Heftiger Streit um Schutthügel im Marchfeld

In Markgrafneusiedl (Bezirk Gänserndorf) soll aus Aushubmaterial ein 40 Meter hoher Berg - der Marchfeldkogel - errichtet werden. Die Umweltanwaltschaft spricht von einer Zerstörung des Landschaftsbildes.

Das Abbruch- und Aushubmaterial stammt aus Wien, denn dort wird derzeit so viel gebaut wie noch nie. Deponieraum ist jedoch teuer, in Wien gibt es keinen Platz für das Abbruchmaterial. Vier Betreiber von Schottergruben in Markgrafneusiedl wollen damit ihre Deponien verfüllen und gleich auch den Marchfeldkogel darauf errichten.

Schottergrube im Marchfeld

ORF

Schottergrube im Marchfeld

„Dieses Projekt wurde deswegen von den vier Betreibern hier lanciert, weil eben ihre Grundflächen ausgekiest, zum größten Teil wieder verfüllt sind und es keine entsprechenden Deponieressourcen in der nächsten Zeit gibt“, erklärte Matthias Reisner, Geschäftsführer der Marchfeldkogel Errichtungsgesellschaft.

Umweltanwalt: „Schottergruben zuerst verfüllen“

Für den Umweltanwalt des Landes Niederösterreich, Thomas Hansmann, ist das Vorhaben ein unsinniges Projekt. „Es gibt hier genügend offene Gruben oder Schotterabbaustellen, die zunächst einmal verfüllt werden könnten, bevor man sich den Kopf über mögliche Hügel- und Hügeldeponien zerbricht. Das würde auch der Bevölkerung hier helfen, weil die Staubentwicklung wesentlich eingeschränkt werden könnte, je schneller man mit der Verfüllung fertig ist“, sagte Hansmann.

Hügeldeponie soll Naherholungsgebiet werden

Die Betreiber halten an ihrem Projekt fest, sie planen eine regelrechte Umgestaltung der Landschaft. „Im südlichen Bereich der Deponie soll es praktisch eine Fortsetzung des kleinen Wagrams werden, das gesamte Gelände fällt dann aber bis zum nördlichen Ende sehr flach aus“, erläuterte Reisner die Pläne. Nach der Begrünung seien hier ein Naherholungsgebiet und landwirtschaftliche Flächen geplant, etwa für die Schafzucht.

Diese Umgestaltung der Landschaft mit hohen Bergen sei nicht zu akzeptieren, so der Umweltanwalt. „Es stellt sich dann die Frage des Landschaftsbildes. Das Marchfeld ist eine offene, freie Landschaft, geprägt von Landwirtschaft und natürlich offenen Schottergewinnungsstellen. Es gibt aber weit und breit keine größeren Erhebungen, das heißt, es wäre eine wesentliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes gegeben. Schon aus diesem Grund ist das Projekt meines Erachtens nach nicht genehmigungsfähig“, führte Hansmann aus.

Geplant sind 60.000 Lkw-Fahrten pro Jahr

Sollte das Projekt umgesetzt werden, dann befürchten Umweltschützer und Bürgerinitiativen sehr hohe Umweltbelastungen. Es wird damit gerechnet, dass es pro Jahr 60.000 Lkw-Fahrten geben würde. In die Schottergruben von Markgrafneusiedl würden dann bis zu einer Million Tonnen Aushub- und Abbruchmaterial eingelagert und später zu einem Berg aufgeschüttet werden.

Bagger schaufelt Schotter

ORF

Die Marchfeldkogel-Kritiker befürchten Umweltbelastungen

Der Umweltanwalt sieht aber nicht nur wegen dieses Projekts eine Gefährdung der Umwelt rund um Markgrafneusiedl. „Große Bedenken gibt es, weil wir bereits merken, dass das hier so etwas wie ein Startprojekt ist. Das heißt, es bleibt nicht nur bei dem Marchfeldkogel. Ich habe erfahren, dass schon ein zweites und drittes Projekt als Hügeldeponie eingereicht wurde“, warnte Hansmann.

Das würde noch mehr Verkehr, Lärm und Staubbelastung für die Bevölkerung von Markgrafneusiedl bedeuten, ist er überzeugt. Sollte die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Marchfeldkogel positiv verlaufen, dann werde er dagegen eine Klage beim Bundesverwaltungsgericht einbringen, sagte er gegenüber noe.ORF.at. Er werde auch gegen die anderen Vorhaben ankämpfen, wenn es nötig sei, dann ebenfalls vor Gericht.

Links: