Barocktage Melk fulminant eröffnet

Mit einem Festvortrag von Barbara Coudenhove-Kalergi zum Thema Heimat und Europa sowie einem fulminanten Konzert des Ensembles Gambe di Legno mit Werken zum 400. Todestag von Carlo Gesualdo, Principe da Venosa, sind am Freitagabend die Barocktage Stift Melk eröffnet worden.

„Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“

„Sind wir ein Kontinent der Heimatlosen?“

Diesen Schlusssatz aus Ernst Blochs philosophischem Opus Magnum „Das Prinzip Hoffnung“ nahm Coudenhove-Kalergi zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen, die in Fragen mündeten: „Kommt uns die Heimat abhanden? Sind wir ein Kontinent der Heimatlosen?“ Europa sei als „Konzert aus vielen Stimmen“, als „harmonisches Ganzes“ konzipiert gewesen, doch davon sei heute nicht mehr viel übrig geblieben, befand Coudenhove-Kalergi, die dennoch auch positive Anzeichen erkennt, etwa bei der internationalen Zusammenarbeit großer wissenschaftlicher Organisationen oder in wachsender selbstverständlicher Verbundenheit innerhalb der jüngeren Generation.

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Gesualdo ist nicht nur musikgeschichtlich für seine kühn dissonanten Akkorde berühmt, sondern auch biografisch wegen seines extravaganten und ausschweifenden Lebensstils und der Ermordung seiner Frau und deren Liebhaber berüchtigt. Den jungen Vokalisten glückten affektreiche und ausdrucksvolle Interpretationen der Madrigale.

Umjubelter Festival-Auftakt

Ganz besonders reüssierte die Sopranistin Silvia Frigato mit einer emotional ungemein spannungsvollen Solo-Arie, auch der Tenor Alessio Tosi vermochte sich solistisch gut in Szene zu setzen. Francesco Baroni am Cembalo sorgte für Begleitung und instrumentale Intermezzi. Ein vielversprechender, umjubelter Auftakt des Festivals, das u.a. mit einem Corelli-Festkonzert in der Stiftskirche Melk am Samstag, einem Caldara-Oratorium am Pfingstsonntag in Dürnstein und einem weiteren Gesualdo-Abend - diesmal mit dem Hilliard Ensemble - am Pfingstmontag seine Fortsetzung findet.

Das Festival steht zum letzten Mal unter der künstlerischen Leitung von Bernhard Trebuch, ihm folgt ab 2014 Michael Schade - mehr dazu in Michael Schade wird Barocktage leiten.

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