Ortsgeschichte in Bildern im Internet

Die Topothek ist ein Onlinearchiv, das private Fotos, Ansichtskarten, historische Alltagsdokumente als Teil der Ortsgeschichte publiziert. Immer mehr Gemeinden und ehrenamtliche „Historiker“ machen dabei mit.

Die sogenannten Topothekare und Topothekarinnen sind in ihren Ortschaften unterwegs, um bei Privatpersonen nach historischen Fotos, Plakaten, Urkunden oder Ansichtskarten Ausschau zu halten, die man in der örtlichen Topothek online stellen könnte.

Sammelleidenschaft als Ausgangspunkt

47 niederösterreichische Gemeinden sind mit ihrem historischen Bilderschatz schon online. Elisabeth Eder aus Traismauer (Bezirk St. Pölten) ist beispielsweise eine Topothekarin der ersten Stunde. 1.505 Objekte stellte sie bereits online. Die Sammelleidenschaft bekam sie vererbt, gesteht sie verschmitzt: „Meine Mutter hat bereits eifrig gesammelt. Sie war eine leidenschaftliche Fotografin. Sie hat auch Schmalfilme aus dem Traismauerer Leben gedreht. Und da ist schon sehr viel Material im Haus gewesen.“

historische Aufnahmen aus der Topothek Traismauer

ORF/ Topothek

Elisabeth Eder beim Auswählen von Fotos

Mit der Lupe erforscht sie die Fotos: Die Schnappschüsse, seien es von einem 1970er-Jahre-Wirtshausstammtisch, Klassenfotos aus den 1930er-Jahren oder Bilder von vergangenen Obsternten, erzählen heute mehr als den Fotografen von damals bewusst war. „Das ist das Spannende an diesen Aufnahmen. Da gibt es auf einer Ansicht zum Beispiel einen Lautsprecher auf einem Fenstersims zu sehen, der zur Beschallung des Hauptplatzes diente, oder denken Sie an die Haarschnitte von früher, die Mode, die Autos, da entsteht in Summe ein Bild der Zeit“, ergänzt Elisabeth Eder.

Topothek professionalisiert sich

Mittlerweile sind 50.000 Objekte in Niederösterreichs Topothek erfasst, 280.000 Suchbegriffe sind vergeben. „Die Topothek hat allein aus technischer Sicht eine Größe erreicht, die Unterstützung braucht, erst jüngst haben wir einen wesentlich leistungsstärkeren Server ans Netz genommen“, erläutert der Gründer der Topothek, Alexander Schatek aus Wr. Neustadt.

So konnte nun das Niederösterreichische Landesarchiv für eine Zusammenarbeit gewonnen werden: Die Topothek wird ein Landesprojekt. „Wir helfen der Topothek in erster Linie mit unserem Know-how. Wir sind die Fachleute für das Erschließen, Bewahren, denn das sind die Grundaufgaben eines Archivs. Die Topothek tut im Grunde genommen nichts anderes, und wir können erklären, wie man´s richtig macht“, sagt der Leiter des Landesarchivs, Willibald Rosner.

historische Aufnahmen aus der Topothek Traismauer

ORF/ Topothek

Topothekarinnen und Topothekare zu Gast im Landhaus in St. Pölten

Niederösterreich Vorreiter bei Onlinearchiven

Niederösterreich ist im Bereich der Onlinedokumentation von Archiven Vorreiter: Sei es die Initiative „matricula“, die Taufbücher der Pfarren online zugänglich macht, oder „monasterium.net“, das tausende Urkunden, Handschriften und Dokumente aus den Archiven der Klöster-, Stifts - und Diözesanbibliotheken der weltweiten Öffentlichkeit digital zur Verfügung stellt.

Die Topothek erfüllt auf dem Gebiet der Alltagsgeschichte einen wertvollen Beitrag. „Fotos oder Dokumente in Privatbesitz halten sich oft nicht über mehrere Generationen hinweg. Irgendwann kommt eine Generation, die das Material dann wegwirft. In der Topothek wird das gesichert und zugänglich gemacht, und das ist der große Wert an der Topothek“, erklärt Thomas Aigner, der Präsident von ICARUS, dem Internatioalen Zentrum für Archivforschung und Leiter des Diözesanarchivs St. Pölten. 47 Gemeinden besitzen eine Topothek, im Durchschnitt kommt alle zwei Monate eine dazu.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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