Mikl-Leitner will Erstaufnahmezentren auflösen

Die Konflikte in Syrien und im Irak stellen Österreichs Asylpolitik vor neue Herausforderungen. Das größte Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen ist erneut überfüllt. Innenministerin Mikl-Leitner (ÖVP) plant nun, solche Massenunterkünfte abzuschaffen.

Die Zahl der Asylwerber steigt in letzter Zeit stetig an. Derzeit stellen täglich etwa 100 Menschen einen Asylantrag in Österreich, heißt es aus dem Innenministerium, vor allem wegen der Konflikte in Syrien und dem Irak. Nicht nur deshalb soll nun das Asylwesen neu strukturiert werden, berichtet Ö1, auch zur Entlastung der überfüllten Erstaufnahme-Zentren.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) plant nun grundlegende Reformen im Asylwesen. Konkret will sie die Erstaufnahmezentren in Traiskirchen und Thalham auflösen, Asyl-Anträge sollen in allen Bundesländern mittels „erster Schnellprüfung“ eingeordnet werden, teilte das Ministerium mit. Der Bund soll die Aufteilung zentral steuern. Das Konzept will sie den Ländern im September präsentieren.

Künftig nur mehr 300 Personen in Traiskirchen?

Ein Antragsteller soll „in jedem Bundesland erstversorgt werden können und nicht ungeprüft in die derzeit chronisch überfüllten Aufnahmezentren überstellt werden, wie bisher“, so die Ministerin. Zuständig für die Erstprüfung werde die jeweilige Regionaldirektion des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl sein. Bei einer „positiven Prüfung“, also wenn Österreich für das Verfahren zuständig ist, könne der Asylwerber dann gleich im jeweiligen Bundesland bleiben und dort versorgt werden. Ihm und den Behörden bliebe damit „der unnötige Transfer nach Traiskirchen oder Thalham und wieder zurück erspart“.

Die beiden Standorte sollen aber erhalten bleiben, und zwar für jene Fälle, „in denen die Erstprüfung nicht unmittelbar die Zuständigkeit Österreichs ergibt“, deren Verfahren also gemäß Dublin-Abkommen in einem anderen EU-Land durchgeführt werden müsste, so Mikl-Leitner weiter. Für Traiskirchen würde dies ihren Angaben zufolge derzeit rund 300 Insassen bedeuten.

Gitter vor dem Erstaufnahmezentrum

APA/Hans Klaus Techt

Ministerium: „Bundesweites stabiles Versorgungsnetz“

Am derzeit drängenden Problem der Unterbringung der Asylwerber würde dies allein freilich noch nicht wirklich etwas ändern. Die Innenministerin will daher gemeinsam mit Ländern und Gemeinden ein „bundesweites stabiles Versorgungsnetz an Unterbringungen“ ausarbeiten.

Darunter versteht man im Ministerium „fixe Quartiere“ und ein „fixes, automatisches System der Verteilung“, wurde auf Nachfrage präzisiert. Und der Bund soll diese Verteilung „bei einem Ungleichgewicht der Quotenerfüllung zwischen den Bundesländern“ steuern, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet.

Neues System könnte bereits ab Sommer 2015 laufen

Einen groben Zeitplan für die Reform skizzierte Mikl-Leitner bereits: Über den Sommer soll das Konzept ausgearbeitet werden, im September vorgelegt und dann mit Ländern und anderen „wesentlichen Stakeholdern“ diskutiert. „Nächsten Sommer schon“ könnte das neue System laufen. Aktuell arbeite das Innenministerium überdies „mit Hochdruck“ an der Schaffung von Privatunterkünften „für den inzwischen sehr wahrscheinlichen Fall, dass die Bundesländer auch bin Ende Juli nicht aus eigener Kraft eine deutliche Entlastung Traiskirchens herbeiführen können“.

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