Immer mehr Lebenszeit in Krankheit

Die Menschen in Österreich leben länger, verbringen aber mehr Lebenszeit in Krankheit als früher, vor allem aufgrund des starken Anstiegs nicht tödlicher Leiden. Die Österreicher sind besonders von Rückenschmerz, Depression und Migräne betroffen.

Das geht aus einer globalen Studie über das Auftreten von 301 akuten und chronischen Erkrankungen in 188 Ländern hervor. „Die Bedeutung nicht tödlicher Erkrankungen und Verletzungen wird gerne übersehen“, sagte Michael Brainin, Leiter des Departments für Klinische Neurowissenschaften und Präventionsmedizin an der Donau-Universität Krems und Co-Autor der Studie.

„Österreich hat gute Fortschritte in Bezug auf die Auswirkung tödlicher Krankheiten wie Krebs oder Herzkreislauferkrankungen zu verzeichnen, hat aber zugleich großen Nachholbedarf in Bezug auf diese ‚harmloseren‘, aber in hohem Maße beeinträchtigenden Erkrankungen“, erläutert Brainin.

Häufig: Rückenschmerzen, Depression, Migräne

Die Studie analysierte im Jahr 2013 die durch nicht tödliche Erkrankungen verursachten „Jahre mit Beeinträchtigung“ und verglich sie mit den Zahlen von 1990. Unter den zehn bedeutsamsten Erkrankungen in Österreich finden sich Rückenschmerzen, Depression und Angsterkrankung, Migräne, Sturzfolgen, Schwerhörigkeit, Diabetes und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Die Daten zur Weltbevölkerung insgesamt sind schon am Montag im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht worden.

Eine laut Brainin bemerkenswerte Veränderung im Untersuchungszeitraum ist, dass bei Frauen in Österreich die Jahre mit Beeinträchtigung durch COPD um 71 Prozent anstiegen, durch Alzheimer-Demenz um 37 Prozent. Bei Männern war der Anstieg bei Diabetes mit 129 Prozent am stärksten, gefolgt von Schmerzen der Lendenwirbelsäule (80 Prozent).

95 Prozent klagen über mindestens ein Gebrechen

Bei der Global Burden of Disease Study (GBD) handelt es sich um die größte und detaillierteste Studie zu Gesundheitsbeschwerden rund um den Globus zwischen 1990 und 2013. Sie wurde vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der University of Washington durchgeführt. Demnach klagen 95 Prozent der Weltbevölkerung über mindestens ein Gebrechen, jeder Dritte hat sogar mehr als fünf Beschwerden.

In den meisten Industrieländern leiden die Menschen am häufigsten unter Kreuzschmerzen, den Folgen von Stürzen, Nackenschmerzen, chronischer Bronchitis und Depressionen, weiters Gehörverlust, Migräne, Angstzuständen, Diabetes und Alzheimer.

In armen Ländern liegen andere Probleme vorne: In der Karibik sind Angstzustände häufig, in Mexiko, Nicaragua, Panama und Venezuela Diabetes. In Kambodscha, Nicaragua und Ruanda sind Folgen von Krieg und Konflikten die häufigste Krankheitsursache, in Vietnam immer noch die zweithäufigste. In Afrika südlich der Sahara haben HIV bzw. Aids zur steigenden Krankheitslast beigetragen.

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