Neues Nitsch-Museum in der Türkei

In Çanakkale in der Türkei ist ein Hermann-Nitsch-Museum eröffnet worden. Nach Mistelbach und Neapel ist es das dritte monografische Museum, das dem Künstler aus Prinzendorf (Bezirk Gänserndorf) gewidmet ist.

Die Hafenstadt Çanakkale liegt an den Dardanellen, hier sind bei der Schlacht von Gallipoli im Jahr 1915 100.000 Soldaten gefallen. Aus diesem Grund habe er seine Arbeit für das türkische Museum „Mahnmal gegen den Krieg“ genannt, sagte Hermann Nitsch im Interview mit Judith Weissenböck.

noe.ORF.at: 2013 hat Ihre 66. Malaktion in Istanbul stattgefunden, 2014 ebendort eine Ausstellung. Wie ist die Idee zu dem Museum in Çanakkale entstanden?

Hermann Nitsch: Ich bin mit meinem Galeristen Hazer Özil aus Istanbul einen Ausflug an die Dardanellen gemacht, wo ich von dieser unglaublichen Schlacht gehört habe, wo so viele Menschen umgekommen sind. Als ich erfahren habe, dass es heuer große Gedenkfeierlichkeiten gibt, ist mir die Idee gekommen, hier ein Denkmal gegen den Krieg zu machen. Das hat auch den Gouverneur von Çanakkale, Ahmet Çınar, interessiert.

noe.ORF.at: Die Installation setzt sich aus 27 großformatigen Bildern zusammen, es dominieren die Farben rot und schwarz. Warum war es Ihnen wichtig, dieses „Mahnmal gegen den Krieg“ zu verwirklichen?

Nitsch: Ich bin von Anfang an in meiner malerischen Tätigkeit von der Psychoanalyse von Freud und Jung beeinflusst und ich wollte gegen den Krieg sinnlich-intensives-orgiastisches Erleben setzen. Es ist viel besser, so eine Malerei zu inszenieren als Energien mehr oder weniger unbewusst während des Krieges in Aggression zu verwandeln.

noe.ORF.at: Das Museum in der Çanakkale ist das dritte Museum, das Ihrer Arbeit gewidmet ist. Nach Österreich und Italien sind Sie nun auch in der Türkei permanent vertreten. Welche Bedeutung hat das für Sie?

Nitsch: Ich freue mich natürlich und würde sagen, dass jedes dieser Museen in einer bisschen anderen Kultur ist. Ich hoffe, das zeigt, dass meine Arbeit eine Kraft hat und sich in verschiedenen Kulturen bewähren kann. Ich bin ja an keine bestimmte Religion gebunden, bin aber an allen Religionen interessiert und dieser konsequente Ein-Gott-Glaube übt schon eine gewisse Faszination auf mich aus. Und das Komische ist, hier ist es sehr ähnlich wie in Prinzendorf, nur statt den Kornfeldern und Weingärten ist auf der einen Seite das Meer.

noe.ORF.at: Die Felder zeigen sich hier an den Dardanellen gerade in üppigem Grün, der Raps blüht leuchtend gelb. Sie meinen, Sie finden sich hier in der Landschaft wieder?

Nitsch: Ja, ich fühle mich eigentlich hier zuhause. Außerdem ist das Essen wunderbar und auch der Wein hier ist wunderbar.

Das Gespräch führte Judith Weissenböck.

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