Haidinger für Frauen im Priesteramt

Abt Christian Haidinger ist neuer Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs. Im Interview mit noe.ORF.at setzt er sich für Frauen im Priesteramt ein und spricht über „steile Vorgaben“ von Papst Franziskus.

noe.ORF.at: Herr Haidinger, sie sind gestern gewählt worden. Auch überraschend, wie sie in der Pressekonferenz betont haben. Mit welchen Gedanken treten sie das neue Amt nun an?

Christian Haidinger: Ich habe natürlich eine Steilvorlage durch Propst Maximilian, der 15 Jahre lang dieses Amt ausgeübt hat. Ganz neu ist mir die Aufgabe nicht, weil ich schon einige Jahre im Vorstand vertreten war. Ich möchte vor allem das weiterführen, was in den letzten Jahren intensiv aufgebaut worden ist. Ich bin sehr dankbar, dass in den letzten zwei Jahren gerade die Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Frauenorden gewachsen ist und jetzt eigentlich auf guten Beinen steht. Wir haben ein gemeinsames Büro. Und sonst gilt es die Augen und Ohren offen zu haben, was momentan in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft läuft. Das zweite vatikanische Konzil hat gesagt, wir müssen die Zeichen der Zeit sehen, wahrnehmen und darauf Antworten suchen, und das wollen wir in den einzelnen Ordensgemeinschaften, aber das wollen wir vor allem in der Vereinigung der Männer- und Frauenorden tun.

noe.ORF.at: Was sind die Zeichen der Zeit? Wo sehen Sie die Zeichen der Zeit am aktuellsten für die Kirche?

Haidinger: Momentan ist natürlich die Schuldebatte in der Öffentlichkeit ein Thema. Nachdem die Orden einige Schulen betreiben, müssen wir hier auch unsere Stimme erheben und in diese Debatte einbringen. Eine andere Frage ist die ganze Migrantenfrage. Gestern war Staatssekretär Sebastian Kurz bei einem Arbeitskreis zu Gast. Da haben wir in den letzten Monaten tatsächlich wahrgenommen wie sich einzelne Ordensgemeinschaften eingebracht haben. Es geht auch um das Thema Gerechtigkeit, bei den Fragen rund um den Pensionsantritt, Sparpakete. Da müssen wir ein waches Ohr haben. Wo können wir hier mitreden und uns für einen guten Weg für die Menschen in unserer Gesellschaft einsetzen.

Christian Haidinger, Abt des Stifts Altenburg

ORF

noe.ORF.at: Sie haben bei Ihrer Antrittsrede über die Rolle der Zusammenarbeit mit den Frauenorden gesprochen. Ist das auch ein Wandel für die Rolle der Frau in der Kirche?

Haidinger: Diese Zusammenarbeit ist ja etwas was wir jetzt nicht erfinden, sondern das ist in den letzten Jahren gewachsen. Ich glaube wirklich, gerade was die Rolle der Frau in der Kirche betrifft, dass wir da in den Ordensgemeinschaften dem allgemeinen Trend etwas voraus waren.

noe.ORF.at: Wird das so weit gehen, dass es einmal Frauen als Priesterinnen geben wird?

Haidinger: Ich persönlich hoffe das, aber da bin ich kein kompetenter Mann, der sagen kann, das wird es geben. Aber ich hoffe sehr und glaube auch daran.

noe.ORF.at: Generell hat man den Eindruck, dass sich die katholische Kirche unter Papst Franziskus sehr öffnet. Wie viele Beobachter sagen, für das Wesentliche, wie etwa den armen Menschen. Sehen Sie hier die Kirche auch in Österreich im Wandel?

Haidinger: Papst Franziskus gibt uns steile Vorgaben, das sieht man ganz deutlich. Das Bemühen ist da und es wird über viel diskutiert. Ich hoffe auch, dass wir diesen Weg in Österreich noch beschreiten können.

noe.ORF.at: Auch mit größerem Zulauf?

Haidinger: Das ist zu hoffen und zu erwarten.

Das Gespräch führte Werner Fetz, noe.ORF.at.

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