Josef Schmoll: „Menschen helfen macht glücklich“

Vor fast 30 Jahren begann Josef Schmoll als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. Seit kurzem ist er dessen neuer Präsident und hat sich dafür große Ziele gesetzt. Aufhören kam für ihn nie in Frage, wie er im „ganz persönlichen“ Interview verrät.

Ende September wurde Josef Schmoll mit knapp 91,5 Prozent der Stimmen als Nachfolger von Willi Sauer zum Präsidenten des Roten Kreuzes Niederösterreich gewählt. Der Höfleiner (Bezirk Neunkirchen) begann seine Karriere beim Roten Kreuz im Jahr 1988 als Rettungssanitäter. Von 2006 bis 2016 war er Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes in Neunkirchen. In den vergangenen Jahren absolvierte Schmoll auch zahlreiche Auslandseinsätze, etwa nach schweren Erdbeben in der Türkei, Algerien und dem Iran. 2004 half er nach dem Tsunami in Thailand vor Ort, die Rettungseinsätze zu koordinieren.

Josef Schmoll

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Josef Schmoll (ganz links) ist seit kurzem Chef von etwa 16.000 Freiwilligen in ganz Niederösterreich

2013 war Schmoll nach dem Amoklauf in Annaberg (Bezirk Lilienfeld) im Einsatz. Obwohl dort auch Kollegen ums Leben kamen, war Aufhören für ihn nie ein Thema, sagt er im Gespräch mit noe.ORF.at. Für ihn mache Helfen sowohl süchtig als auch glücklich. „Im Laufe der Zeit ist so viel Dankbarkeit von Patienten auf mich zugekommen und so ist die Begeisterung immer mehr gewachsen“, sagt Schmoll.

Sanitäter, Justizbeamter und Schweinezüchter

Als Justizbeamter entwickelte Schmoll von 2008 bis 2010 ein Gefängnisprojekt in Jordanien. Nachdem er Vize-Chef der Justizanstalt Favoriten und Leiter der Justizanstalt Simmering war, ist er nun in der Generaldirektion tätig. Dort ist er als Abteilungsleiter im Justizministerium für Sicherheit, Bauwesen und Aufsicht im Strafvollzug zuständig. Privat ist der 48-Jährige bei der Freiwilligen Feuerwehr Höflein als Kommandant im Einsatz und ist nicht zuletzt auch dafür bekannt, dass er nebenbei Mangalitza-Schweine züchtet.

Josef Schmoll

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Anne-Maria Neubauer zeigte Schmoll eines seiner Hobbys: Privat züchtet er gemeinsam mit seiner Frau Mangalitza-Schweine

noe.orf.at: Sie sind der neue Chef von 16.000 Freiwilligen in Niederösterreich und haben bereits angekündigt, dass es einer Ihrer Ziele ist, dass es noch mehr werden. Wie sehen Sie denn die Solidarität und die Hilfsbereitschaft der Niederösterreicher? Man hat oft den Eindruck, es wird alles immer unverbindlicher heutzutage?

Josef Schmoll: Ich möchte diese Meinung nicht ganz teilen, denn die Hilfsbereitschaft ist groß. Nur manchmal trauen sich die Leute nicht, den ersten Schritt zu setzen, um zu helfen oder zur einer Organisation wie dem Roten Kreuz zu gehen und zu sagen ‚Ich will mitarbeiten‘. Hier müssen wir die Dinge richtig anpacken, damit wieder viel Zulauf kommt.

noe.orf.at: Sie haben als Rettungssanitäter angefangen, haben dann sämtliche Positionen beim Roten Kreuz durchlaufen und wissen daher ganz genau, was es braucht, damit das System funktioniert. Welcher Bereich ist Ihnen ein besonders wichtiges Anliegen?

Josef Schmoll: Es geht darum, nach vorne zu schauen und mehr Angebote für demente Personen zu bieten, damit die Leute in der Betreuung des Roten Kreuzes einige Stunden verbringen können, sich auch wohl fühlen und aus ihren eigenen vier Wänden heraus kommen. Und auch die pflegenden Angehörigen möchten wir dadurch zumindest zeitweise entlasten.

noe.orf.at: Derzeit stehen die Finanzverhandlungen mit der Sozialversicherung bevor. Halten Sie es für fahrlässig, im Rettungswesen den Sparstift anzusetzen?

Josef Schmoll: Auf der einen Seite unterstützen uns ständig die Gemeinden Niederösterreichs. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Diskussionen mit dem Sozialversicherungsträger. Und im Vergleich mit den anderen Bundesländern müssen wir auch in Niederösterreich eine Lösung finden, damit der Rettungs- und Krankentransportdienst ausfinanziert ist.

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Im Laufe seiner Karriere beim Roten Kreuz war Schmoll auch oft im Auslandseinsatz

noe.orf.at: Sie waren bei vielen nationalen und internationalen Katastropheneinsätzen dabei. Auch nach dem Amoklauf 2013 in Annaberg waren Sie im Einsatz. Das war vermutlich einer der schwärzesten Tage, nachdem damals auch Kollegen ums Leben gekommen sind. Haben Sie eigentlich nie überlegt, aufzuhören?

Josef Schmoll: Aufzuhören war für mich nie ein Thema und wird auch nie ein Thema sein, weil man irrsinnig viel Dankbarkeit zurückbekommt. Man muss bedenken, dass es auch mir oder meiner Familie ein Unglück passieren könnte. Da ist man selbst auch froh, wenn einem geholfen wird.

noe.orf.at: Sie haben einmal einen schönen Satz gesagt: „Helfen macht süchtig“. Wie haben Sie das gemeint?

Josef Schmoll: Wenn man Jahrzehnte lang vielen Menschen geholfen hat, dann merkt man, sie alle haben die Hilfe gebraucht. Und das macht glücklich.

Das Gespräch mit Josef Schmoll führte Anne-Maria Neubauer, noe.ORF.at.

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