Brüssel: „Die Angst lässt mich nicht los“

In Brüssel herrscht die höchste Terrorwarnstufe. Etwa 700 Niederösterreicher leben oder arbeiten in der belgischen Hauptstadt. Eine von ihnen ist Ilse Penders-Stadlmann. Sie erlebt die Auswirkungen der Terrorwarnungen hautnah.

Ilse Penders-Stadlmann

Ilse Penders-Stadlmann

Ilse Penders-Stadlmann arbeitet in der Brüsseler Innenstadt

Ilse Penders-Stadlmann stammt aus Zwettl. Seit elf Jahren leitet sie das niederösterreichische Verbindungsbüro der Landesregierung in Brüssel in unmittelbarer Nähe des europäischen Parlaments. Seit Samstag muss auch sie und ihre Arbeitskollegen mit der unmittelbaren Terrorbedrohung leben.

noe.ORF.at: Wie haben sie das Verhängen der höchsten Terrorwarnstufe in Brüssel erlebt?

Penders-Stadlmann: Es ging sehr schnell, alle Gemeinden von Brüssel wurden der Reihe nach alarmiert und innerhalb kürzester Zeit war alles voller Panzerwagen, in den Geschäften und auch auf den Straßen überall Soldaten und Militär. Der Reihe nach haben alle großen Einkaufszentren gesperrt, der Reihe nach kamen Aufrufe man soll sich nicht auf öffentliche Plätze begeben. Man soll keine Großveranstaltungen abhalten, der Weihnachtsmarkt, der dieses Wochenende hätte beginnen sollen, wurde abgesagt, also dieses Szenario der Bedrohung fühlt man sehr unmittelbar. Sehr, sehr unmittelbar.

noe.ORF.at: Sie arbeiten mit ihren Mitarbeitern in unmittelbarer Nähe des europäischen Parlaments. Fühlen Sie sich deshalb besonders gefährdet?

Penders-Stadlmann: Ich habe vor allem Sorge um meine Mitarbeiter, sie müssen ja irgendwie in das Büro kommen. Sie müssen entweder die Metro nehmen oder mit ihrem Auto durch sehr lange Tunnel in die Innenstadt fahren. Und wenn in so einem Tunnel eine Bombe explodiert, dann verbrennen alle Autos, man hat gar keine Chance herauszukommen, daran darf ich gar nicht denken.

Soldaten und Polizisten nach Terrorwarnung in der Brüsseler Innenstadt

EPA / STEPHANIE LECOCQ

Soldaten und Polizisten in der Brüsseler Innenstadt

noe.ORF.at: Die Terrorwarnstufe gilt ja bereits seit Samstag. Haben sich seither sehr viele Menschen in der Brüsseler Innenstadt aufgehalten?

Penders-Stadlmann: Am Wochenende war es in der Innenstadt noch sehr ruhig, nur wenige Menschen waren im Zentrum, hauptsächlich Touristen. Doch am Montag wird sich die Stadt wieder füllen, die Plätze werden voller Menschen sein. Täglich kommen etwa 250.000 in die Innenstadt. Die Angst, dass etwas passieren kann, lässt mich nicht los. Ich habe auch Angst um meine Familie. Und wenn man weiß, man muss am Abend wieder nach Brüssel fahren, man geht auf den Plätzen und den Straßen, wo die meisten Leute gehen, weil sie auch in der Innenstadt im europäischen Viertel arbeiten, da ist man furchtbar ängstlich, ja!

Das Gespräch mit Ilse Penders-Stadlmann führte Otto Stangel, noe.ORF.at.

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