„E-Medikation“ auch ohne Ärzte

Nach dem Ausstieg der Ärzte aus dem Pilotversuch „E-Medikation“ in der Steiermark wollen nun die Apotheker den Versuch alleine umsetzen. Die Idee dazu kommt vom niederösterreichischen Patientenanwalt.

Beim Pilotprojekt „E-Medikation“ geht es um eine Datenbank, in der für jeden Patienten die vom Arzt verordneten beziehungsweise von Apotheken abgegebenen Medikamente gespeichert werden. Ziel des Projektes ist es, unbeabsichtigte Wechselwirkungen und Mehrfachverschreibungen zu verhindern.

Vergangene Woche stiegen die Ärzte im Bezirk Deutschlandsberg in der Steiermark aus dem Versuch aus. Das Projekt sei unausgereift, es gebe technische Probleme, und auch Finanzierungsfragen seien noch offen, hieß es seitens der Ärztekammer. Man habe kein Vertrauen mehr in den Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Dieser konterte, der Grund für die Blockade liege „einzig und alleine in der Frage der Finanzierung“. Das Gesundheitsministerium rief zur Besonnenheit auf und stellte sich auf die Seite der Ärzte.

Patienten sollen E-Card mit in Apotheke nehmen

Die Apothekerkammer will das Pilotprojekt „E-Medikation“ nun alleine durchführen, bestätigte Apothekerkammer-Präsident Max Wellan gegenüber noe.ORF.at. Diese Umsetzung ohne technische Einbindung der Ärzte erfordere allerdings neue Rahmenbedingungen, betonte Wellan. Zunächst müssten die Patienten animiert werden, ihre E-Card mit in die Apotheke zu nehmen, denn nur so könne man auf die besagte Datenbank mit den Medikamentenlisten zugreifen.

„Dann würde die gesamte Erfassung in der Apotheke erfolgen. Allerdings haben wir dadurch einen erhöhten Aufwand, der entsprechend abgegolten werden muss“, sagte Wellan. Außerdem brauche es die Unterstützung der Krankenkassen beim Projekt Medikationsmanagement, einem Beratungsangebot für Patienten mit Polymedikation, so der Chef der Apothekerkammer.

Bachinger: „Abwertung der Hausärzte“

Die Idee einer Umsetzung des Projektes ohne Ärzte hatte bereits der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger angeregt. Seiner Meinung nach kommt das ursprüngliche Modell auch ohne Ärzte beziehungsweise deren Kammer aus. „Dann müssen sich die Hausärzte eigentlich bei ihrer Standesvertretung bedanken, weil das zu einer weiteren Abwertung der Hausärzte führen wird“, so der niederösterreichische Patientenanwalt.

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