Arsen-Verdacht: Zweite Exhumierung

Am Mittwoch hat kurz nach 8.00 Uhr im Zusammenhang mit den zwei ungeklärten Todesfällen in Wien und NÖ die zweite Exhumierung stattgefunden. Der Leichnam des am Gumpoldskirchner Friedhof begrabenen Herbert A. wurde exhumiert.

„Wegen dringlicher Arbeiten geschlossen“, steht auf einem Schild am eisernen Eingangstor des Friedhofs in Gumpoldskirchen. An der Mauer stehen zahlreiche Fotografen und Kameramänner - Herbert A. wird postum berühmt. Rund um sein Grab, das bereits gestern geöffnet wurde, stehen etwa 20 Menschen: Polizisten in Uniform, Kriminalisten und Bestatter. Unter der Leitung des Gerichtsmediziners Christian Reiter wird die Leiche des 68-Jährigen exhumiert. Mehr als eine Stunde schaufelten die Totengräber die restliche Erde aus dem Grab, um den Sarg hochheben zu können, was kurz nach 8.00 Uhr passiert.

Der Mann starb im Oktober 2010 im Alter von 68 Jahren. Bei einer Gewebeprobe wurde eine um das 50-fache höhere Arsenkonzentration als im Normalfall festgestellt. Das vermutlich zweite Opfer, der möglicherweise an einem Pflanzengift ums Leben gekommene 62-jährige Alois F., wurde bereits am Montag exhumiert.

Exhumierung

ORF/Unger

Die zweite Exhumierung fand Mittwochfrüh statt

Untersuchungsergebnisse in einem Monat

Mit Ergebnissen der toxikologischen Untersuchungen ist in beiden Fällen erst in etwa vier Wochen zu rechnen, sagte Franz Hütter, Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems. Eine neuerliche Einvernahme der wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Polin Bogumila W. (51) habe noch nicht stattgefunden. Bisher hat die Frau sämtliche Vorwürfe bestritten.

Für die Klärung des komplizierten Falls habe sich Gerichtsmediziner Christian Reiter Unterstützung von zwei weiteren Experten geholt - mehr dazu in Experten überprüfen Vergiftungsfälle. Neben dem Dopingprüfer Christian Gmeiner - ein Teil der Untersuchung findet in seinem Labor in Seibersdorf statt - wurde auch der bereits pensionierte Chemiker Walter Vycudilik beigezogen. Er hatte in Zusammenarbeit mit Reiter unter anderem auch schon den Fall Blauensteiner, an den die beiden jetzigen Todesfälle stark erinnern, untersucht - mehr dazu in „Arsen jahrhundertelang nachzuweisen“.

Verdächtige soll Männer vergiftet haben

Die Frau steht im Verdacht, ihre beiden „Schützlinge“ nacheinander schleichend mit Arsen bzw. einem noch unbekannten Pflanzengift getötet zu haben, um anschließend deren Verlassenschaft an sich zu bringen. Beide Todesfälle wurden zunächst als natürlich eingestuft. Erst eine Anzeige der Tochter des Wieners, die sich über die seltsamen Umstände des Ablebens ihres Vaters wunderte und sich um die Erbschaft gebracht fühlte, brachte die Ermittlungen rund ein Jahr später ins Rollen - mehr dazu in Tod durch Arsen: Frau bestreitet Vorwürfe.

Grab des Wieners am Friedhof Gumpoldskirchen

ORF

Grab von Herbert A.

Bogumila W. wurde Mitte vergangener Woche festgenommen, nachdem die chemische Analyse den hohen Arsenwert in einer der Leichen ergeben hatte. Sie wohnte zu dieser Zeit bei einem 81-jährigen Wiener. Sein Blut wird ebenfalls untersucht, Anzeichen auf eine Vergiftung gebe es aber bisher nicht, betonte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems.

Erhebungen gegen den Sohn der Verdächtigen

Die Staatsanwaltschaft Krems leitete auch Erhebungen gegen den Sohn der Verdächtigen ein. Er hielt sich in Polen auf. Allerdings soll er „weder Mitwisser noch Mittäter sein“, wie der „Kurier“ in einer Vorabmeldung berichtete. Er könnte seiner Mutter aber bei der Verwertung des Vermögens geholfen haben.

Behördensprecher Franz Hütter bestätigte den Bericht gegenüber der APA. „Gegen den Mann wird nicht wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord ermittelt“, bekräftigte Hütter.