Wettkampf der Dörfer und Gemeinden Europas
Laut Jury konnte die Gemeinde Kirchberg an der Pielach das „Dirndltal“ als eine Marke etablieren, die nicht nur die Wirtschaft in der Region, sondern auch den Tourismus ankurbelt. Außerdem würden die Kirchberger auf vorbildhafte Art und Weise Flüchtlinge integrieren. Nicht zuletzt deshalb wurde die Gemeinde aus Niederösterreich zu den heißen Kandidaten auf den Titel gezählt.
Preisverleihung unter dem Motto „offen sein“
Vergeben wurde der Europäische Dorferneuerungspreis 2016 in Tihany in Ungarn. Die Gemeinde am ungarischen Balaton (deutsch: Plattensee) hat beim letzten Mal den Titel gewonnen. Unter anderem schaffte man es in Tihany, das ganze Dorf neu zu gestalten. Dabei wurde die Erhaltung der alten Baukultur berücksichtigt und gleichzeitig eine neue Uferpromenade errichtet.
ORF
Das Motto des heurigen Preises war „offen sein“. Unter anderem ging es dabei um die Frage, wie man es schafft, Menschen aus anderen Kulturen und Ländern nicht auszugrenzen, sondern sie in die eigene Gemeinde einzubinden. Damit griffen die Veranstalter mit der Flüchtlingsbewegung eine der derzeit größten Herausforderungen Europas auf.
Pröll: „Nur wer verankert ist, kann weltoffen sein“
Bei der Preisverleihung betonte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), dass die Dörfer dabei eine ganz entscheidende Aufgabe hätten. „Jemand, der fest verankert und ‚gesettled‘ in seiner Heimat ist, der kann auch weltoffen anderen Kulturen und anderen Menschen begegnen, weil er genau weiß, wo er steht und weil er aufgrund seiner Position, in der er steht, keine Angst haben muss, entwurzelt zu werden“, so Pröll.
ORF
Neben diesem Thema wurden auch andere Herausforderungen angesprochen, etwa das Problem, dass es immer mehr junge Menschen in die Städte zieht. Charles Konnen, Jury-Vorsitzender aus Luxemburg, sprach sich dafür aus, dass das Breitband-Internet schleunigst auch in ländlichen Gemeinden ausgebaut wird. „Damit die Jugendlichen nicht nur virtuell spielen können, sondern auch in diesem Bereich ihre zukünftigen Berufe ausüben“, sagte Konnen.
Herausforderungen für Europas Gemeinden
Ähnlich argumentierte Miklós Zsolt Kis, der Staatssekretär für Agrar- und Landentwicklung in Budapest: „Das Wichtigste für Ungarn ist, neue Arbeitskräfte zu finden und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn die Leute Arbeitsplätze in einem Dorf oder rund um ein Dorf oder in kleinen Städten haben, dann werden sie bleiben und dann haben wir keine Probleme mit der Dorfstruktur.“
Als Sieger des Europäischen Dorferneuerungspreises 2016 wurde schließlich die Gemeinde Fließ (Tirol) gekürt. Laut der Jury schaffte man es in Fließ, den Ortskern wiederzubleben. Außerdem wurde der Umgang mit Flüchtlingen hervorgehoben. Die Gemeinde Kirchberg an der Pielach wurde ebenfalls ausgezeichnet. Zwar reichte es nicht für den Hauptpreis, die Niederösterreicher sind jetzt aber jedenfalls als Gemeinde auf europäischer Ebene bekannt.