Viehböck: „Würde mich das nicht trauen“

1991 schrieb Franz Viehböck Geschichte, als er als erster Österreicher acht Tage im All verbrachte. 21 Jahre später zollt der Vorstand der Berndorf AG Stratosphären-Springer Felix Baumgartner Respekt: „Dazu gehört wahnsinniger Mut. Ich würde mich das nicht trauen.“

Seine Haare sind zwar leicht ergraut, doch ansonsten hat sich „Austronaut“ Franz Viehböck kaum verändert. 1991 flog der Perchtoldsdorfer als bisher einziger Österreicher in den Weltraum. Vom Kosmodrom Baikonur aus wurde er zur russischen Raumstation Mir gebracht. 21 Jahre nach dem Raumflug Viehböcks hofft man mit dem Projekt „Red Bull Stratos“ auf wertvolle wissenschaftliche Daten für die Raumfahrt.

Franz Viehböck im Gespräch

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Franz Viehböck: „Ich finde es toll, sich so ein Ziel zu setzen und mit dem Sprung Geschichte zu schreiben.“

„Ein Projekt mit hohem Risiko“

Felix Baumgartner hatte Viehböck in der frühen Planungsphase seines Projekts um Hilfe gebeten. „So vor vier, fünf Jahren hat er mich gefragt, ob ich ihn tatkräftig unterstützen kann. Aber es ging sich zeitmäßig nicht aus“, meint Viehböck, der seit 2002 Geschäftsführer von „Berndorf Band“ und seit 2008 Mitglied des Vorstandes der Berndorf AG ist.

„Aber ich habe ihm gesagt, dass ich bei dem einen oder anderen Thema gerne helfe", so Viehböck im Gespräch mit der APA. Ursprünglich war die Idee, das Projekt mit russischer Ausrüstung zu machen. „Da habe ich Kontakte hergestellt“, erzählt der 53-Jährige, der eine langjährige Ausbildung zum Kosmonauten genoss.

Franz Viehböck

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„Es ist ein Unterfangen, das mit hohem Risiko behaftet ist“, meint Viehböck. „Aber es hat den Anschein, als ob Felix Baumgartner und sein Team das Projekt sehr professionell angegangen und geplant haben.“

Viehböck schätzt Projektnutzen eher gering ein

In Bezug auf die Weltraumfahrt würde Viehböck den Nutzen des Sprungs eher gering einschätzen. Das „Red Bull Stratos“-Team unterstreicht stets den wissenschaftlichen Vorteil des Vorhabens – der Sprung soll sowohl für Raumfahrer als auch für Raumfahrttouristen Erkenntnisse für spätere mögliche Raumkapsel-Notausstiege dienen. Jedoch seien der Stratosphären-Sprung von Baumgartner und die Art, wie eine Raumfahrtkapsel auf der Erde landet, nicht vergleichbar.

Franz Viehböck in seinem Büro

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„Man taucht als Kosmonaut mit der Kapsel in die Atmosphäre mit einer sehr hohen Geschwindigkeit von 28.000 km/h ein.“ Durch das Abbremsen kommt es zu einer enormen Hitze und Belastung. Baumgartner wird aus einer Höhe von 36 Kilometer aus einer Kapsel abspringen und von 0 auf über 800 km/h kommen. „Das hat nicht wirklich etwas miteinander zu tun.“ Auch bei Unternehmungen wie Virgin Galactic, wo Menschen als Touristen ins All gebracht werden, wäre eine Hilfe durch die Erkenntnisse des Stratos-Sprunges „weit hergeholt“.

Start und Landung sind am gefährlichsten

Astronauten liegen bei der Landung in der Kapsel in Liegeschalen und der Körper wird dabei stark hineingepresst. „Der Druck durch das Abbremsen ist so stark wie die fünffache Erdbeschleunigung.“ Durch die starke Reibung bei der Bremsung entstehen an der Außenschicht enorm hohe Temperaturen. Das Plasmaglas, das um die Kapsel herum ist, beginnt zu brennen. „1.000 Grad Hitze, da lösen sich brennende Teile ab.“ Eine dicke Isolierungsschicht würde das Gehäuse schützen, sagte Viehböck.

Felix Baumgartner

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Mit einem Sprung aus über 36.000 Metern Höhe will der Salzburger Felix Baumgartner als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrechen.

In so einer Situation im Notfall aus der Kapsel auszusteigen zu müssen sieht Viehböck problematisch. Neben der Landung ist der Start sowie Manöver in dem lebensfremden Bereich wie An- oder Abdocken an Raumstationen am gefährlichsten. „Wenn etwas passiert, dann da.“

Den am 8. Oktober geplanten Stratos-Sprung kann Viehböck nicht im Fernsehen mitverfolgen, gerade an diesem Tag ist er beruflich verhindert. „Ich kann es nicht einmal live sehen.“ Das Projekt verfolge er mit „relativem Interesse“. Viehböck: „Ich finde es toll, sich so ein Ziel zu setzen und mit dem Sprung Geschichte zu schreiben.“

Franz Viehböck, nach der Landung, 1991

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Franz Viehböck nach der Landung am 10. Oktober 1991 in der Steppe von Kasachstan (links der österreichische Raumfahrtmediziner Joachim Riedl).

„Ich wünsche ihm viel Glück und dass er heil und gesund wieder runterkommt. Und er soll die Gelegenheit wahrnehmen und den Ausblick auf die Erde genießen. Ich habe es damals auch gemacht. Aber ich war acht Tage auf der Mir. Felix Baumgartner hat nur einen kurzen Augenblick“, meinte der 53-Jährige.

Viehböck hofft auf einen Nachfolger

Viehböck bewarb sich 1988 auf eine Anzeige für die Mission „Austromir“ und wurde aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählt. „Austronaut zu sein hat mich schon fasziniert, aber ich wollte das nie beruflich machen, so wie es viele Buben und Mädel nach Neil Armstrongs Schritt auf dem Mond machen wollten.“

Dass er damit in Österreich immer noch eine Popularität genießt, hätte er damals nicht gedacht. Viehböck hofft auf einen Nachfolger. Er hatte bereits ambitionierte junge Menschen getroffen, die in seine Fußstapfen treten wollen, doch da Österreich die bemannte Raumfahrt nicht unterstützt, könnte das schwierig werden.

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