Grabstein für Opfer von Weltkriegsmassaker

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ist es in Hofamt Priel (Bezirk Melk) zu einem schrecklichen Massaker gekommen: SS-Männer ermordeten 228 jüdische Zwangsarbeiter. 70 Jahre danach wurde für die Opfer in St. Pölten ein Grabstein gesetzt.

Das Massaker von Hofamt Priel ereignete sich in der Nacht auf den 3. Mai 1945. 228 jüdische Zwangsarbeiter - Männer, Frauen und Kinder - wurden von Männern einer SS-Einheit durch Schüsse aus der Maschinenpistole ermordet. Nur neun Menschen überlebten, zum Teil schwer verwundet. Unter ihnen war der damals elfjährige Jakob Schwartz. Er hatte sich unter einer Decke versteckt, die mit Stroh bedeckt war. Seine Mutter und seine beiden Schwestern starben im Kugelhagel der SS.

Ein Grabstein mit 228 Namen

Die Leichen der Opfer wurden von den SS-Männer angezündet und wenige Tage später auf einem Acker in Hofamt Priel begraben. 1964 wurden die sterblichen Überreste exhumiert und auf dem Jüdischen Friedhof in St. Pölten bestattet. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. 70 Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod erhielten die Ermordeten nun einen von Renate Stockreiter gestalteten Grabstein, auf dem alle ihre Namen festgehalten sind.

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Die Errichtung des Steins war vom Institut für jüdische Geschichte Österreichs initiiert worden. Unter den Gästen bei der Einweihungszeremonie am Sonntag war der heute 81-jährige Überlebende des Massakers, Schwartz, gemeinsam mit seiner Frau, seinen Kindern und Enkelkindern.

Schwartz: „Wünsche mir, dass alle frei leben können“

„Ich möchte danke sagen für alles, was für uns und für die Toten, die vor 70 Jahren ermordet wurden, gemacht wurde“, sagte Schwartz anlässlich der Steinsetzung am Massengrab der Opfer im Gespräch mit noe.ORF.at. Sein größter Wunsch heute: „Dass Friede auf der ganzen Welt ist und wir alle frei leben können“, so der 81-Jährige.

Die Erinnerungen an damals würden bei ihm immer wieder hochkommen, sagte seine Frau Elisabeth Schwartz. „Jeden Tag hat er diese Erinnerungen. Sie kommen am Abend, wenn wir mit den Kindern zusammen sind, wenn wir eine Zeremonie haben. Die Erinnerungen sind da. Wenn wir hierher nach Niederösterreich fahren, denkt er, dass er hier zu Fuß gegangen ist, ohne Essen, und dass die Leute hier gestorben sind.“ Mit dem neuen Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof soll eines bewirkt werden: dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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