Gelsenmittel in Naturschutzgebieten?

Vor wenigen Wochen wurde in den March- und Thaya-Auen erstmals ein Gelsenmittel über Hubschrauber ausgestreut. Jetzt fordern die Betreiber des Projektes, das Gebiet auszuweiten und zwar auch auf Naturschutzgebiete.

Die Menschen entlang der March- und Thaya-Auen leben großteils hinter Gittern. „Wir können nicht auf der Terrasse sitzen, wir haben keine Freiheit draußen, wir sind im Winter drinnen, im Sommer drinnen“, klagt Rudolf Suchyna aus Rabensburg. Vor einem Monat sorgte eine Aktion gegen die Gelsenplage entlang der March- und Thaya-Auen für Aufsehen. Mit Hubschraubern wurde ein Regulierungsmittel abgeworfen. Somit wurden große Kaliber gegen die winzigen Tiere eingesetzt. Das biologische Gelsenregulierungsmittel BTI wurde von Hubschraubern abgeworfen worden. In genau definierten Brutgebieten - mehr dazu in Erstmals Hubschrauber gegen Gelsen.

Projektbetreiber: „Sind an Grenzen gestoßen“

„Wir haben uns bemüht und tollen Erfolg gefeiert, aber wir haben auch gesehen, dass wir an Grenzen gestoßen sind. Das heißt, diese Ausschlussgebiete sind einfach zu groß“, sagt der Obmann des Vereins für biologische Gelsenregulierung Robert Freitag.

Aber das sind Naturschutzgebiete und WWF-Gebiete. Außerdem würden auch Gelsenströme aus der Slowakei und aus Tschechien einwandern. „Jetzt sind wir an unsere Grenzen gestoßen, jetzt brauchen wir Unterstützung, einerseits von der Landesregierung die uns unterstützt um unser erfolgreiches Projekt über die Grenzen nach Tschechien und in die Slowakei zu tragen und andererseits auch wieder, dass wir Zugang zu den österreichischen Ausschlussgebieten bekommen“, fordert Freitag. Als Nachdruck dafür wurde nun eine Unterschriftenaktion gestartet.

WWF: „Projekt hat so nicht funktioniert“

Beim WWF hält man wenig davon, das in den eigenen Schutzgebieten zuzulassen. „In den Wohngebieten, in den Siedlungen rund um die Häuser dort kann, dort muss man was machen. Wichtig ist aber, dass es auf ökologischer Basis funktioniert, dass es nachhaltig ist, dass man sich ein Konzept überlegt, das funktioniert. Man hat es heuer gesehen, das Projekt hat so nicht funktioniert, weil einfach die Dimension dieser Landschaft zu groß ist“, sagt Gerhard Egger vom WWF.

Die Projektbetreiber sprechen aber von Gelsenwanderungen über fünzehn Kilometer und mehr. Deshalb könne man sie nur großflächig bekämpfen. „Es gibt in ganz Europa in sehr vielen Ländern Programme mit BTI, mit diesem biologischen Mittel, und es gibt sehr viele Untersuchungen die zeigen, dass die Langzeitschädigung in der Au nicht gegeben ist. Wir haben kein grundsätzliches Problem, wir wollen nur den Druck der Gesamtpopulation so reduzieren, dass wir in den Ortschaften lebenswerte Bedingungen schaffen“, so der Biologe Hans Jerrentrup vom Verein Gelsenregulierung. Denn unter der Erde in der Au lauern Millionen Eier, um sich nach dem nächsten Hochwasser wieder zu ebensovielen Gelsen entwickeln zu können.