Ärztekammer über ELGA: „Völlig ungeeignet“

Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, kritisiert die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA). Als nützliches Arbeitsgerät für Ärzte sei ELGA „völlig ungeeignet“.

Im Dezember 2015 ist ELGA in Krankenhäusern in Wien und der Steiermark gestartet. Im ersten Halbjahr 2016 geht ELGA in allen Spitälern in Niederösterreich in Betrieb, ebenso in den sieben Unfallkrankenhäusern der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) und im Wiener Hanusch-Krankenhaus.

Reisner: Behandelnde haben „kein umfassendes Bild“

Behandelnde Ärzte würden aufgrund von ELGA „kein umfassendes Bild bekommen“, so die Kritik des Ärztekammerpräsidenten. Rückwirkend werden keine Daten in der Gesundheitsakte eingespielt, daher sei der Datenakt vorerst leer. Gespeichert würden derzeit nur ärztliche und pflegerische Entlassungsbriefe mit relevanten Labor- und Radiologieinformationen sowie ambulante Labor- und Radiologiebefunde als pdf-Dateien. „Solange aber eine effektive Suche nach relevanten Daten in ELGA nicht gewährleistet ist, bleibt es lediglich beim Befüllen eines Aktes oder einer ‚Daten-Schachtel‘“, so Reisner am Donnerstag in einer Aussendung der Ärztekammer.

Bilder von Röntgen-, MR-, CT- oder Ultraschalluntersuchungen werden nicht in ELGA archiviert, auch keine Basisgesundheitsdaten wie Blutgruppe, Allergien, Impfungen und Medikamentenunverträglichkeiten oder Anamneseberichte. „Genauso wenig werden medizinische Grunddaten wie Cholesterin-, Blut- und Harnwerte erfasst und aufbereitet, um Krankheitstrends zu erkennen“, so Christoph Reisner.

Ein Dorn im Auge ist Reisner auch die garantierte Verfügbarkeit von Datenspeicher und Verweisregister nur zu Kernzeiten: Von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16.30 Uhr, am Freitag von 8.30 bis 13.30 Uhr. Ärzte müssten auch außerhalb dieser Zeiten Patienten behandeln und künftig mit ELGA arbeiten, betonte der Ärztekammerpräsident.

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