Arsen: Gutachten belasten Pflegerin

Seit Wochen ermittelt die Staatsanwaltschaft Krems gegen eine 51-jährige Polin. Sie steht unter Verdacht, zwei Männer vergiftet zu haben. Jetzt liegen die Gutachten vor und sie belasten die Frau: In beiden Leichen wurden Rückstände von Arsen gefunden.

Staatsanwalt Franz Hütter bestätigte gegenüber noe.ORF.at, dass die Gutachten des Gerichtsmediziners Christian Reiter Montagfrüh in Krems eintrafen. In einer Aussendung der Staatsanwaltschaft Krems heißt es, dass beide Männer „an den Folgen einer Vergiftung mit Arsen“ verstarben, wobei die Zufuhr jeweils über einen Zeitraum von mehreren Monaten erfolgte. Das Gift konnte in den Nägeln und den Organen der Verstorbenen nachgewiesen werden.

Die bisher nicht geständige Beschuldigte wird laut Staatsanwaltschaft voraussichtlich Ende dieser Woche zu den Ergebnissen des Gutachtens vernommen.

Verteidiger zu Gutachten: „Auffällig“

Mittlerweile sind die Gutachten auch bei Verteidiger Timo Gerersdorfer eingetroffen, für ihn ist noch nicht erwiesen, dass seine Mandantin auch die Täterin ist. „Auffällig ist natürlich, dass bei beiden Arsen gefunden wurde, nicht so, wie ursprünglich bei dem Zweiten gesagt wurde, Pflanzengift. Aber wie das in den Körper gelangt ist oder ob das verabreicht wurde, von wem auch immer, oder aufgenommen wurde durch Medikamente, kann noch nicht gesagt werden. Das muss wirklich jetzt genau studiert werden.“

Exhumierung

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Exhumierungen sollten Klärung bringen

Leichen wurden exhumiert

Die Untersuchungen wurden beauftragt, um zu klären, ob und wenn ja womit die beiden Männer vergiftet wurden. Die beiden Leichen wurden zu diesem Zweck exhumiert - mehr dazu in Arsenverdacht: Zweite Exhumierung. Bei der Staatsanwaltschaft in Krems hieß es zunächst, dass der Wiener mit Arsen vergiftet worden sein könnte, der Niederösterreicher soll an einer pflanzlichen Vergiftung gestorben sein.

Die verdächtige Pflegerin wies bisher allerdings alle Vorwürfe zurück. Sie sitzt seit Ende März in Krems in Untersuchungshaft. Auch gegen ihren Sohn wurde ermittelt, er soll seiner Mutter geholfen haben, Geld beiseitezuschaffen.

Chemiker: „Arsen jahrhundertelang nachzuweisen“

Chemiker Günther Gmeiner sagte in einem Interview mit noe.ORF.at vor wenigen Wochen, dass „Arsen zur Gruppe der Schwermetalle gehört und unzerstörbar ist. Eine Arsenvergiftung lässt sich oft noch Jahrhunderte nachweisen, wenn eine entsprechende Konservierung vorhanden ist und wenn eine verlässliche Probe aus einem Leichenmaterial gezogen werden kann. Das gilt auch für andere Metalle wie Blei“ - mehr dazu in „Arsen jahrhundertelang nachzuweisen“.

Die nun vorliegenden Gutachten sind der vorläufige Höhepunkt eines Falls, der fast keiner geworden wäre - wäre Karin Ojukwu, die Tochter eines der Opfer, Herbert A., nicht misstrauisch gewesen und hätte das Team von „Ein Fall für Resetarits“ nicht darüber berichtet. Denn erst dadurch kam alles ins Rollen - mehr dazu in Arsenmorde: Wie alles ins Rollen kam.

Grab des Stratzdorfers am Pfarrfriedhof Schwechat

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