Karner ist Ehrendoktor an Moskauer Universität

Die Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität (RGGU) in Moskau hat den Historiker Stefan Karner mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Er wirkte u.a. führend beim Konzept für das Haus der Geschichte in St. Pölten mit.

Der Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgen-Forschung mit Sitz in Graz, Wien und Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) und Vorstand am Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Universität Graz werde „für seine großen Verdienste auf dem Gebiet der Wissenschaft, Aufklärung, Kultur und internationale Beziehungen“ gewürdigt, erklärte Universitätsrektor Jewgeni Iwachnenko in der feierlichen Zeremonie in Moskau.

Ein Dutzend russischer Archivdirektoren und Historiker lobten in ihren Reden das langjährige Engagement des gebürtigen Kärntners, der auch als Co-Vorsitzender der österreichisch-russischen Historikerkommission fungiert, als wissenschaftlicher Leiter mehrere Ausstellungen in Niederösterreich gestaltete (u.a. die Landesausstellung 2009 „Österreich. Tschechien. geteilt - getrennt - vereint“) sowie bei der Konzeption des künftigen Haus der Geschichte Niederösterreich mitgewirkt hatte. Österreichs Botschafter in Moskau, Emil Brix, beschrieb die Auszeichnung als „Ausdruck für unsere ausgezeichnete Kooperation auf dem Gebiet der Wissenschaft“.

Stefan Karner

Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung

Stefan Karner bei seiner Dankesrede in Moskau

Die Verleihung in Moskau erfolgte während des derzeit laufenden großen Projekts zum „Zerfall der Sowjetunion 1991“, das vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung gemeinsam mit russischen Archiven, der Russischen Akademie der Wissenschaften und der amerikanischen Harvard Universität durchgeführt wird.

„Höhepunkt in meinem wissenschaftlichen Leben“

„Das ist der Höhepunkt in meinem wissenschaftlichen Leben“, bedankte sich Stefan Karner, der auf seinen geplanten Festvortrag zum Untergang der Habsburgermonarchie verzichtete und über seine Recherchen in russischen Archiven erzählte. Begonnen habe alles, referierte der 63-Jährige aus einem Tagebucheintrag vom 14. September 1991, mit einem Treffen in Swerdlowsk (seit dem 23. September 1991 Jekaterinburg, Anm.), wo ihm ein junger Historiker von einem Moskauer „Sonderarchiv“ mit Akten zu allen ehemaligen Kriegsgefangenen berichtet habe. Zwei Tage später sei er, Karner, erstmals im besagten Archiv aufgetaucht.

Das Ergebnis war ein umfangreiches wissenschaftliches Projekt zur Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion, das Karner erstmals auch einer breiteren Öffentlichkeit in Österreich bekannt machte. 11.000 Österreicher erhielten dadurch Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen.

Vor Karner hatten bereits Michail Gorbatschow, James Willington, Direktor der Library of Congress in Washington, oder die Zeithistoriker Jürgen Kocka aus Berlin und Gabriel Gorodetzky aus Oxford die Ehrendoktorwürde der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität in Moskau erhalten.

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