Schlammlawine rollte durch Großmugl

Zu heftigen lokalen Unwettern ist es in der Nacht auf Mittwoch in den Bezirken Korneuburg, Tulln und Hollabrunn gekommen. Durch Großmugl (Bezirk Korneuburg) rollte eine ein Meter hohe Schlammlawine.

Die Feuerwehren und die Einwohner in den betroffen Orten hatten kaum Zeit, sich auf den Starkregen und den Sturm vorzubereiten. Die erste Vorwarnung der Wetterstationen erreichte die Einsatzkräfte am Mittwoch um 1.39 Uhr. Bereits 30 Minuten später ging über den drei Bezirken das Unwetter nieder. Sturmböen bis zu 100 km/h und schwere Niederschläge verwandelten harmlose Bäche in reißende Gewässer, die rasch über die Ufer traten.

Starkregen schwemmte Schlamm in die Gemeinden

„Land unter“ hieß es in der Gemeinde Großmugl. „Durch den Starkregen wurde viele Äcker und Felder in der tief liegenden Gemeinde derart ausgeschwemmt, dass sich eine fast einen Meter hohe Wasser- und Schlammlawine durch den Ort zog“, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger.

Die Feuerwehr musste Menschen aus den Häusern holen und diese mit Sandsäcken vor den Fluten schützen. „Wenn es geht, sollte man das Gemeindegebiet von Großmugl meiden, die Feuerwehren reinigen schon die Straße, und auch die Ortsdurchfahrt von Herzogbirbaum ist komplett gesperrt“, sagte der Bürgermeister von Großmugl, Karl Lehner.

In der Gemeinde Merkersdorf (Bezirk Korneuburg) trat der drei Meter tiefe Ortsgraben, der sich auf einer Länge von zwei Kilometern durch die Ortschaft zieht, über die Ufer und überflutete 30 Hauskeller - zum Teil so hoch, dass in Garagen abgestellte Fahrzeuge bis an die Decke gedrückt wurden. Die Innenhöfe vieler Bauernhöfe wurden mehr als einen halben Meter hoch mit Schlamm überzogen.

Ehepaar wurde zu Lebensrettern

Aus dem Bezirk Hollabrunn wurden die schwersten Gewitter aus Großstelzendorf gemeldet. Auch dort standen mehrere Keller unter Wasser.

Großstelzendorf

Helmut Stamberg

Helmut Kaim aus Furth (Bezirk Hollabrunn) wurde zum Lebensretter

Ein gehbehinderter 93-jähriger Mann, der mitsamt seinem Bett zur Seite gespült worden war, musste gerettet werden. Seine Nachbarn, das Ehepaar Kaim, das ihn schon viele Jahre pflegt, griff beherzt ein und rettete so dem Mann das Leben. Ein Kleinkind wurde in Groß Stelzendorf im Feuerwehrhaus versorgt, da die Eltern nicht mehr an die Babynahrung gelangen konnten.

Das Unwetter zog dann in Richtung Nordwesten. Die Ausläufer waren auch noch in den Bezirken Krems und Mistelbach zu spüren. In der Gemeinde Breitenwaida (Bezirk Hollabrunn) konnte die Feuerwehr vorerst gar nicht ausrücken, da mehrere umgestürzte Bäume die Zufahrt zum Feuerwehrhaus blockierten.

Aufräumarbeiten werden den ganzen Tag dauern

Ein ähnliches Bild auch im Bezirk Tulln, wo das Unwetter mit Starkregen und orkanartigen Sturmböen vor allem im Bereich um den Wagram wütete. Dutzende Bäume wurden entwurzelt und stürzten auf Strom- und Telefonleitungen, Keller standen unter Wasser, Dachziegel flogen davon. In Kirchberg am Wagram (Bezirk Tulln) wurde eine Halle zerstört. Laut ersten Meldungen wurde niemand verletzt, das gesamte Schadensausmaß wird man vermutlich erst im Laufe des Tages einschätzen können. Die Feuerwehr ist mit 1.000 Einsatzkräften gefordert, die Aufräumarbeiten werden auf jeden Fall den ganzen Tag in Anspruch nehmen.

Landwirtschaft: Fünf Millionen Euro Schaden

Die Unwetter richteten auch in der Landwirtschaft große Schäden an. Laut einer Aussendung der Österreichischen Hagelversicherung waren mehr als 5.000 Hektar Anbaufläche betroffen. Die Schäden wurden auf fünf Millionen Euro geschätzt. In den Bezirken Krems, Tulln und Korneuburg seien bis zu drei Zentimeter große Hagelkörner gefallen. Neben Raps und Obst wurden besonders Weinkulturen in Mitleidenschaft gezogen. Schäden sollen so rasch wie möglich gemeldet werden.

Link:

Österreiche Hagelversicherung (Website)