Regierungsviertel vor 20 Jahren eröffnet

Am Leopolditag 1996 wurde nach Vollendung der ersten Bauabschnitte das Regierungsviertel mit einem Zwei-Tage-Fest eröffnet, zehn Jahre nach der Volksbefragung, die St. Pölten zur Landeshauptstadt gemacht hatte.

Dort, wo sich vor 30 Jahren noch eine Kleingartensiedlung und ein Fußballplatz befanden, steht heute das Regierungsviertel in St. Pölten, der jüngsten Landeshauptstadt Österreichs. Die Errichtung wurde 1986 notwendig, nachdem sich in einer Volksbefragung 56 Prozent der teilnehmenden Niederösterreicher und Niederösterreicherinnen für eine eigene Landeshauptstadt ausgesprochen hatten.

Bauverzögerungen als ständiger Begleiter

Immer wieder kam es zu Bauverzögerungen, zuerst wegen langer Grundstücksverhandlungen, dann unter anderem wegen extrem kalter Winter. Zu Leopoldi 1996 wurde schließlich das von Ernst Hoffmann geplante Landhaus von Erzbischof Christoph Schönborn gesegnet, die Landhauskapelle vom damaligen Diözesanbischof Kurt Krenn. Aus dem ganzen Land waren Interessierte zu dem zwei Tage dauernden Fest angereist. „Gemma Regierungsviertel schau’n“, lautete die Devise.

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Bilder von vor 20 Jahren

Die Bevölkerung ist eingeladen, sich ein Bild vom neuen Sitz der Landesregierung und des Kulturbezirks zu machen.

Mit einem Festkonzert der Niederösterreichischen Tonkünstler wurde das Festspielhaus von Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) eröffnet. Alt-Landeshauptmann Siegfried Ludwig (ÖVP), der maßgeblich für die Hauptstadtwerdung verantwortlich zeichnete, war Ehrengast. Auch der Klangturm wurde mit einer Live-Performance seiner klingenden Bestimmung übergeben.

Es wird ruhig im Regierungsviertel

Nach den ersten euphorischen Jahren kehrte langsam Ruhe in den Landhausboulevard ein. Ein Geschäft nach dem anderen musste wegen mangelnder Kundenfrequenz schließen. In die leeren Lokale zogen nach und nach Service-Institutionen des Landes und Bürgerbüros ein. Bis heute empfinden viele St. Pöltner das Regierungsviertel als Fremdkörper in der Stadt.

Die Bevölkerungszahl der neuen Landeshauptstadt wuchs nicht in diesen Jahren, wie von Experten prognostiziert worden war, sie schrumpfte sogar. Erst vor wenigen Jahren änderte sich der Trend. Heute weist St. Pölten wieder mehr als 50.000 Bewohner auf. Es gibt mehr Jobs als Einwohner, die Bundeshauptstadt Wien ist durch die Hochleistungsstrecke der ÖBB in 25 Minuten erreichbar.

Das Regierungsviertel entwickelt sich weiter

Für Norbert Steiner, den ehemaligen Vorsitzenden der Landeshauptstadtplanungsgesellschaft, trug das Regierungsviertel maßgeblich zur städtebaulichen Weiterentwicklung der Stadt in Richtung Osten bei. Das Regierungsviertel wird immer mehr von Wohn- und Geschäftsgebäude östlich der Traisen ergänzt.

„Heute haben sich viele Institutionen im Umkreis des Landhauses angesiedelt. Das Landhaus kann man meines Erachtens immer noch anschauen, es ist eine imponierende Architektur. Das eine oder andere hätte man anders machen können, aber insgesamt ist es ein gelungenes Projekt“, lautet Norbert Steiners Bilanz 20 Jahre nach der Eröffnung.

Budget für den Bau unterschritten

Positiv aus Sicht der Steuerzahler: Das Budget von 6,7 Milliarden Schilling wurde um 250 Millionen Schilling sogar unterschritten. So konnte aus der geplanten Ausstellunghalle ein vollwertiges Landesmuseum, das Museum Niederösterreich, erwachsen. Aus einem budgetierten Konzertsaal wurde das Festspielhaus. Das Budgetziel wurde durch den Verkauf etlicher Grundstücke und Immobilien in Wien erreicht, der Vermietung der ehemaligen Regierungsgebäude Herrengasse 9 - 13 in Wien und der Teilprivatisierung der EVN.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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