Andreas Schicker kämpft um sein Comeback

Im November 2014 ist in den Händen des Profi-Fußballers Andreas Schicker ein Böller explodiert, die linke Hand musste amputiert werden. Der 28-Jährige, der beim SV Horn unter Vertrag ist, kämpft in der Reha. Er träumt von einem Comeback.

noe.ORF.at: Herr Schicker, in der Nacht auf den 23. November 2014 hat sich Ihr Leben schlagartig verändert. Woran erinnern Sie sich?

Andreas Schicker: Es war eigentlich ein ganz normaler Abend, den ich mit Freunden in meiner Heimatstadt Bruck an der Mur in der Steiermark verbracht habe. Kurz vor dem Heimgehen habe ich diesen Böller in die Hände bekommen. Ich habe ihn gezündet, und er ist sofort in meinen Händen explodiert. Ich weiß nur noch, wie ich über die Straße gegangen bin und bei der Polizei läuten wollte. Als ich meine Hände gesehen habe, habe ich erst realisiert, dass etwas Schlimmeres passiert ist. Ich habe gleich gewusst, dass die linke Hand nicht mehr zu retten sein wird.

Andreas Schicker

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noe.ORF.at: Viele Menschen haben Sie kritisiert, weil Sie mitten in der Nacht unterwegs waren. Wie reagieren Sie auf diese Kritik?

Andreas Schicker: Ich verstehe alle Kritiker, die sagen, was macht ein Fußballer mit Vorbildfunktion mitten in der Nacht in der Stadt Bruck mit einem Böller in der Hand? Was ich da gemacht habe, war einfach ein riesiger Blödsinn. Aber Gott sei Dank ist keinem anderen etwas passiert, sondern nur mir und ich habe die Rechnung für diesen Blödsinn präsentiert bekommen. Damit kann ich jetzt gut leben.

noe.ORF.at: Die linke Hand musste nach dem Unfall amputiert werden, die rechte war schwer verletzt. Am Anfang konnten Sie praktisch nichts alleine machen, und waren sehr auf Hilfe angewiesen. Wie war diese erste Zeit für Sie?

Andreas Schicker: Die ersten Tage waren sehr schwierig. Da war die Unterstützung von meiner Freundin und von meiner Familie sehr wichtig, weil ich einfach selber nichts meistern konnte. Ich war wie ein kleines Kind, ich konnte mich nicht einmal selber kratzen, weil die linke Hand nicht mehr da war und die rechte Hand dick einbandagiert war.

Die Hände des Andreas Schicker

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noe.ORF.at: Seit drei Monaten trainieren Sie hier in der Rehabilitationsklinik Tobelbad in der Steiermark jeden Tag acht Stunden sehr hart. Sie haben für Ihre linke Hand eine Prothese bekommen, aber das große Ziel ist es, die rechte Hand wieder funktionsfähig zu machen.

Andreas Schicker: Die Prothese ist ein super Hilfsmittel. Aber natürlich wird sie nie eine gesunde Hand ersetzen, weil man einfach kein Gefühl in der Hand hat. Aber so, wie es jetzt ist, bin ich sehr zufrieden und mit dem kann ich auch sehr gut leben. Man braucht im Alltag mehr Geduld, dann geht auch alles. Es ist sicher nicht mehr so wie früher, aber das Wichtigste kann ich wieder, wie etwa Schuhbänder binden, Auto fahren, mir mein Essen selber schneiden. Das sind alles Sachen, die früher selbstverständlich waren, jetzt gehen sie wieder und darum bin ich sehr zufrieden.

noe.ORF.at: Schon bald nach dem Unfall war für Sie klar, dass Sie wieder Fußball spielen möchten. Wird das wieder möglich sein?

Andreas Schicker: Ich weiß, dass das noch ein weiter Weg ist. Ich kann aus heutiger Sicht noch nicht sagen, wie es in einem Zweikampf ausschaut, wenn es unerwartete Bewegungen gibt oder wenn ich unerwartet zur Seite falle, ob das Gehirn noch glaubt, dass die linke Hand da ist. Und wenn ich dann ständig mit dem Stumpf in den Boden krache, wird das auf Dauer auch nicht gehen. Alles, was ich kontrolliert machen kann wie Koordination oder Pässe spielen, ist kein Problem, weil ich da weiß, was kommt. Aber ich bin trotzdem optimistisch, dass das mit einem Fußball-Comeback klappen könnte.

Andreas Schicker

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noe.ORF.at: Sie haben im August 2014 Ihren Vertrag beim SV Horn unterschrieben. Gleich zu Beginn haben Sie sich beim Training eine Kreuzbandverletzung zugezogen, kurze Zeit später passierte dann der Unfall mit dem Böller. Wie haben Ihre Fußballerkollegen reagiert?

Andreas Schicker: Ich bin ständig mit den Spielern und Funktionären von Horn in Kontakt. Ich muss ein großes Dankeschön an den Verein richten. Es ist immer Unterstützung vom Verein gekommen, daher ziehe ich den Hut vor ihnen, denn das ist nicht selbstverständlich. Der Verein steht hinter mir, obwohl ich als Spieler noch nichts geleistet habe, und das rechne ich ihm sehr hoch an. Ich hoffe einfach, dass ich eines Tages dem Verein wieder etwas zurückzahlen kann.

noe.ORF.at: Herr Schicker, was ist Ihr größter Wunsch für dieses Jahr?

Andreas Schicker: Der größte Wunsch ist sicher, dass die rechte Hand wieder zu 90 Prozent fit wird, und dass ich wieder alles machen kann. Es ist mein Traum, dass ich wieder den spirit fühle, am Fußballplatz zu stehen und mit meiner Mannschaft nachher in der Kabine zu sitzen und einen Sieg zu feiern. Das macht den Fußball, einen Mannschaftssport, ja schließlich aus. Das fehlt mir jetzt am meisten und darauf freue ich mich schon wieder.

Das Gespräch mit Andreas Schicker führte Silvia Noggler, noe.ORF.at.

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