40 Jahre Erdbeben in Seebenstein

Dramatische Szenen vor 40 Jahren in Seebenstein, die Erde bebt. Mit einer Stärke von 5,3 auf der Richterskala ist das Beben in Ostösterreich das stärkste des vergangenen Jahrhunderts. Im April 2012 jährte es sich zum vierzigsten Mal.

Das Beben ereignete sich am 16. April 1972 um 11.10 Uhr: Wände wackelten, Mauern fielen um und Dachstühle stürzten ein. Florian Kuntner hielt gerade die Messe im Wiener Neustädter Dom: „Als gerade das Evangelium verlesen wurde, ging plötzlich das Licht aus. Es war eine sehr starke Erschütterung spürbar. Mörtel fiel von der Decke, Staub wirbelte herum und die Leute verließen panikartig das Gotteshaus. Manche schrien auch!“

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Seebenstein in der Buckligen Welt. Schäden gab es aber auch in zahlreichen umliegenden Ortschaften und sogar in Wien. In Guntrams und in Schwarzau stürzten zwei ältere Gebäude ein, zwei Eisenkreuze fielen von den Türmen der Kirche. In Katzelsdorf brach eine Statue vom Kirchturm ab und auch die Kirche in Seebenstein erlitt beträchtlichen Sachschaden.

Erinnerungen an den Krieg wurden wach

In Wiener Neustadt musste die Bundesstraße stundenlang gesperrt werden, weil man mit der Beseitigung von Gebäudetrümmern beschäftigt war. Zeitzeuge Klaus Billwein erinnert sich: „Es war verheerend und man hat ein wenig den Gedanken an die Folgen des Krieges gehabt, Wiener Neustadt war damals auch sehr zerstört. Die Leute waren sehr hektisch.“

Julius Drimmel war vor 40 Jahren Leiter des Erdbebendienstes auf der Hohen Warte: „Es herrschte große Aufregung und die Leute mussten beruhigt werden, weil besonders im Bereich des Epizentrums beachtliche Schäden aufgetreten sind.“ Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Tage lang, eingestürzte Rauchfänge und herabgefallene Dachziegel mussten beseitigt werden.

Nächstes Erdbeben nicht exakt vorhersehbar

Die Ursache für die Bebentätigkeit im Wiener Becken ist die horizontale Verschiebung entlang der Mur-Mürztal-Störung. Sie bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird. Nach Angaben von Seismologen muss man in 50 bis 70 Jahren wieder mit einem derartigen Erdbeben rechnen. Diese Angabe ist allerdings eine statistische Wahrscheinlichkeit. Ob das nächste schwere Erdbeben also schon in ein paar Wochen oder erst in ein paar Jahrzehnten stattfinden wird, kann niemand vorhersagen.

Zu Dokumentationszwecken des Erdbebens vor 40 Jahren sucht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik weitere Bilder, auf denen die Auswirkungen des Bebens zu sehen sind. Bildmaterial kann auf dem Postweg (Christa Hammerl, Hohe Warte 38 in 1190 Wien) oder per Mail an erdbebenfotos@zamg.ac.at gesendet werden.