Das „ideale Geschenk“ für Kinder

Die Suche nach dem idealen Weihnachtsgeschenk bringt viele Eltern ins Grübeln. noe.ORF.at hat eine Psychologin gefragt, welche Geschenke sich für Kinder eignen und welche besser nicht unter dem Christbaum liegen sollten.

Viele Eltern haben an diesem Wochenende wieder dem Christkind auf die Sprünge geholfen. Reges Treiben herrschte etwa zwischen den Regalen im Spielwarengeschäft in der Tullner Rosenarcade. „Es ist nicht einfach“, sagt eine Mutter. „Mein Sohn hat bereits so viel Spielzeug, ich weiß schon nicht mehr, was man den Freunden oder Verwandten sagen soll.“

noe.ORF.at hat sich bei Psychologin Natalia Ölsböck aus Königstetten (Bezirk Tulln) nach dem „idealen Weihnachtsgeschenk“ für Kinder erkundigt. „Optimal ist ein Geschenk, das zum Tüfteln und Basteln anregt“, meint die Psychologin im Interview.

noe.ORF.at: Vor Weihnachten stehen viele Eltern vor der entscheidenden Frage, was sie ihrem Kind schenken sollen. Gibt es das „ideale Geschenk“ für Kinder?

Natalia Ölsböck: Das ideale Spielzeug richtet sich natürlich immer nach den Interessen und dem Alter des Kindes. Optimal wäre, etwas zu finden, wo das Kind selbst aktiv ist. Dinge, die vorgegeben sind, sind vielleicht momentan interessant und spannend. Ein Computerspiel ist sehr monoton und wird daher nicht lange bespielt werden, sondern bald in der Ecke landen. Optimal ist daher etwas, wo die Kinder tüfteln, basteln und mitgestalten können.

noe.ORF.at: Muss es für Kinder zu Weihnachten immer das klassische Spielzeug sein?

Ölsböck: Nein. Genauso optimal sind Bücher, die man angreifen und mitnehmen kann, oder Zeitgeschenke: einen Ausflug in einen Kletterpark, zum Mineralienschürfen oder in einen Reitstall. Das soll immer an die Interessen und Wünsche des Kindes angepasst werden. Es geht nicht nur darum, dass das Geschenk pädagogisch hochwertig ist, sondern vielmehr darum, dem Kind eine Freude zu bereiten.

noe.ORF.at: Wie lässt sich am besten herausfinden, welche Interessen und Wünsche das Kind hat?

Ölsböck: Sinnvoll ist es, gemeinsam mit dem Kind schon frühzeitig einen Brief ans Christkind zu schreiben. Ganz wichtig ist aber, bewusst zu machen, dass das eine Wunschliste ist und kein Bestellschein.

Geschenk Spielzeug Psychologin Ölsböck

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Psychologin Natalia Ölsböck: „Der Brief ans Christkind ist kein Bestellschein“

noe.ORF.at: Ebenso wichtig wie die Frage nach dem „idealen Geschenk“ ist aber auch die Frage, was definitiv nicht unter dem Christbaum landen soll?

Ölsböck: Eltern sollten ihren Kindern keinesfalls Geld schenken. Oft hört man, dass sich Kinder selbst schon im Volksschulalter Geld wünschen, weil sie auf etwas Großes wie etwa ein Handy sparen. Große Anschaffungen sollte man aber nicht zu Weihnachten schenken, sondern separat unter dem Jahr. Wenn man mehrere Kinder hat und jedes eine Skiausrüstung bekommt, kann man sich das kaum leisten. Kinder können sich hier im Vergleich zu den Geschwistern schnell benachteiligt fühlen.

noe.ORF.at: Bei Kindern stehen gerne auch Haustiere auf der Wunschliste - ein gutes Geschenk?

Ölsböck: Nein, ein Haustier ist kein Weihnachtsgeschenk. Ein Tier heißt Verantwortung, die müssen Kinder erst lernen. Ein Tier schafft man sich als Familie gemeinsam unter dem Jahr an, aber nicht als Weihnachtsgeschenk.

noe.ORF.at: Wie viele Geschenke sind angemessen? Und wie teuer sollten diese sein?

Ölsböck: Es gibt Richtlinien zwischen 30 und 90 Euro, abhängig natürlich vom eigenen Einkommen. Wichtig ist aber, dass man nicht zu teuer schenkt. Wenn Sie bemerken, dass am Wunschzettel sehr teure Dinge stehen, kann das manchmal ein Hinweis sein, dass man zu wenig Zeit mit dem Kind verbracht hat. Vielleicht ist es besser, mit dem finanziellen Wert des Geschenks runterzugehen und mehr Zeit mit dem Kind zu verbringen. Oft hat man etwa mit einem selbst gebastelten Puppenhaus mehr Freude, als wenn es teuer angeschafft wurde.

Spielzeuggeschäft Geschenke Weihnachten

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Die Auswahl an Spielzeug ist enorm. Die Suche nach dem „idealen Geschenk“ ist für das Christkind und seine Boten keine einfache Aufgabe.

noe.ORF.at: Was wünschen sich Kinder aus Ihrer Erfahrung als Psychologin heraus eigentlich zu Weihnachten?

Ölsböck: Das ist sehr spannend und interessant, ich habe mich erst kürzlich umgefragt. Einer der größten Wünsche bei Kindern im Volksschulalter ist ein schönes, gemütliches und stressfreies Weihnachtsfest mit den Eltern. Man merkt, dass das Geschehen auf der Welt auf die Kinder abfärbt. Sie spüren, dass es ihnen zu Weihnachten gut geht, es aber nicht allen Kindern auf der Welt gut geht. Das bewegt sie.

noe.ORF.at: Sie sprechen die aktuelle Flüchtlingssituation an. Wie können Eltern diese Situation zu Weihnachten kindgerecht aufgreifen?

Ölsböck: Man kann den Kindern lernen, dass Schenken Freude bereitet und vor Weihnachten Packerl für Kinder in Armut oder für Flüchtlingskinder machen. Sie könnten zum Beispiel eigene Spielsachen aussortieren und kleine Packerl für andere Kinder machen. Damit lernen sie, wie man Freude und Wohlstand teilen kann.

noe.ORF.at: Warum ist Weihnachten oft mit Stress verbunden?

Ölsböck: Oft hat man vor Weihnachten viel zu tun und macht sich erst spät darüber Gedanken, was man wem schenken soll. Das alleine erzeugt Stress und Druck. Viele Leute setzen sich auch unter Druck, weil sie ein Idealbild von Weihnachten haben. Das ist aber gar nicht notwendig. Oft ist weniger viel mehr. Dem Kind ist es zum Beispiel völlig egal, wie der Tisch gedeckt ist und ob das Menü fünf Gänge hat. Viel wichtiger sind für Kinder Rituale: gemeinsam singen, Geschenke auspacken und ausprobieren und in die Kirche gehen.

Das Gespräch führte Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at