St. Pölten wählt: Grabensteiner im Talk

In der Landeshauptstadt St. Pölten wird am 17. April der Gemeinderat neu gewählt. In der Interviewserie mit den Spitzenkandidaten stellt sich heute Wolfgang Grabensteiner (NEOS) den Fragen von noe.ORF.at.

Bei der Gemeinderatswahl in St. Pölten am 17. April treten sieben Parteien und Listen an. Neben den schon bisher im Rathaus vertretenen SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen sind das NEOS und die Listen BLÜH sowie jetzt. Die jeweiligen Spitzenkandidaten stellen sich von 1. bis 7. April den Fragen von noe.ORF.at - mehr dazu unter St. Pölten wählt: Kandidaten im Talk.

Wolfgang Grabensteiner, Jahrgang 1966, maturierte am BORG seiner Geburtsstadt St. Pölten. Er studierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in St. Pölten Fachtheologie und Selbständige Religionspädagogik (Abschluss 1991 mit Mag. theol.). Nach Beendigung seines Studiums war Grabensteiner unter anderem beim Pastoralamt der Diözese St. Pölten beschäftigt sowie als Sozialpädagoge und Pastor tätig, seit 20 Jahren arbeitet er als selbstständiger Schulungsveranstalter, Trainer und Coach.

Wolfgang Grabensteiner NEOS

NEOS

Wolfgang Grabensteiner

noe.ORF.at: In welche Richtung soll sich das Image der Stadt St. Pölten entwickeln?

Wolfgang Grabensteiner: „St. Pölten: Eine Stadt, in der man etwas unternehmen kann!“ Erstens: Unternehmen können etwas unternehmen – und man lässt ihnen die Freiheit dazu. Zweitens: Menschen können etwas unternehmen – in einer lebenswerten und gesunden Umgebung. Drittens: Bildungshungrige können etwas unternehmen – und ihre Talente zum Blühen bringen.

noe.ORF.at: Die Innenstadt von St. Pölten kämpft in manchen Bereichen seit Jahren mit leer stehenden Geschäften und dem Aussterben mancher Straßenabschnitte. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Grabensteiner: Den Domplatz beleben, die Wirtschaft entlasten (Parkplatzersatzabgabe streichen!), Gesamtkonzept für die Parksituation in der Innenstadt erarbeiten, die junge, urbane Veranstaltungsszene weiter fördern und ebenfalls entlasten (Lustbarkeitsabgabe streichen!).

noe.ORF.at: Immer wieder wird in der Bevölkerung St. Pöltens über die Gestaltung des Domplatzes diskutiert. Was soll aus dem Domplatz wirklich werden?

Grabensteiner: Der Domplatz soll wieder als Platz wirken dürfen und als solcher ansprechend gestaltet und mit einem täglichen Markt und wechselnden Thementagen belebt werden. Die Ausgrabungen und ihre Ergebnisse werden in ansprechender Weise sichtbar gemacht – aber aus ästhetischen und finanziellen Gründen sind wir gegen einen Riesen-Prestigebau (Stichwort: Glaskubus). Behindertenparkplätze und Ladezonen sind zu erhalten.

noe.ORF.at: St. Pölten ist eine wachsende Stadt, zählt mittlerweile knapp 60.000 Einwohner. Soll dieser Trend weitergehen und was muss dafür getan werden?

Grabensteiner: Das Plus an Lebensqualität in den letzten Jahren darf keinem Wachstumsfetischismus zum Opfer fallen. Es ist also achtsam mit dem Lebensraum, insbesondere mit dem Grünraum der Stadt umzugehen, jedes neue Betriebsgebiet, jedes Infrastrukturprojekt und jede neu geplante Siedlung muss dahingehend hinterfragt werden (z.B. WWE-Gründe, Nadelbachtal).

noe.ORF.at: Was ist für Sie das zentrale Verkehrsprojekt in St. Pölten in den nächsten fünf Jahren?

Grabensteiner: Jeder denkt bei dieser Frage wohl sofort an die S34, die bei allem Für und Wider wohl als notwendiges Übel (ökonomisch und ökologisch gesehen) zu akzeptieren ist, dementsprechend aufmerksam wird dieses Projekt zu beobachten sein. Trotzdem sehe ich den Ausbau und die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs als das noch wichtigere Projekt.

noe.ORF.at: Der öffentliche Verkehr wird in Ballungsräumen immer wichtiger. Reicht das Angebot in St. Pölten oder besteht Handlungsbedarf?

Grabensteiner: Da besteht jede Menge Handlungsbedarf. Ein 7-Tage-Busystem ist für eine Stadt in der Größenordnung St. Pöltens ein Muss. Weitere Themen sind ein City-Bus (der eventuell auch durch die Innenstadt fährt), die Ausweitung des LUP ins Umland sowie ein hochfrequenter Schienenbus auf der Nord-Süd-Bahnstrecke.

noe.ORF.at: Zum Frequency-Festival kommen jedes Jahr etwa 150.000 Menschen nach St. Pölten. Soll die Stadt auch Schauplatz bzw. Veranstalter anderer Festivals werden?

Grabensteiner: Bei Großveranstaltungen ist die Stadt natürlich gefordert, neben der Förderung kreativer Ideen auch entsprechende Rahmenbedingungen zu setzen, die es den Menschen und der Natur in St. Pölten möglich macht, mit diesen Veranstaltungen zu leben. Das Frequency war da immer wieder grenzwertig, aber diese Erfahrungen können für andere Veranstaltungen genutzt werden.

noe.ORF.at: Vor 30 Jahren wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt von Niederösterreich. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stadt seit 1986 entwickelt?

Grabensteiner: Die ersten 20 Jahre wurden eindeutig verschlafen, das Regierungsviertel ist ein Fremdkörper geblieben. Ein wichtiger Faktor für den Boom St. Pöltens neben Hochleistungsbahn, Übersiedlung vieler NÖ-Zentralen u.a. wird aber gerne verschwiegen: das Aus der Glanzstoff. Die Luftqualität hat sich seither eindeutig verbessert und daher wollen auch viel mehr Menschen in St. Pölten leben als früher.

noe.ORF.at: Welche Angebote fehlen derzeit?

Grabensteiner: Abgesehen von vielem oben schon Gesagten darf man sich in einem Wahlkampf – besonders wenn man derzeit Opposition ist – natürlich noch vieles wünschen. Aus Platzgründen hier nur eine kleine Auswahl: ausreichend Kinderbetreuungsangebot auch zu Tagesrandzeiten, einen Kinder-Spielplatz in der Innenstadt, eine für jede/n Bürger/in konsequent transparente Stadtverwaltung, ein Live-Stream von jeder Gemeinderatssitzung u.v.m.

Georg Priesner Wolfgang Grabensteiner Nikolaus Scherak NEOS

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NEOS-Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl Wolfgang Grabensteiner (M.), Listenzweiter Georg Priesner (l.) und NEOS-Landessprecher Nikolaus Scherak (r.)

Wordrap mit Wolfgang Grabensteiner

Wie würden Sie St. Pölten mit einem Wort beschreiben? Vielfältig.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in St. Pölten? Kupferbrunnberg.

Wenn Sie jemand fragt, wo St. Pölten ist, was ist Ihre Antwort? Im Zentrum Niederösterreichs.

Was ist für St. Pölten typisch? Die barocke Innenstadt.

Was ist für Sie das Wahrzeichen von St. Pölten? Der Wolf.

Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wo in St. Pölten würden Sie gerne wohnen? Im Altbauviertel zwischen Schulring und Kranzbichlerstraße.

Was fehlt in St. Pölten? NEOS im Gemeinderat.

Was ist 2021 in St. Pölten anders? Das SWAP-Geschäft ist mit NEOS-Beteiligung verantwortungsvoll politisch und juristisch aufgearbeitet worden und es gibt nur mehr amtsführende Stadträte.

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