Tschernobyl: Strahlung noch messbar

Vor 30 Jahren, am 26. April 1986, ist es im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer verheerenden Explosion gekommen. Tausende Menschen starben an den Folgen. Die Strahlung ist auch in Niederösterreich noch messbar.

In den Morgenstunden des 26. Aprils 1986 wird im Kernkraftwerk Tschernobyl in einem Testlauf ein Stromausfall simuliert. Dieser gerät außer Kontrolle, Reaktor 4 des Kernkraftwerks kann nicht mehr gekühlt werden und explodiert. Die Öffentlichkeit erfährt davon zunächst nichts, im sowjetischen Fernsehen gibt es nur eine kurze Meldung über eine „Havarie“ in einem Kraftwerk, wie das Unglück zunächst bezeichnet wird.

Radioaktiver Niederschlag über Niederösterreich

Erst zwei Tage danach schlägt Schweden Alarm: In einem seiner Kraftwerke wird eine erhöhte radioaktive Strahlung gemessen, obwohl kein Störfall vorliegt. Zu diesem Zeitpunkt zieht die radioaktive Wolke aus Tschernobyl schon längst nach Westeuropa und dehnt sich immmer weiter aus. Durch heftigen Regen kommt es auch über Niederösterreich zu einem radioaktiven Niederschlag.

30 Jahre Tschernobyl

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Tausende Menschen starben laut Schätzungen an den Folgen der Katastrophe in Tschernobyl

Wilfried Weissgärber ist zu diesem Zeitpunkt für den Strahlenschutz im Landesfeuerwehrverband zuständig. Rasch kommt es zu Einsätzen an den Grenzübergängen zu Tschechien und der Slowakei. „Dort wurden die Fahrzeuge gemessen, ob sie verstrahlt sind, dann über eine Art Waschstraße gereinigt, und dann durften sie einreisen“, erinnert sich der ehemalige Landesfeuerwehrkommandant.

Der spätere Landesrat für Katastrophenschutz Josef Plank war damals noch in der Landwirtschaftskammer tätig. „Uns ist es darum gegangen, durch das Messen von Futtermittel eine Versorgungssicherheit mit unbelasteten oder ganz gering belasteten Lebensmitteln sicherzustellen“, so Plank. Tatsählich werden in Niederösterreich Nahrungsmittel, wie Fleisch, Milch, aber auch Gemüse mit einem Hundertfachen des erlaubten Grenzwerts belastet. Bundesweit entsteht ein Schaden von rund 100 Millionen Euro.

Grafik Atomkraft

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Atomkraftwerke in unmittelbarer Nähe zu Niederösterreich

Niederösterreich drängt auf Atomkraft-Ausstieg

Nach wie vor setzen viele Länder in unmittelbarer Nähe zu Niederösterreich auf Atomkraft, zwischen Dukovany und Horn liegen etwa nur 55 Kilometer. Kernkraftwerke haben eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren. Aktuell sind in Tschechien, der Slowakei und Ungarn 14 Kernkraftwerke in Betrieb, neun davon erreichen das Ende ihrer Lebensdauer Ende nächsten Jahres. Ob sie dann abgeschaltet werden, ist noch unklar. Für Niederösterreich bedeutet das, dass man weiterhin mit der Gefahr eines Super-GAUs leben muss.

Niederösterreich drängt seit Jahren auf den Ausstieg aus der Kernernergie. Mit Sonne, Wind und Wasser gibt es genug Alternativen für eine sichere Stromproduktion, was Katasstrophen wie jene in Tschernobyl verhindern würde. Dort wird übrigens derzeit an einem neuen Schutzzmantel für den zerstörten Reaktorblock gearbeitet, die Kosten dafür betragen zwei Milliarden Euro.

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