„Seit zwei Wochen da, alles funktioniert“
77 Mio. Euro hat die Bundesimmobiliengesellschaft in Korneuburg investiert, die Bauzeit betrug drei Jahre. Entstanden sind ein großzügiger, klar strukturierter, lichtdurchfluteter Komplex für Landes-, Bezirksgericht und Staatsanwaltschaft sowie baulich getrennt, aber unterirdisch für Häftlingsvorführungen verbunden, die für 262 Insassen ausgelegte Justizanstalt.
Harald Jahn
80 Prozent der Kundenkontakte im Erdgeschoß
Durch Sicherheitsschleusen beim Eingang betritt der Besucher eine große Halle, in der sich ein Servicecenter befindet, wo laut Tschugguel 80 Prozent der anfallenden Klientenanliegen zu erledigen sind - mühsame lange Wege wie am alten, beengten Standort entfallen. Klare Beschriftungen weisen zu den insgesamt 19 Verhandlungssälen (bisher waren es zwölf), alle barrierefrei im Erdgeschoß und technisch auf dem letzten Stand, so dass Videoeinspielungen und Aufzeichnungen in Bild und Ton möglich sind.
In einem Raum wurde ein Glasverbau eingerichtet, der etwa im Falle einer ansteckenden Krankheit eines Angeklagten genutzt werden kann. Opfer und Täter begegnen einander nicht - weder auf den Gängen noch bei der Sicherheitsschleuse, da es einen Sondereingang für traumatisierte Opfer und eigene Räume für kontradiktorische Vernehmungen gibt - mehr dazu in Mehr Opferschutz in neuem Gerichtsgebäude.
Harald Jahn
Glasüberdachte Atrien sorgen für das helle Ambiente. Im ersten Stock befindet sich u.a. das Bezirksgericht mit u.a. einem Familienberatungszimmer, im zweiten Obergeschoß sind die Räume der Staatsanwaltschaft untergebracht. Die Nettogrundfläche des Gebäudes beträgt 16.900 Quadratmeter. Nur 200 Quadratmeter kleiner ist die Justizanstalt - mit Ein- bis Zwei-Personen-Hafträumen statt der alten Zellen für fünf bis sechs Häftlinge, erläuterte Leiter Wolfgang Turner.
Harald Jahn
Häftlinge produzieren Hochstände
Besonderer Wert sei auf äußere und innere Sicherheit gelegt worden, neben Freizeiteinrichtungen wurden 150 Beschäftigungsplätze geschaffen, verwies Turner auf Arbeitsmöglichkeiten als wichtigen Schritt zur Reintegration.
Es gibt u.a. eine Tischlerei und Schlosserei, an Aufträgen werden etwa Hochstände und Futterkrippen für die Jägerschaft gebaut. Die Freigänger werden räumlich von den anderen Häftlingen getrennt, ebenso U-Häftlinge von jenen im Strafvollzug, und nach 40 Jahren wird es wieder eine Frauenabteilung geben.
Die neue Adresse - in Bahnhofsnähe - lautet Landesgerichtsplatz. Tschugguel räumte ein, dass der frühere Standort am Hauptplatz der Bezirksstadt Vorteile für Bedienstete ebenso wie für Geschäfte und Gastronomie hatte. Das Haus sei aber seit mehr als 15 Jahren aus allen Nähten geplatzt, so dass die Dienststellen auf drei Orte aufgeteilt werden mussten. Seit 2008 habe sich die Staatsanwaltschaft verdoppelt, ein Ausbau sei nicht möglich gewesen.