Melk: Kunstprojekt zum Kolomani-Jahr

Im Stift Melk wurden 2014 anlässlich des 1.000-Jahr-Jubiläums der Überführung der Reliquien des hl. Koloman nach Melk Kunstschaffende zu einem interdisziplinären Projekt eingeladen, das nun im Buch „Points of Passage“ dokumentiert wurde.

Das Stift Melk lud fünf Schriftsteller, zehn bildende Künstler, eine Tänzerin und einen Filmemacher zu künstlerischen Interventionen ein, zusammengefasst sind diese Projekte in dem Buch „Points of Passage“: Kunst, Literatur, Tanz und Film im Stift Melk (194 Seiten, 45 Illustrationen in Farbe, 20 Euro).

Psychogeografische Erkundung

Ein „Grenzzwischenfall“, so Pater Martin Rotheneder, mit letalem Ende für den irischen Pilger, der aus purem Fremdenhass in Stockerau ermordet wurde, um posthum zum legendenumwobenen Heiligen zu mutieren: Der historische Plot könnte kaum aktueller sein. Doch den Projektteilnehmern ging es nicht nur um vordergründige sozialkritische und zeitpolitische Bezüge, sondern - so die künstlerischen Leiter Moussa Kone und Erwin Uhrmann - ebenso um „psychogeografische“ Erkundung des Stiftsbereichs im Sinne von Guy Debord.

Erich Kleindienst überträgt die Legende samt geraubtem Holunderbusch in eine kleinstädtische Gegenwart, Alexander Peer reflektiert über das Katz-und-Maus-Spiel der Geschichte, Gabriele Petricek vermengt Elemente des Koloman-Mythos in einer komplexen Spionage-Story mit privaten Ereignissen. Magda Woitzuck wiederum lässt Kolomans Pferd gebührende Aufmerksamkeit zukommen, Erwin Uhrmann entwirft mit „A Little Travel Diary“ ein fiktives Reisejournal. All das ist reizvoll zu lesen, detektivisch veranlagte Leser dürfen sich zudem an feinen Fakes erfreuen.

Auf Walter Benjamins Passagen-Werk, das den Titel des Buches inspiriert hat, nimmt Jakob Deibl in einer Art Epilog resümierend Bezug. Nina Schedlmayer reißt die komplizierte Beziehung zwischen Kunst und Kirche an. Der Fototeil veranschaulicht die 2014 im Stift Melk gezeigte Ausstellung mit Beiträgen von Katharina Gruzei, Ines Hochgerner, Bernhard Hosa, Manuel Hölzl, Moussa Kone, Stephan Lugbauer, Rainer Prohaska, Markus Proschek, Bianca Regl und Corinne L. Rusch sowie der Choreografin Yusimi Moya Rodriguez. „Ein kaleidoskopartiger Band, der der irisierenden Vielschichtigkeit des temporären Kunstprojekts Dauer verleiht“, schreibt Ewald Baringer von der Austria Presse Agentur.

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