Doping: Dürr positiv getestet

Der Niederösterreicher Johannes Dürr hat in Sotschi einen positiven A-Test auf das Blutdopinghormon Erythropoetin (EPO) abgegeben. Der Österreichische Skiverband teilte mit, dass Dürr aus dem Skiverband ausgeschlossen wird.

Der österreichische Wintersport steht neuerlich vor einem Dopingskandal großen Ausmaßes. „Wir sind über diese Meldung schockiert, haben umgehend die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet: das heißt, der Athlet wurde informiert und über seine Rechte aufgeklärt, ihm wurde die Akkreditierung abgenommen und der sofortige Ausschluss aus der Olympia-Mannschaft wurde vollzogen. Dürr hat bereits die Heimreise angetreten“, erklärte ÖOC-Präsident Karl Stoss Sonntagfrüh (Ortszeit) in einer Pressemitteilung.

Man sei vom IOC in der Nacht auf Sonntag informiert worden, dass Dürr bei einer Trainingskontrolle am 16. Februar in Österreich positiv auf ein EPO-Präparat getestet wurde. Daraufhin habe man den Athleten davon in Kenntnis gesetzt und seine Nennung für den Abschlussbewerb am Sonntag zurückgezogen. Der 26-jährige Dürr war am Freitag und damit erst zwei Tage vor seinem geplanten, zweiten Olympiaeinsatz nach Krasnaja Poljana gekommen. Am 9. Februar hatte er bereits den Skiathlon über 30 km (8. Platz) bestritten, war danach aber zum Training nach Obertilliach in Osttirol gereist. Dort fand offenbar auch die verhängnisvolle Dopingkontrolle statt.

Tiefschlag für den Wintersport

Der seit dem Vorjahr mit Frau und Kind in Südtirol lebende Dürr galt im Olympia-Bewerb über 50 km Skating als Medaillenhoffnung. Nun droht der Niederösterreicher den heimischen Wintersport aber neuerlich in eine weitere tiefe Krise zu stürzen. Sollte sich das Analyseergebnis auf das zur Erhöhung der roten Blutkörperchen verwendete EPO in der B-Probe bestätigen, erlebt die rot-weiß-rote Olympiadelegation acht Jahre nach den unrühmlichen Vorfällen von Salt Lake City und Turin ein bitteres Deja-vu.

Bereits 2002 und 2006 hatte es Dopingvorfälle mit weitreichenden Folgen im nordischen Lager der Österreicher gegeben. Vor acht Jahren in Turin war in den Quartieren den Langläufer und Biathleten zu Hausdurchsuchungen durch die italienische Polizei gekommen. Die dort gefundenen Gerätschaften und Präparate lösten ein Erdbeben aus, das Olympiaausschlüsse, Wettkampfsperren für Sportler und Betreuer und Geldstrafen nach sich zog. Die Auswirkungen des Skandals beschäftigten jahrelang Gerichte im Inland und auch in Italien.

Johannes Dürr

APA/EXPA/JFK

Johannes Dürr vor der Abreise nach Sotschi.

Der mit einer Südtirolerin verheiratete Dürr hatte bis dato stets betont, dass er für einen neuen, sauberen Weg des durch die Dopingvorfälle lange Jahre so schwer belasteten Langlaufs stehe. Nun sorgt Dürr aber auf der größtmöglichen Bühne wieder für einen Tiefschlag, von dem sich zumindest der nordische Bereich im rot-weiß-roten Spitzensport lange nicht erholen dürfte.

Analyse der B-Probe steht noch aus

Die Analyse der B-Probe steht freilich noch aus, diese fällt aber in fast 100 Prozent der Fälle gleich aus wie der A-Test. Bestätigt sich das vorliegende Ergebnis, erfolgt zunächst Anhörung vor der Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Daraufhin werden üblicherweise die weiteren disziplinarischen Schritte an den zuständigen Sportverband, in diesem Fall dem Internationalen Ski-Verband (FIS), übertragen. Dürr droht eine Wettkampfsperre von bis zu vier Jahren. Es ist der fünfte positive Dopingtest dieser Winterspiele.

Mit aller Härte reagierte der Österreichische Skiverband (ÖSV) noch am Sonntag auf das Dopingvergehen von Langläufer Johannes Dürr während der Olympische Spiele. In einer Aussendung teilte der ÖSV mit, dass der Sportler aus dem Verband ausgeschlossen wird. Damit muss über die Länge einer Doping-Sperre gar nicht mehr diskutiert werden, denn ein Ausschluss aus dem Verband ist praktisch mit dem Karriere-Ende gleichzusetzen. „Seit den Erfahrungen von Turin hat Peter Schröcksnadel mit seinem Vorstand eine genaue Regelung bei Dopingvergehen für ÖSV-Aktive getroffen“, hieß es in dem ÖSV-Schreiben. Die klare Konsequenz sei: „Wer des Dopings überführt wird, wird aus dem Verband ausgeschlossen. Es ist ein Betrug gegenüber allen anderen Sportlerinnen und Sportlern, der von Seiten des Verbandes auf das Schärfste verurteilt wird.“

Der ÖSV wies darauf hin, dass die Aktiven des Verbandes seit den Vorfällen von Turin bei jeder Besprechung von Präsident Schröcksnadel darauf hingewiesen werden und wurden, dass Dopingvergehen den Ausschluss aus dem ÖSV zur Folge haben.

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