übergeben werden. Damit sorgt er jedoch für großen Unmut. Die betroffenen 200 Bauern fürchten, dass ihnen die Existenzgrundlage entzogen wird, indem sie ihre Pachtverträge verlieren. Für manche würde das bedeuten, dass sie die Hälfte ihrer Futterfläche verlieren, und das sei existenzbedrohend, so Hipp. Und auch der Kommandant des Truppenübungsplatzes sieht die Verwaltung durch die Bundesforste kritisch - mehr dazu in Allentsteig: Angst um Jobs.

Allentsteig ist mit etwa 157 Quadratkilometern fast genauso groß wie das Fürstentum Liechtenstein und damit der größte Truppenübungsplatz Österreichs. Das Bundesheer verfügt seit 1957 über das Gebiet. Etabliert wurde der Truppenübungsplatz von den Nazis, die ab dem Jahr 1938 die Aussiedlung der Bevölkerung anordneten. Bis 1942 verloren knapp 7.000 Menschen ihre Heimat.

Keine Entschädigung für Schäden durch Übungen

Ein Großteil jener Bauern, die heute gegen den Minister revoltieren, sind Nachfahren der damals Vertriebenen. Die landwirtschaftlichen Flächen rund um den Truppenübungsplatz sind etwa 2.500 Hektar groß. Darüber hinaus befindet sich auf dem Gelände etwa 7.000 Hektar Wald, der von den Heeresforsten, die rund 40 Mitarbeiter beschäftigen, bewirtschaftet und verwaltet wird. Der Rest der 15.700 Hektar ist Brachland mit Übungsflächen, Schottergruben und dergleichen.

Die Bauern zahlen für ihre Pachtverträge zwar vergleichsweise wenig, dafür sind diese immer nur für ein Jahr gültig. Zudem müssen sie immer wieder damit rechnen, dass es durch die militärischen Übungen zu Schäden kommt, für die sie allerdings keine Entschädigung bekommen.

Darabos bei PK um Kalmierung bemüht

Im Konflikt über die Bewirtschaftung des Truppenübungsplatzes Allentsteig bemühte sich Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) am Freitag um Kalmierung, berichtete die APA. Er sicherte den Bauern, die landwirtschaftliche Flächen rund um den Truppenübungsplatz bewirtschaften, demnach den Erhalt ihrer Pachtverträge zu. Die Landwirte „können sich sicher sein, die Gründe weiter bewirtschaften zu können“, so Darabos bei einer Pressekonferenz.

Der Ressortchef versuchte auch die Bedenken der Militärs, die Einschränkungen der militärischen Handlungsfähigkeit auf dem Übungsplatz befürchten, zu zerstreuen. Die militärische Nutzung habe weiterhin „oberste Priorität“. Der Truppenübungsplatz stehe nicht zur Disposition. Zur Diskussion stünde lediglich die Bewirtschaftung der Heeresforste. Konkret gehe es um die Auslagerung der Heeresforste an die Bundesforste. Darabos sprach von der Beseitigung von „Doppelgleisigkeiten“.

Minister will Kontakt mit Betroffenen suchen

Er begründete seine Pläne, die er schon seit 2010 verfolgt, mit der Finanzverfassung. Diese sehe nämlich vor, dass es ab 2013 nicht mehr möglich sei, flexibilisierte Betriebe - wie es die Heeresforste sind - zu führen. Es sei daher „Eile geboten“, andernfalls stünden die Mitarbeiter der Heeresforste „auf der Straße“. „Eine Lösung wäre also auch in ihrem Sinne“, sagte der Minister. Darabos, dem von den Betroffenen Gesprächsverweigerung vorgeworfen wird, will „in den nächsten Tagen“ ein Konzept auf den Tisch legen und dann auch den Kontakt mit den Bauern und den Forstmitarbeitern suchen.