Wiener Wähler als „Zünglein an der Waage“

Etwa zehn Prozent der Wähler in NÖ sind Zweitwohnsitzer. Die meisten von ihnen wohnen unter der Woche in Wien. Diese Gruppe könne wahlentscheidend sein, sagt der Politologe Peter Filzmaier, sei aber schwer einschätzbar und erreichbar.

Walter Filzmaier

ORF

Peter Filzmaier

Etwa 140.000 bis 160.000 Wählerinnen und Wähler sind Zweitwohnsitzer, also etwa zehn Prozent aller Wahlberechtigten. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ungefähr jeder zehnte Wiener am 3. März den niederösterreichischen Landtag wählt. Der klassische Zweitwohnsitzer lebt in Wien und fährt am Wochenende auf das Land. Daher wird diese Personengruppe von den Wahlkämpfen in Niederösterreich weniger beeinflusst, sagt Filzmaier. Diese Gruppe sei schwieriger zu erreichen: „Wenn ich an unterschiedlichen Orten lebe, nutze ich unterschiedliche Medien, beispielsweise mehr Wiener Tageszeitungen als niederösterreichische Wochenzeitungen.“

Zweitwohnsitzer sind keine Stammwähler

In einigen Gemeinden rund um Wien haben bis zu 15 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihren Zweitwohnsitz gemeldet. Die meisten von ihnen sind keine Stammwähler, sondern ändern häufiger ihr Wahlverhalten. Daher könnten sie am 3. März bei der NÖ-Wahl auch wahlentscheidend sein, sagt Filzmaier. „Wenn Wahlentscheidungen sehr knapp sind, dann sind Zweitwohnsitzer in der Tat das Zünglein an der Waage. Es wird jene Partei gewinnen, die sich frühzeitig um sie gekümmert hat, also nicht erst im Wahlkampf entdeckt, sondern über Datenbanken regelmäßigen Kontakt gepflegt hat.“

Diskussion um „Name vor Partei“

Eine Besonderheit des niederösterreichischen Wahlrechts, der Grundsatz „Name vor Partei“, sorgt vor der Wahl für Streit - mehr dazu in Wahlrecht, Briefwahl: Service zur NÖ-Wahl. Die Grünen zeigten die ÖVP wegen ihrer Plakate zur „Direktwahl“ des Landeshauptmanns, die gar nicht möglich ist, wegen „Wählertäuschung“ an. Für Filzmaier ist klar, dass man diese Regel den Wählerinnen und Wähler „breitflächig kommunizieren muss“. Das sei eine Bringschuld der Parteien und des Landes Niederösterreich. „Bei den Parteien wird das vielleicht von Parteitaktik geprägt sein.“ Auf der Seite der Wähler sei es aber auch eine Frage der politischen Bildung, darüber Bescheid zu wissen. „Es ist auch die Holschuld des Wählers, sich die Informationen zu holen.“

Fan schwingt ÖVP-Fahne

APA/ Georg Hochmuth

Die Personalisierung hilft bekannten Politikern

Die verstärkte Personalisierung, unter anderem auf den ÖVP-Plakaten, sei eine Folge der Mediendemokratie. „Das führt dazu, dass Spitzenkandidaten im Mittelpunkt stehen. Die Idee dahinter ist, dass die Personen näher an den Bürger herankommen. Das nützt oft nur den ohnedies bekannten Personen." Auch im Wahlkampf komme der Personalisierung dadurch eine besondere Bedeutung zu. „Einerseits hilft das der ÖVP, die den Bonus des Landeshauptmannes nutzen will, andererseits dem Team Stronach durch den Namen des Gründers. Etwas paradox ist, dass er Vorzugsstimmen sammelt, obwohl er das Mandat gar nicht nutzen will."

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