Essl Museum stellt Betrieb ein

Wie am Dienstag bekannt gegeben wurde, stellt das Essl Museum in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) mit 1. Juli seinen Betrieb ein. Die Finanzierung ist laut Karlheinz Essl nicht mehr möglich.

Die Finanzierung des Museums sei trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich, sagte Karlheinz Essl am Dienstag anlässlich der Presseführung zur Schau „Body & Soul“, die am Abend eröffnet wird. „Es tut mir aufrichtig leid ihnen mitteilen zu müssen, dass das Essl Museum mit 1.7.2016 den Betrieb einstellen wird“, sagte Karlheinz Essl bei der Pressekonferenz am Dienstagvormittag.

Das Museum war aufgrund der finanziellen Probleme der baumax-Kette von Museumsgründer Essl in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Der Unternehmer Hans-Peter Haselsteiner hatte sich schließlich über eine Stiftung an der Kunstsammlung Essls beteiligt und einen „sparsameren Museumsbetrieb“ angekündigt.

Essl Museum

Herbert Pfarrhofer/ APA

Familie trug 17 Jahre lang Kosten allein

„Die Familie Essl hat den Bau des Essl Museums und alle laufenden Kosten für Betrieb und Ausstellungen 17 Jahre lang aus eigenen Mitteln finanziert. Dies ist nun leider nicht mehr möglich“, begründete Karlheinz Essl die mit Juli angekündigte Schließung des Hauses. In 50-jähriger Sammeltätigkeit sei es ihm und seiner Frau Agnes immer Anliegen gewesen, österreichische Kunst sichtbar und für die Menschen zugänglich zu machen sowie jungen Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten, betonte Essl.

„Wir haben die Kunstwerke nie als unseren Besitz betrachtet. Die Kunst gehört allen Menschen.“ Die Sammlung decke einen großen Teil der österreichischen Kunstgeschichte nach 1945 und ihrer internationalen Vernetzungen ab. Das Aus für das Haus tue ihm sehr leid, sagte der Sammler, dem man seine emotionale Bewegung anmerkte. Seine Frau und er würden weiterhin aktiv am Kunstgeschehen teilnehmen: „Unser Herz schlägt für die Kunst.“ Im Rückblick auf die Entwicklung des 1999 eröffneten Ausstellungshauses - „es war eine aufregende Zeit“ - verwies Essl auf viele maßgebliche Schauen wie etwa die weltweit erste Ausstellung der neuen Leipziger Schule oder „Blut & Honig - Zukunft ist am Balkan“.

Agnes und Karlheinz Essl, gemalt von Alex Katz

Sammlung Essl

Das Ehepaar Agnes und Karlheinz Essl, gemalt von Alex Katz - aus der Ausstellung „Rendezvous“

Sammlung Essl von Schließung unberührt

Die Sammlung Essl, an der sich im Zuge der bauMax-Turbulenzen der Industrielle Hans-Peter Haselsteiner beteiligt hat, bleibt von der Schließung des 17-jährigen Ausstellungsbetriebs unberührt, sagte Karlheinz Essl. Das Museum werde weiterhin als Depot für die Werke genutzt, Archiv, Restaurierung und Technik bleiben - mit vier Mitarbeitern - ebenso erhalten wie der internationale Leihverkehr.

Die übrigen der insgesamt 42 Mitarbeiter verlieren allerdings ihren Job, bedauerte der Sammler, der seinem hervorragenden Team dankte. Um einen besseren Übergang dafür zu schaffen, neue berufliche Herausforderungen zu finden, sei die Schließung des von Architekt Heinz Tesar geplanten Hauses um ein Quartal hinausgezögert worden.

Land Niederösterreich hätte weiter unterstützt

Das Land Niederösterreich wäre bereit gewesen, einen „wesentlichen Beitrag“ für den Betrieb zu leisten, wenn der Bund im selben Ausmaß eingestiegen wäre. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) habe aber abgelehnt, so Essl. Angedacht war eine Finanzierung zu je einem Drittel. Der Leiter der Kulturabtielung des Landes, Hermann Dikowitsch betont, dass Niederösterreich mehrmals seine Bereitschaft erklärt habe, den Weiterbetrieb des Essl-Museums anteilig zu unterstützen. Dafür hätte aber auch der Bund bereit sein müssen, zumindest den gleichen Betrag für den Weiterbetrieb zur Verfügung zu stellen.

Ostermayer: Sammlung künftig im Künstlerhaus

Gelassen reagierte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Dienstagnachmittag gegenüber ORF und APA auf die Schließungspläne des Essl Museums in Klosterneuburg. „Das Wesentliche ist: Die Sammlung, insbesondere jene der Kunst nach 1945, bleibt erhalten und wird auch in Zukunft ausgestellt - wenn auch nicht mehr in Klosterneuburg, sondern im Künstlerhaus in Wien.“

Nach der heutigen Eröffnung der neuen Ausstellung „Body & Soul“ wird am 4. Mai mit „Die Sammlung eSeL“, einem partizipativen Ausstellungsprojekt von Lorenz Seidler, noch eine allerletzte Ausstellung eröffnet. Konzerte und Lesungen stehen ebenfalls noch auf dem Programm. Vom 25. bis 30. Juni sollen dann „open days“ bei freiem Eintritt die letzte Möglichkeit geben, das Museum zu besuchen.

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