Donau: Grüne sehen Vertuschung

Nach in der „Presse“ erhobenen Vorwürfen gegen den Chemiekonzern Borealis in Zusammenhang mit Plastikfunden in der Donau haben die Grünen am Freitag schwere Kritik geübt. Sie sprechen von Vertuschung und einem „Kriminalfall“.

Umweltminister Andre Rupprechter (ÖVP) teilte am Freitag per Aussendung mit, dass sein Ressort „über die in der Vergangenheit liegenden Störfälle erst Mitte März 2014 in Kenntnis gesetzt“ wurde. Die Gruppe Wasser beim Amt der Niederösterreichischen Landesregierung dementierte allerdings (ebenfalls in einer Aussendung), dass bei dem Störfall Stoffe freigesetzt worden sind, die eine Informationspflicht an Behörden oder Öffentlichkeit auslösen, berichtet die Austria Presse Agentur (APA).

Grüne sprechen von gefährlichen Weichmachern

Die Grünen sprachen von einem „Kriminalfall“. Nur durch Zufall erfahre die Öffentlichkeit jetzt „was in unsere Donau gespült wurde und wird“. Mit der Studie der Universität Wien wurde klar, so die Grünen bei einer Pressekonferenz am Freitag, dass 4,2 Tonnen Plastik täglich in die Donau und weiter ins schwarze Meer gespült werden. „Mittlerweile wissen wir, dass sich darunter auch gefährliche Weichmacher und Tributylzinn befinden“, betonte die Klubobfrau der Grünen NÖ Helga Krismer.

Rupprechter betonte, er habe unter Federführung des Umweltbundesamtes eine Detailanalyse der Studie der Universität Wien sowie eine Sonderuntersuchung an der Donau und ein langfristiges Untersuchungsprogramm zur Ausarbeitung beauftragt. „Aus Sicht der Umweltkontrolle werden wir herausfinden, wie groß die Plastikverschmutzung in der Donau tatsächlich ist. Wir werden einen Plan entwickeln, um diese Verschmutzung in Zukunft weitestgehend zu vermeiden“, sagte Rupprechter.

„Man bemüht sich - wie es in Niederösterreich Usus ist - zu vertuschen“, kritisierte die NÖ-Klubobfrau der Grünen. „Borealis hätte sofort bei Bekanntwerden eines Problems, Meldung machen müssen“, so Krismer. „Angeblich hat es eine Meldung beim Land NÖ gegeben. Die Behörden des Landes haben diese aber offenbar nicht ernst genommen und nicht reagiert. Das ist ein Behördenskandal der Extraklasse.“ Krismer hat nach eigenen Angaben eine parlamentarische Anfrage an die Verantwortlichen des Landes gestellt.

Donau

APA/Pessenlehner

Neue Studie zu anderen Quellen für Plastikpartikel

„Nach dem Bekanntwerden des Störfalls sind umgehend Maßnahmen ergriffen worden, die auch sofort Wirkung gezeigt haben“, betonte dagegen die NÖ Landesregierung. Zusätzlich sei das Werk regelmäßig überprüft worden, erst am Donnerstag habe sich ein ordnungsgemäßer Betrieb gezeigt. Eine neue Studie der Universität Wien zeige nun Hinweise, dass auch andere Quellen für Plastikpartikel vorliegen. „Nach dem erstmaligen Bekanntwerden dieser Studie im März 2014 haben die Experten des Landes sofort gehandelt und bereits eine Untersuchung der gesamten Donau in Österreich initiiert“, hieß es in der Aussendung - mehr dazu in Plastik in Donau: Neue Untersuchung.

Ausgangspunkt der Diskussion war eine Studie der Uni Wien, bei der eigentlich die Verbreitung von Fischlarven zwischen Wien und Bratislava untersucht werden sollte. Dazu wurden an bestimmten Stellen Netze in die Donau eingebracht, in denen sich neben den Larven auch ziemlich viel Plastik fand. Laut dem Zeitungsbericht soll Borealis wegen Schwachstellen im Kanalsystem an seinem Standort Schwechat für einen Teil der Abfälle verantwortlich gewesen sein. Borealis ist sich seiner Verantwortung für eine umweltbewusste und sichere Betriebsführung bewusst, sagte Unternehmenssprecherin Kerstin Meckler am Wochenende der APA - mehr dazu in Plastikmüll in Donau: Vorwürfe gegen Borealis.