Superintendent Paul Weiland ist tot

Superintendent Paul Weiland ist Sonntagnachmittag überraschend gestorben. Ursache dürfte akutes Herzversagen gewesen sein. Weiland stand fast 17 Jahre an der Spitze der evangelischen Kirche in Niederösterreich.

Radio-Hinweis:

Radio NÖ sendet eine Sondersendung „In Erinnerung an Paul Weiland“ am Montag um 20.04 Uhr.

Der Tod des gebürtigen Steirers kam völlig überraschend. Der evangelische Bischof Michael Bünker zeigte sich Montagfrüh tief erschüttert. Die evangelische Kirche und die Menschen in Niederösterreich hätten einen schweren Verlust erlitten. Sein Mitgefühl gelte vor allem auch der Witwe Weilands, so Bünker.

Bünker: „Bedeutung des Evangeliums vorgelebt“

Weiland, der im September seinen 66. Geburtstag gefeiert hätte, erlag am späten Nachmittag im Krankenhaus in St. Pölten einem akuten Herzversagen. Durch seine Stellung in der Ökumene und in der Öffentlichkeit habe Weiland als Vertreter einer Minderheitskirche „beispielhaft die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Evangeliums glaubwürdig vorgelebt“, wurde Bünker vom Evangelischen Pressedienst zitiert.

Das Eintreten für die Schwachen in der Gesellschaft und das diakonische Engagement der Kirche seien Weiland ein besonderes Anliegen gewesen, was sich auch in seinen Stellungnahmen in der Öffentlichkeit widergespiegelt habe - mehr dazu in religion.ORF.at.

Licht ins Dunkel Paul Weiland

ORF

Weiland bei „Licht ins Dunkel“

Seit 1998 Superintendent

Weiland setzte sich während seiner Amtszeit für den Dialog mit anderen Kirchen ein, so war er unter anderem Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich. Paul Weiland wurde am 14. September 1949 im steirischen Rottenmann geboren. Seine Ordination hatte er 1979. Danach war er unter anderem Pressepfarrer und wurde im September 1998 zum ersten Mal, 2010 zum zweiten Mal zum Superintendenten der Evangelischen Kirche in Niederösterreich gewählt.

Nachruf zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Für seine seelsorgerische Arbeit wurde er mehrmals ausgezeichnet. Weiland erhielt das Silberne Komturkreuz für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Pröll: „Prägende Persönlichkeit“

„Mit Paul Weiland verliert Niederösterreich eine prägende Persönlichkeit, einen gesellschaftlichen Ruhepol und einen partnerschaftlichen Freund, der sich auf vielfache Weise im Land eingebracht hat“, zeigte sich Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) betroffen vom plötzlichen Ableben Weilands und drückte dessen Familie sein Mitgefühl aus. Er würdigte den Verstorbenen als „überzeugenden Kirchenmann, mit klugen Worten und klaren Werten, aufrichtig und aufrichtend.“

Paul Weiland bei Messe

epd/M. Uschmann

Weiland wurde 66 Jahre alt

„Wo immer er konnte, hat er Brücken gebaut und damit viel zum ausgezeichneten ökumenischen Klima in Niederösterreich beigetragen“, betonte Pröll. Das Verhältnis und die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen im Land einerseits und zwischen Kirche und Politik andererseits sei für Weiland kein oberflächliches Nebeneinander sondern ein ehrliches Miteinander gewesen, getragen von einem vertrauensvollen Umgang, von Dialog und gegenseitigem Respekt.

Diakonie: „Einsatz für Menschen auf der Flucht“

Paul Weiland habe die evangelische Kirche besonders auf Versöhnung, Toleranz und auf die Menschenwürde achtend geführt und sich weit über Konfessionsgrenzen hinweg großes Vertrauen und große Achtung erworben, reagierte SPÖ-Landeshauptmannstellvertreterin Karin Renner.

Dialogfähigkeit und Menschennähe seien Markenzeichen seiner Amtsführung gewesen. Er habe auf diese Weise viele Brücken geschlagen zwischen Konfessionen und Religionen, zwischen Kirche und Politik und zwischen einzelnen Menschen, so Landtagspräsident Hans Penz.

Während seiner fast 17-jährigen Amtszeit als Superintendent habe sich vor allem der Diakonie Flüchtlingsdienst zu einer der bedeutendsten Flüchtlingsorganisationen in Niederösterreich entwickelt, so die Diakonie Österreich. „Paul Weiland stand auch in schwierigen Zeiten öffentlich für die Nöte und Sorgen von Menschen in Not sowie Menschen auf der Flucht ein. Doch auch im Stillen engagierte sich der Superintendent für die Anliegen von AsylwerberInnen“, sagt Diakonie Direktor Michael Chalupka.

Küng: „Gute Zusammenarbeit“

Betroffenheit auch in der katholischen Kirche: der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng habe Weiland „sehr geschätzt“, ließ er in einer schriftlichen Stellungnahme wissen. „Wir waren von Anfang an - seit ich in St. Pölten bin - freundschaftlich verbunden und haben immer gut zusammengearbeit. Die evangelische Kirche, aber auch das Land Niederösterreich verlieren mit ihm eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung. Er war ehrlich, verlässlich, jemand, der seine Aufgabe verantwortungsvoll erfüllt und seine religiöse Überzeugung glaubwürdig vertreten hat.“

Superintendential-Kuratorin Gisela Malekpour, das weltliche Gegenstück zu Paul Weiland, hat die evangelische Kirche in Niederösterreich gemeinsam mit ihm nach außen vertreten. Sie spricht vom Verlust eines wunderbaren Menschen, der Seelsorge tatsächlich gelebt hat.

Karl Jürgen Romanowski, einer von Weilands geistlichen Stellvertretern, wird die Geschäfte vorübergehend weiterführen. Er erinnert sich an einen sehr vielseitigen Menschen, der sich immer der Probleme anderer angenommen hat und der evangelischen Kirche seinen Stempel aufgedrückt hat.