„Fritzl-Touristen weniger geworden“

Vor fünf Jahren ist der Inzestfall von Amstetten bekannt geworden. Josef Fritzl hatte seine Tochter 24 Jahre lang im Keller gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt. Amstetten wurde damals belagert, heute will niemand mehr davon hören.

In der Ybbsstraße 40, wo das „Horrorhaus“ steht, sieht es heute noch fast genauso aus wie vor fünf Jahren. Das Haus steht immer noch, nur die Eingangstür ist verbarrikadiert. Was mit dem Haus passiert, steht noch immer nicht fest. Amstetten ist damals weltweit als „Ort des Grauens“ bezeichnet worden, heute will niemand mehr etwas vom Fall Fritzl hören. „Die Sache ist geklärt und fertig“, sagt ein Passant, „wir sind damals belagert worden.“ Jahrelang kamen die „Fritzl-Touristen“ nach Amstetten, „mittlerweile sind die aber weniger geworden“, sagte eine Amstettnerin.

"Horrorhaus" in Amstetten

APA/Fohringer

Der Eingang zum „Horrorhaus“ ist verbarrikadiert

Der damals 73-Jährige wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Er ist unverändert in der Justizanstalt Stein in Haft. Er sei „im Vollzug angepasst“, es gebe „keinerlei Auffälligkeiten“, heißt es aus der Vollzugsdirektion. Der Häftling integriere sich und habe keine gesundheitlichen Probleme.

Ein Horrorfilm kann nicht schrecklicher sein als das Martyrium, das die 42-Jährige Frau gemeinsam mit ihren Kindern durchleiden musste. Seit ihrem 18. Lebensjahr eingekerkert und misshandelt brachte sie sieben Kinder zur Welt, von denen eines starb.

"Horrorhaus" in Amstetten

APA/Fohringer

Opfer bewahrten ihre Anonymität

Drei der Kinder hatte der Mann im Lauf der Jahre aus dem Verlies geholt und sie mit seiner Ehefrau großgezogen, wobei er angab, seine angeblich untergetauchte Tochter hätte sie weggelegt. Die Polizei kam auf die Spur des Falles, nachdem eine Woche zuvor ein 19-Jähriges Mädchen mit einer seltenen Krankheit ins Spital gekommen war. „NÖ heute“ berichtete damals, die Frau sah den Bericht im Keller und drängte Fritzl, ins Spital zu dürfen. Als er zustimmte und sie aus dem Verlies holte, vertraute sie sich der Polizei an.

Amstetten wurde damals von heimischen und internationalen Medien „belagert“. Die Opfer wurden in der Folge in einem Krankenhaus betreut - abgeschirmt von der Öffentlichkeit, und wahrten ihre Anonymität auch weiterhin. Das ist wohl das größte Wunder im Fall Fritzl.