Pröll: „Populismus löst keine Probleme“

Vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft hat Landeshauptmann Erwin Pröll in seiner Rede am Dienstagabend zum Abschluss des Landesfeiertages in Grafenegg gewarnt. Er warnte davor, dem Populismus zu verfallen.

Der Landesfeiertag fand seinen Abschluss im Auditorium von Grafenegg (Bezirk Krems). Etwa 1.200 Gäste waren zu der Festveranstaltung gekommen. In seiner Rede warnte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) vor einer Verrohung und Polarisierung in der Gesellschaft. Es gelte gerade jetzt in schwierigen und herausfordernden Zeiten, den Zusammenhalt zu fördern.

Je mehr die Gesellschaft auseinanderdrifte, umso mehr sei man gefordert, zusammenzustehen. Populismus sei da ein gefährlicher und falscher Weg. „Es genügt nicht, die Probleme zu benennen, sondern es geht in erster Linie darum, die Probleme zu lösen. Das ist auch der Unterschied zwischen denen, die es politisch ernst meinen und denen, die auf der populistischen Welle dahinschwimmen“, erklärte Pröll.

Standpunkte werden extremer und Gräben tiefer

Es sei klar zu erkennen, dass die Standpunkte extremer und die politischen Gräben tiefer werden. Die Menschen hätten Angst, von dem rasanten Tempo der gesellschaftlichen Umbrüche mitgerissen zu werden. Viele hätten Sorge, sich durch die vielen Veränderungen nicht mehr zurechtzufinden. „Der so wichtige Zusammenhalt entstehe einerseits durch die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte, andererseits auch aus einer gemeinsamen Verpflichtung gegenüber den Generationen vor und nach uns“, sagte Pröll.

Landesfeiertag Grafenegg

Erich Marschik

1.200 Gäste waren zu der Festveranstaltung in Grafenegg gekommen

Den nächsten Generationen Chancen geben

Man müsse der nächsten Generation Chancen geben und nicht Chancen nehmen. Es gehe darum, persönliche Entfaltung zu erlauben, familiäres Glück zu finden, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten, Wissen und Bildung zu ermöglichen und kreatives Schaffen zu beflügeln, so der Landeshauptmann. Daher sei es wichtig, am Zusammenhalt im Land zu arbeiten, wichtig seien die Stimmen der Vernunft, welche die unterschiedlichen Meinungen zusammenführen.

Wobei es klar sei, das Gefühl des Zusammengehörens könne man nicht verordnen, das müsse man spüren und darum müsse man sich jeden Tag aufs Neue bemühen. Es gehe um wichtige Werte wie Leistungswille, Menschlichkeit, Eigeninitiative, Gerechtigkeit oder auch Freiwilligkeit, die es zu bewahren gelte, sagte Pröll.

Krassnitzer: „In Europa gehen viele Werte verloren“

Deutliche Worte der Kritik an dem Verlust vieler Werte fand dann der Schauspieler Harald Krassnitzer, der als Festredner eingeladen war. Er warf einen pessimistischen Blick auf die Entwicklung der Gesellschaft und Europas.

„Was ist falsch am europäischen Nährboden, so falsch, dass er sich mit Sonntagsreden nicht mehr düngen lässt? Die Bürger verzichten zunehmend auf ihre Beteiligung an demokratischen Prozessen. Wohl auch, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Stimme nicht mehr repräsentiert ist“, führte Krassnitzer aus. Er warnte auch vor einer zunehmenden Digitalisierung, der sich der Mensch unterordne, ohne dabei zu bedenken, dass er sich einem System ausliefere, das er in Wirklichkeit nicht mehr kontrollieren könne, sondern das ihn kontrolliere.

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