Zugtürunfall: Russische Techniker klären Ursache

Weshalb am Freitag ein russischer Reisezug in einem Tunnel bei St. Pölten in voller Fahrt eine Tür verloren hat, ist noch unklar. Ein ICE fuhr über diese Tür und musste angehalten werden. Russische Techniker sind nun auf Ursachensuche.

Der Zug war auf dem Weg von Moskau nach Nizza, als am Freitag der Unfall passierte. Ein nachfolgender ICE fuhr über diese Türe, musste gestoppt werden, und fast 300 Passagiere wurden daraufhin in Sicherheit gebracht. Derzeit steht der Reisezug am Bahngelände in St. Pölten. Er darf aber weder gefilmt noch fotografiert werden: Der Zug gehört den Russischen Staatsbahnen und sie untersagen Filmaufnahmen, heißt es bei den ÖBB.

Tunnelnotausstieg entlang der Westbahnstrecke im Tullnerfeld

APA/Bezirkfeuerwehrkommando St. Pölten

Einsatzkräfte am Freitag bei einem Tunnel-Notausstieg entlang der Westbahnstrecke

Zum Unfall war es am Freitag gegen 13.15 Uhr im 3,3 Kilometer langen Stierschweiffeldtunnel bei Kapelln (Bezirk St. Pölten) gekommen. Der Reisezug war in den Tunnel eingefahren und verlor eine Tür. Der nachfolgende ICE 90 (Wien - Hamburg) überfuhr das Hindernis, das sich im Drehgestell verfing, und wurde gestoppt.

Weshalb der Reisezug eine Tür verlor, ist schwer zu erklären, sagen Experten. Grundsätzlich müsse man in einem Tunnel von einer hohen Sogwirkung ausgehen. „Wenn ein Zug in einen Tunnel einfährt, dann schiebt er eine gewaltige Luftmasse vor sich her. Diese wird dann durch die Strömung entlang des Zuges in den Tunnel gedrückt, dadurch entsteht eine Druckwelle und ein Unterdruck“, erklärt Otfried Knoll, Bahntechnikexperte der Fachhochschule St. Pölten.

ÖBB: „Alle Züge halten Druck in Tunnel stand“

Wenn nun etwa an einem Zug etwas nicht entsprechend befestigt oder nicht verriegelt ist, dann kann das dazu führen, dass Teile weggerissen werden", erklärt der Experte die physikalischen Vorgänge. Ob das aber auch tatsächlich die Ursache war, dass die Tür herausgerissen wurde, sei derzeit nur reine Spekulation, wird betont.

Bei den ÖBB heißt es, dass vor Inbetriebnahme der neuen Westbahnstrecke die Züge bei so genannten Hochtastfahrten mit 200 Stundenkilometer getestet worden seien, und ohne jeglichen Vorfall durch die Tunnelkette der Westbahn gefahren seien. Alle österreichischen Züge, die auf dieser Strecke fahren, seien dafür ausgelegt, diesem Druck standzuhalten. Ob das auch für den russischen Reisezug gilt, könne man aber nicht sagen.

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